Vor dem Division-Duell mit Indianapolis Colts: Die offensiven Baustellen der Houston Texans
Vor Division-Duell mit den Indianapolis Colts: Die offensiven Baustellen und Probleme der Houston Texans
Mit der Sperre von Wide Receiver Will Fuller und einigen Verletzungen stehen die Houston Texans vor dem Division-Duell gegen die Indianapolis Colts am Sonntag (ab 18 Uhr im Livestream auf ran.de) vor einem offensiven Scherbenhaufen. Nach der Entlassung von Head Coach Bill O'Brien nach Woche 4 gesellen sich nun zu den bestehenden Problemen auch noch weitere dazu - nämlich personeller Art. ran.de stellt die Baustellen und Probleme der Texans-Offense vor und zeigt, warum das Duell mit den Colts trotz schlechter Ausgangsposition dank einer Person zum spannenden Division-Kracher werden könnte.
Wide Receiver: Verlust von Will Fuller wiegt schwer
Wie ein Paukenschlag traf es die Houston Texans, als sie von der Suspendierung ihres Star-Receivers Will Fuller erfahren haben. Fuller wurde seitens der NFL für sechs Saisonspiele gesperrt, was die laufende Spielzeit für ihn vorzeitig beendet. So soll ihm ein Arzt ein Medikament verschrieben haben, was entgegen der Behauptung des Mediziners von der NFL verboten ist. Aus sportlicher Sicht bedeutet dies für die Texans der offensive Super-Gau. Mit 53 Receptions, 879 Scrimmage Yards sowie acht Touchdowns führt Fuller nicht nur die teaminternen Statistiken an, auch ligaweit liegt er mit diesen Zahlen teilweise in den Top 10. Nach dem Abgang von DeAndre Hopkins avancierte Fuller zum Lieblingsziel von Deshaun Watson und sorgte für einige "Big Plays" - besonders letzteres dürfte den Texans im Saison-Endspurt fehlen.
Wide Receiver: Brandin Cooks und dann lange nichts
Nach dem Trade von Hopkins zu den Arizona Cardinals setzten die Texans bei den Receivern auf das Motto "Masse statt Klasse" und stellten Fuller mit Brandin Cooks und Randall Cobb zwei erfahrene Receiver zur Seite. Mit Kenny Stills und Keke Coutee hatte man zudem zwei Speedster für die Tiefe im Kader. Vor allem nach der Entlassung des ehemaligen Head Coaches Bill O'Brien schien dieses Konzept voll aufzugehen. Nun stehen die Texans auf der Receiver-Position vor echten Problemen. Da Fuller suspendiert und Randall Cobb aufgrund einer Verletzung am Zeh auf der Injured-Reserve-Liste steht, ist Cooks mittlerweile der einzige Wide Receiver von Format im Kader. Kenny Stills, der nun die Rolle von Fuller ausfüllen könnte, wurde von den Texans vor Woche 12 entlassen. Keke Coutee springt deshalb im Depth Chart gleich drei Positionen nach vorne und dürfte gegen die Indianapolis Colts starten.
Running Back: David Johnson noch nicht die erhoffte Hilfe
Im Zuge des Hopkins-Trades wechselte neben einem Zweitrunden-Pick auch Running-Back-Routinier David Johnson nach Houston. Galt Johnson vor wenigen Jahren noch als einer der besten Running Backs der Liga, konnte er seitdem nur selten an seine besten Zeiten anknüpfen. Zu Beginn der Saison schien es, als würde er 28-Jährige in Houston seinen zweiten Frühling erleben können. So wirkte der Running Back deutlich frischer und beweglicher als in der vergangenen Saison, verpasste es aber die ganz großen Zahlen auf das Papier zu bringen. In seinen neun absolvierten Partien kommt Johnson auf 408 Rushing Yards und zusätzliche 161 Receiving Yards. In Woche 9 zog er sich dann eine Gehirnerschütterung zu und ist seitdem auf der Injured-Reserve-Liste.
Running Back: Rushing-Offense als zweitschlechteste der gesamten Liga
Mögen die individuellen Statistiken von David Johnson (l.) maximal ordentlich sein, ist die gesamte Rushing Offense mit Backfield-Kollege Duke Johnson (r.) aus statistischer Sicht die zweitschlechteste der gesamten Liga. Nach dem zwölften Spieltag stehen die Texans neben den Chicago Bears (904 Rushing Yards) als einziges Team unter 1000 Rushing Yards in der NFL. Besonders bitter: 293 der insgesamt 923 Yards über den Lauf erzielte Quarterback Deshaun Watson. Zieht man zudem die zwei erlaufenen Touchdowns von Watson ab, stehen die Texans als Team gerade einmal bei vier Rushing Touchdowns in der Saison. Zum Vergleich: Back-Up-Running-Backs von anderen Teams wie Jordan Howard, Latavius Murray oder Jeff Wilson Jr. haben ebenfalls bereits vier Rushing Touchdowns auf dem Konto. Das kriselnde Backfield dürfte auch gegen die Indianapolis Colts ihre Probleme bekommen, schließlich stellen diese die siebtbeste Defense gegen den Lauf.
Tight End: Jordan Atkins und Darren Fells müssen Watson unterstützen
Vor der Saison galt die Tight-End-Position bei den Texans als eine ihrer Stärken. Mit Jordan Atkins und Darren Fells hat man hier zwei unterschiedliche Typen von Tight Ends, die variabel eingesetzt werden können. Während Jordan Atkins vor allem bei Yards nach dem Catch punkten kann, ist Fells ein zuverlässiges Red-Zone-Target für Deshaun Watson. Beide verpassten während der Saison schon mehrere Spiele aufgrund von Verletzungen, was sich auch in den Statistiken zeigt. Mit nur jeweils 275 Receiving Yards stehen beide im hinteren Mittelfeld unter den NFL-Tight-Ends in dieser Kategorie. Während Atkins bislang einen Touchdown erzielen konnte, steht Fells mit drei erzielten Touchdowns recht ordentlich da. Durch den Wegfall von Fuller erwarten viele Experten, dass die Tight-End-Position in den kommenden Wochen entscheidend für Watson und Co. werden könnte.
Offensive Line: Weniger Möglichkeiten für Watson - mehr Verantwortung für seine Beschützer
Durch den Wegfall der zuverlässigen offensiven Anspielstationen ist der Erfolg von Watson in den kommenden Wochen auch von der Offensive Line abhängig. Die Leistungen der Texans-O-Line in dieser Saison ist zwar schwankend, doch in den vergangenen Wochen auf dem Weg der Besserung. Während Watson in den ersten vier Wochen noch viermal pro Spiel im Schnitt gesacked wurde, kassierte er in den vergangenen vier Wochen nur noch 1,5 Sacks pro Spiel. Insgesamt wurde der Signal-Caller bereits 28-mal gesacked, womit die Texans-O-Line die sechstmeisten Sacks in der NFL zugelassen hat. Zum gleichen Zeitpunkt in der vergangenen Saison wurde er bereits 35-mal von einem gegnerischen Verteidiger auf die Hörner genommen. Mit bislang 23 gelungenen Sacks steht der Pass-Rush der Colts nur im Mittelfeld der NFL, weshalb eine starke O-Line ein Weg zum Sieg für die Texans sein könnte.
Quarterback: Deshaun Watson als "Last Man Standing"
Trotz der Rückschläge spielt Quarterback Deshaun Watson schon die gesamte Saison auf einem überragenden Niveau und sticht als Lichtblick in der wackeligen Texans-Offense heraus. Mit 3201 Passing Yards befindet er sich hier auf dem vierten Platz unter den NFL-Quarterbacks. Mit 24 geworfenen Touchdowns schrammt er auf dem sechsten Platz nur knapp an der Top 5 vorbei. Besonders beeindruckend in dieser Saison ist, wie akkurat Watson die Bälle trotz der hohen Yard-Anzahl verteilt. Mit einem durchschnittlichen Quarterback-Rating von 112.5 steht er unter den Quarterbacks auf dem dritten Platz hinter Aaron Rodgers und Patrick Mahomes. Mit lediglich fünf Interceptions und einem Fumble sorgt er in dieser Saison kaum für Turnover in seinem Spiel. Die Offense der Houston Texans hat zwar viele Baustellen, doch ein Deshaun Watson in dieser Form macht das Spiel gegen die Indianapolis Colts zumindest zu einer spannenden Angelegenheit.