Tampa Bay Buccaneers
Antonio Brown bei den Tampa Bay Buccaneers: Der Triumph des Skandal-Profis
- Aktualisiert: 10.02.2021
- 08:46 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Nachdem Antonio Brown in den vergangenen Jahren einen Skandal nach dem anderen fabrizierte, schrieb er mit dem Super-Bowl-Sieg nun wieder sportliche Schlagzeilen. Die Zukunft des Wide Receivers ist allerdings völlig offen.
München/Tampa Bay - Ob die Worte nun ernst gemeint waren oder nicht: Kevin Colbert versuchte zumindest, sich für seinen Ex-Spieler Antonio Brown zu freuen.
"Ich war glücklich, dass AB eine Super-Bowl-Trophäe gewonnen hat", sagte der General Manager der Pittsburgh Steelers in einem Radiointerview. "Das ist etwas Einzigartiges. Diese Trophäe zum ersten Mal zu gewinnen, bleibt ewig in Erinnerung. Ich freue mich für jeden Ex-Steeler, der das erreicht."
Der Wide Receiver der Tampa Bay Buccaneers hatte mit seinem Touchdown großen Anteil an dem Sieg gegen die Kansas City Chiefs.
In dieser einen Szene, in der er sich gekonnt von dem Safety Tyrann Mathieu wegdrehte und den Pass von Tom Brady fing, erinnerte der 32-Jährige kurz an den Superstar der vergangenen Tage.
An jenen Brown also, der bei den Pittsburgh Steelers einst als der beste Wide Receiver der NFL galt. Sieben Mal stand er im Pro Bowl, zwei Mal war er der Receiving Yards Leader, zwei weitere Male der Receptions Leader.
Möbel aus dem Fenster geschmissen
Kein Passverteidiger konnte ihn wirklich stoppen. Nur einem gelang das – und zwar ihm selbst. Brown ist das beste Beispiel für einen Superstar, der sich innerhalb kürzester Zeit alles kaputt gemacht hat.
Das ging bereits 2018 in Pittsburgh los: Er warf Möbel aus dem 14. Stock und hätte dabei fast ein 22 Monate altes Kind getroffen, fuhr deutlich zu schnell Auto, kritisierte öffentlich seine Rolle bei den Steelers und forderte nach einem Trade.
Bei den Oakland Raiders, bei denen er im Jahre 2019 unterkam, setzte sich sein Absturz fort. Er schwänzte Trainingseinheiten, weil er nicht damit einverstanden war, dass die Liga den von ihm getragenen Helm untersagte. Im September 2019 erfolgte die Entlassung.
Vergewaltigungs-Vorwürfe mit Konsequenzen
Auch sein Intermezzo bei den New England Patriots war nur von kurzer Dauer. Seine ehemalige Trainerin Britney Taylor beschuldigte ihn der Vergewaltigung. Brown bestritt die Vorwürfe. Nur sechs Tage später behauptete eine zweite Frau allerdings ähnliches.
Und das war noch nicht einmal alles: unbezahlte Rechnungen, Wutausbrüche, Diebstahl, ein vermeintlicher Rücktritt – Brown produzierte eine negative Schlagzeile nach der anderen.
Die Patriots entließen ihn nach lediglich einem Spiel. Allerdings hatte er in diesem einen Spiel gezeigt, dass er noch immer ein Top-Receiver ist.
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Tom Brady lobt den Football-IQ von Brown
Daran erinnerte sich Tom Brady offenbar, als er sich bei den Tampa Bay Buccaneers für eine Verpflichtung von Brown stark machte. "Er hat einen unglaublichen Football-IQ", sagt Brady. "Zwischen Antonio und mir besteht einfach eine gute Verbindung."
Diese Verbindung ging so weit, dass er den Wide Receiver sogar in seiner Villa wohnen ließ. "Ich weiß, dass er nach etwas sucht, aber es ist einfach schön, ihn um sich zu haben", sagte Brady damals.
Wie herzlich sich dessen Ehefrau Gisele Bündchen und Brown nach dem Super Bowl umarmten war der beste Beweis dafür, dass der Receiver in der Familie Brady herzlich willkommen war und ist.
Eine "verrückte Reise mit Prüfungen und Widrigkeiten"
"Die letzten eineinhalb Jahre waren eine verrückte Reise mit vielen Prüfungen und Widrigkeiten", sagt Brown.
"Ich habe vieles durchgemacht. Aber das hat mich nicht aufgehalten. Ich wollte nicht aufgeben. Ich bin sehr hartnäckig, haben einen Plan gemacht, meine Ziele aufgeschrieben und mir klar gemacht, was ich von meinem Leben erwarte."
Und weiter: "Ich habe es nicht nur meinen Zweiflern bewiesen, sondern auch mir selbst. Ich kann noch immer auf höchstem Niveau Football spielen." In den acht regulären Saisonspielen, die er für Tampa Bay bestritt, fing er Pässe für 483 Yards und vier Touchdowns. In den Playoffs ließ er zwei weitere Touchdowns folgen.
Der Super-Bowl-Sieg ist nun die Krönung seiner Karriere: "Ich bin super dankbar, eine bessere Story hätte man nicht schreiben können."
Brown will keine "Steinschleuder" sein
Völlig offen ist allerdings, wie es nun mit Brown weitergeht. Sein Vertrag in Tampa Bay ist ausgelaufen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Vergewaltigungsvorwürfe noch immer auf ihm lasten. Der Zivilprozess mit seiner Ex-Trainerin wurde auf den 6. Dezember 2021 terminiert.
Es lässt sich kaum vorhersagen, bei welchem NFL-Team Brown dann unter Vertrag stehen wird – und ob überhaupt. Ist er dazu in der Lage, sich noch einmal über einen längeren Zeitraum tadellos in einer Mannschaft einzugliedern?
Brown gibt sich geläutert: "Du darfst keine Steinschleuder sein, wenn dich jemand attackiert. Man muss vergeben und optimistisch sein."
Bleibt abzuwarten, ob er sich an seine eigenen Worte halten wird.
Oliver Jensen
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