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Er verdiente 11 Dollar die Stunde

Bernard Reedy: NFL-Profi mit außergewöhnlichem Nebenjob

  • Aktualisiert: 03.02.2018
  • 22:29 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
Article Image Media
© Getty Images

Am Sonntag steht Bernard Reedy mit den New England Patriots im Super Bowl. In zwei Wochen wird er wieder seinen alten Job aufnehmen und Schwerstkranke kutschieren. Der Wide Receiver ist der vielleicht größte Wohltäter der NFL.

New England/München - Es klingt wie eine Geschichte aus dem Märchenbuch: Vor einem Monat jobbte Bernard Reedy noch als Fahrer und verdiente elf Dollar pro Stunde. Am heutigen Sonntag steht er im Super Bowl LII im Aufgebot der New England Patriots und könnte an der Seite von Superstars wie Tom Brady und Rob Gronkowski seine erste Meisterschaft gewinnen. "Das fühlt sich total surreal an", sagte der Wide Receiver gegenüber "ESPN". (ProSieben Maxx überträgt ab 20:15 den Super Bowl Countdown)

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Vier Spielzeiten, sechs Entlassungen

Seine Karriere verlief schleppend: Erst im Draft 2014 nicht ausgewählt, dann bei den Atlanta Falcons zum Saisonstart entlassen. Ein halbes Jahr war er ein arbeitsloser Profi, ehe er bei den Tampa Bay Buccaneers unterkam. Im November 2017 war auch dort Schluss.

Groß in Erscheinung getreten war er bis dahin nicht. In seiner gesamten Karriere hatte er insgesamt nur zwei Catches und drei Läufe vorzuweisen – einer endete auch noch mit einem Fumble. Seine Profilaufbahn hätte schon längst beendet sein können. Bis heute erlebte Reedy sechs Cuts innerhalb von vier Spielzeiten.   

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"Ich habe im Sport viel durchgemacht, die anderen im Leben"

Doch Reedy ist kein Mensch, der deshalb mit dem Schicksal hadert. Sein Job hielt ihm vor Augen, dass es anderen Menschen viel schlechter geht. Als Fahrer kutschierte er nicht etwa reiche Geschäftsleute oder Prominente herum, sondern Menschen, bei denen das Schicksal hart zugeschlagen hat - und zwar so richtig.

Es waren Menschen mit tödlichen Krankheiten, mit Schlaganfällen oder Herzinfarkten. Es waren Menschen, die einen schweren Unfall erlitten, plötzlich im Rollstuhl saßen und ihren Alltag nicht mehr ohne fremde Hilfe bestreiten konnten.

"Ich habe oft über diese Menschen nachgedacht", erzählt der 26-Jährige. "Ich habe im Sport viel durchgemacht, aber diese Menschen haben im ganzen Leben viel durchgemacht. Was ist mit den Leuten, die plötzlich nicht mehr laufen können? Deren Probleme sind viel ernster als meine Probleme je waren."

Hurrikan Irma: Reedy war zur Stelle

Selbst wenn er einen dicken Profivertrag in der Tasche hatte, war er speziell in der Offseason weiter für die Bedürftigen zur Stelle. Während andere NFL-Stars sich über dicke Autos und teure Uhren definieren, gilt seine Aufmerksamkeit den Erkrankten.

Eine kleine Anekdote: Als Hurrikan Irma Anfang September durch Florida wütete und sich die Spieler von den Tampa Bay Buccaneers per Charterflug aus der Gefahrenzone bringen ließen, blieb Reedy zurück. Er setzte Gesundheit und Leben aufs Spiel, um fünf Bedürftige zu einer Notunterkunft zu bringen. "Er hat einfach ein großes Herz", sagt sein Arbeitgeber Vince Cocks von "Car Ride".

Mitte November wurde Reedy aus dem Kader der Buccaneers gestrichen, um zwei Tage später im Practice Squad der Patriots aufgenommen zu werden. Am 3. Januar folgte auch dort wieder die Entlassung. Kurz darauf klingelte das Telefon bei Vince Cocks: "Er sagte, Mr. Cocks, darf ich wieder eine Weile für sie arbeiten?" Er durfte und er tat es. Zumindest so lange, bis die Patriots ihn am 17. Januar wieder zurückbeorderten.

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Belichick: "Er ist ein großartiger Kerl"

Nun steht er nicht mehr im Practice Squad, sondern im offiziellen Kader. Das heißt: Er wäre eine Option für den Super Bowl. "Er ist ein großartiger Kerl", sagt Head Coach Bill Belichick. "Manchmal können wir ihm eine Chance geben, manchmal auch nicht. Aber unabhängig davon arbeitet er immer hart an sich und versucht alles, um dem Team zu helfen."   

Den Football-Fans mag Bernard Reedy bislang eher kein Begriff gewesen sein. Für seine Kunden hingegen ist er der vielleicht größte Star der Welt. So zum Beispiel für Carlos Velez, einem 70-jährigen Kriegsveteran, der beinahe komplett erblindet ist. "Er ist ein richtig netter Mensch", sagt er über Reedy. "Selbst wenn er der beste Football-Spieler der Welt wäre, würde er wieder zu uns armen Leuten zurückkommen."

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Nach dem Super Bowl ist vor der Arbeit

Im Falle von Bernard Reedy ist das keine Phrase, sondern Realität. Obwohl der Passempfänger bereits einen Vertrag für die kommende Saison in der Tasche hat, möchte er zwei Wochen nach dem Super Bowl wieder seinen alten Job aufnehmen. "Die Arbeit hört nicht einfach auf", stellt er klar. "Es gibt noch immer viele Menschen, die Hilfe brauchen."

Er ist sich als NFL-Profi nicht zu schade, diese zu leisten.

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