Super Bowl LV am 7. Februar ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de
Buccaneers-Receiver Mike Evans: Einer der Besten steht endlich im Fokus
- Aktualisiert: 03.02.2022
- 17:33 Uhr
Er hatte nicht die leichteste Kindheit, hat es zum NFL-Profi geschafft und ist auf dem Boden geblieben. Seit Jahren ist Mike Evans einer der Top-Receiver der Liga und bekam nur wenig Aufmerksamkeit. In dieser Saison steht er endlich im Fokus.
Tampa Bay/München - Seit Jahren spielt Mike Evans in der NFL auf Top-Niveau. Die große Aufmerksamkeit hat der Wide Receiver der Tampa Bay Buccaneers aber nie bekommen - bis jetzt!
Vor seinem ersten Super Bowl gegen die Kansas City Chief (Sonntag ab 22:40 Uhr live auf ProSieben und ran.de) wird viel über den 27-Jährigen gesprochen. Und das absolut zurecht. Evans ist der heimliche Star der Buccaneers-Offensive und brach in dieser Saison sogar einen Rekord.
Mit Tom Brady hat der Receiver in dieser Saison zwar erstmals einen elitären Quarterback hinter sich, trotzdem ist die aktuelle Spielzeit nicht die erste, in der Evans fantastische Zahlen auflegt.
Jüngster Spieler mit 6.000 Receiving Yards
Sieben Saisons in der NFL, immer über 1.000 Receiving Yards, aber nie Playoffs. In der aktuellen Saison wurde Evans zum jüngsten Receiver, der die 6.000-Yards-Marke knackte. Die Leistungen des 7. Overall-Picks des 2014er Drafts sind nicht nur gut, sie sind auch bemerkenswert konstant und der Grund, warum Quarterback Tom Brady ihn zu seiner ersten Anspielstation machte.
Die Statistiken der Regular Season: 70 Receptions für 1.006 Yards, 55 First Downs, 13 Touchdowns. In all diesen Statistiken führte Evans die Buccaneers-Offense an. Und doch wird nur über Brady gesprochen.
Aber Aufmerksamkeit braucht Evans ohnehin nicht. Seine Demut und Bodenständigkeit macht ihn zu dem Spieler, der er ist. Und das ist erstaunlich, ob der Vergangenheit des Buccaneer-Stars.
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Evans erlebte schwere Kindheit
Ein Rückblick: Als er am 21. August 1993 im texanischen Galveston zur Welt kam, war seine Mutter Heather gerade einmal 14 Jahre alt.
Eines Nachts im Jahre 2002, Evans war neun Jahre alt und schlief friedlich in seinem Bett, veränderte sich sein Leben um 180 Grad. "Die Polizei hatte mich und meine Schwester aufgeweckt und gesagt: Ihr müsst mit uns kommen", erinnerte sich Evans bei "ESPN".
Erst später erfuhr er, was kurz zuvor geschehen war: Sein Vater Mickey wurde ermordet – und zwar vom Bruder seiner Mutter. Erst hatte er auf ihn geschossen und ihn dann mit einem Taschenmesser erstochen.
Evans hatte seinen Vater verehrt. Er wusste nicht, dass dieser Mann auch eine andere Seite hatte – und zwar eine gewalttätige. Einmal schlug er seiner Freundin Heather eine Bierdose ins Gesicht, sodass sich ihre Lippe aufspaltete. Dafür kam er mit 30 Tagen Arrest davon.
Ein Vorbild auf und neben dem Platz
Der Journalist Dan Lindberg, der diese Geschichte für "ESPN" noch einmal aufrollte, erklärt: "Mike hat seinen Onkel später oft im Gefängnis besucht und viel mit ihm gesprochen. Im Laufe der Zeit hat Mike gelernt, ihm zu vergeben."
Sein Onkel sitzt noch immer im Gefängnis und wird dies bis zu seinem Lebensende tun. Im Jahre 2006 beging er einen zweiten Mord und tötete im Gefängnis seinen Zellengenossen.
Doch Evans lernte aus dieser Zeit: Er gründete im Dezember 2017 die Mike Evans Family Foundation, um sich für Heranwachsende aus einkommensschwachen Familien einzusetzen und sich zudem gegen häusliche Gewalt zu engagieren: "Ich bin selber in einem Haushalt mit häuslicher Gewalt aufgewachsen und weiß daher, wie schwierig das ist", sagt er.
Ein Vorbild auf und neben dem Platz. Denn die Fürsorge für seine Mitmenschen nimmt Evans auch mit aufs NFL-Feld. Andere Superstars mit einer solchen Ausbeute werden schneller ungeduldig. Immerhin hat Evans in sechs seiner sieben fantastischen Saison kein einziges Playoff-Spiel absolviert. Andere Profis streiken sich zum Trade, er noch nicht einmal im Ansatz.
Loyalität über alles - jetzt kommt der Lohn
Nie verlor der Star-Receiver ein schlechtes Wort über seine Mitspieler - insbesondere nicht über den vielkritisierten Quarterback Jameis Winston. Immer antwortete Evans mit Leistung und wurde nun erstmals belohnt.
Und auch der bodenständigste und demütigste Mensch der Welt geht da aus dem Sattel: "Big bro, man. I love you, man. One more. Let's go! We at home! We at home!", schrie Evans seinen Quarterback nach dem Einzug in den Super Bowl an. Mit Tom Brady kamen die Playoffs zurück nach Tampa Bay. Mit Evans war der Grundstein dafür aber schon jahrelang gelegt.
Am Ende zählt aber: Titel machen Stars. Und Mike Evans kann seinen ersten im Super Bowl 55 holen.
Justin Werner & Oliver Jensen
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