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"Can't Guard Mike": Michael Thomas zeigt es den Zweiflern
- Aktualisiert: 17.01.2019
- 12:01 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Michael Thomas gehört zu den Top-Receivern der Liga. Es seinen Zweiflern zu zeigen, hat ihn schon immer angetrieben. Das wird es auch am Sonntag (ab 20.45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) im NFC Championship Game gegen die Los Angeles Rams.
München/New Orleans – Sean Payton hat seine Entscheidung schnell bereut. Sehr schnell. Dabei hätte der Head Coach der New Orleans mit dem Crash rechnen, hätte es besser wissen müssen.
Crash. Genauso fühlte sich Payton nach dem Zusammentreffen mit Michael Thomas. Wie nach einem Autounfall.
Ein gesichtsloser Gegner
Payton hatte in der vergangenen Saison im Training wie so oft den Defensive Back gemacht. Es war sein erstes Mal gegen Thomas, und auch mit Sicherheit das letzte Mal. "Das Körperliche, das er gezeigt hat, war anders als alles, was ich jemals gefühlt habe", sagte Payton: "Mike hat eine Geschwindigkeit. Seine Mentalität ist: 'Egal, wer vor mir steht, du stehst mir im Weg'. Ich war ein gesichtsloser Gegner für ihn."
Diese Mentalität kennt Payton seit nunmehr drei Jahren, nachdem die Saints den Wide Receiver 2016 in der zweiten Runde an 47. Stelle drafteten. Als sechsten Receiver der damaligen Klasse.
Ein Affront. Für das Selbstverständnis des damals 23-Jährigen viel zu spät. Wobei das durchaus in sein Karrierebild passt.
In eine Laufbahn, die ihm immer das Gefühl gab: "Ich muss es mir mein ganzes Leben lang verdienen. So ist meine Geschichte: Ich habe einen Weg gefunden." Oder anders gesagt: Er hat es den Zweiflern gezeigt. Von denen gab es einige.
Ob nun an der Taft Carter High School, als ihn erst die beste Offseason, die sein damaliger Coach jemals gesehen hat, zu einem unfassbar starken Senior-Jahr führte.
Vorher war er zu klein, zu schmächtig und deshalb auch nur Ersatz, dafür ausgestattet mit einer großen Liebe für das Spiel, das ihm gegen die Enttäuschungen half.
"Risiken eingehen, diszipliniert sein, geerdet und fokussiert sein"
Wie auch die Arbeit mit seinem Vater an seinem Spiel und an seiner Athletik. Oder die Lektionen durch seinen Onkel, Keyshawn Johnson, dreimaliger Pro Bowler und Super-Bowl-Champion. Beide legten den Grundstein und bereiten Thomas bestmöglich vor, er zögerte nicht und griff zu. Ausgestattet mit den Eigenschaften eines Draufgängers: "Risiken eingehen, diszipliniert sein, geerdet und fokussiert sein."
Für weitere Herausforderungen. Wie an der Ohio State University. Auch dort lief es nicht von Anfang an, doch auch dort setzte er sich durch und dann auch echte Akzente. Irgendwann am College gab er sich selbst (!!) den Spitznamen "Can't Guard Mike".
Ganz klar: Das ist die Denkweise, die Top-Receiver haben müssen. So die Ansicht von Thomas, der als Kind ein Fan von NBA-Superstar Allen "The Answer" Iverson war. "Als Receiver hast du die Einstellung, dass dich keiner decken kann, und so willst du spielen und den Worten Taten folgen lassen", so Thomas.
Er lässt den Worten Taten folgen.
Seit dem Draft schließt sich bei den Saints so etwas wie ein Kreis, denn in den drei Jahren kam er in jeder Saison auf über 1000 Yards, von 1137 als Rookie über 1245 im zweiten und 1405 im dritten Jahr. Hinzu kommen 23 Touchdowns für den zweimaligen Pro Bowler, der in der NFL inzwischen unbestritten zu den besten seines Fachs zählt. Mehr Receptions (125) als er hatte 2018 keiner.
Doch das reicht Thomas nicht – er wirkt wie ein Gejagter, bei dem sich die Wegbegleiter nicht ganz einig sind: Wird er nun davon getrieben, es allen anderen immer wieder beweisen zu wollen, oder will er es in erster Linie sich selbst beweisen?
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Thomas' Komplex
Wird von ihm gesprochen oder über ihn geschrieben, hört und liest man oft: "He has a chip on his shoulder". Er hat also einen Komplex. Den Draft, die Zurückweisung, heißt es. Sein Coach glaubt das nicht, auch wenn Thomas zugibt, dass er es nicht vergessen kann, dass fünf Receiver vor ihm dran kamen.
"Wäre er an Nummer zwei ausgewählt worden, wäre er genauso, wie wir ihn heute erleben. Es ist nicht der Ärger, es ist sein Standard. Es geht mehr darum, die Nummer eins zu sein", sagt Payton. Quarterback Drew Brees schwärmt davon, wie Thomas in jedem Training jede Aktion so angehe, als gehe es um den Super Bowl.
Um den geht es am 3. Februar (ab 22:45 Uhr live auf ProSieben und ran.de), auf dem Weg nach Atlanta stehen den Saints am Sonntag (ab 20.45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) im NFC Championship Game "nur" noch die Los Angeles Rams im Weg. In der Regular Season gewannen die Saints 45:35, Thomas kam auf 211 Yards und einen Touchdown.
Es ist aber vor allem das Bild zu diesem Text, es stammt aus der Divisional Round gegen die Philadelpia Eagles, als Thomas einer der Hauptdarsteller bei dem historischen Drive über 11:29 Minuten und dem 20:14 war. Es ist eine Szene, die mehr sagt als 1000 Worte.
Fünf Verteidiger versuchen, den 25-Jährigen zu stoppen. Einer klammert sich dabei an die Beine, einer an den Rücken und den Hals, ein anderer versucht es von der Seite. Zwei sind zudem auf dem Sprung. Der Ball gehört jedoch Thomas.
Mann gegen Mann
Das ist der Saints-Receiver. Das ist sein Spiel. Mann gegen Mann. Mann gegen zwei Mann. Oder eben fünf, wenn es sein muss. Er sucht den Körperkontakt. Und macht dabei "einen großartigen Job", lobt Brees.
Alles für den großen Wurf. Die große Chance. "Ein Segen", wie Thomas erklärt. "Dafür arbeiten wir das ganze Jahr. Dafür sind Training Camp, OTAs, all die Meetings, die Zusatzschichten nach dem Training. Wir wollen jetzt weitermachen."
Er weiß: In den Playoffs geht es ums Gewinnen. Ums Ganze. Um alles oder nichts.
Darum, es allen zu zeigen. Mal wieder.
Andreas Reiners
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