NFL
Chargers: Der märchenhafte Aufstieg des Brandon Staley
- Aktualisiert: 02.03.2021
- 20:54 Uhr
- ran.de / Oliver Jensen
Vor nicht einmal fünf Jahren trainierte Brandon Staley noch ein bedeutungsloses College der Division III. Nun steht er bei den Los Angeles Chargers vor seiner ersten Saison als Head Coach.
München/Los Angeles - Die USA gilt als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Es soll das Land sein, in dem die größten Träume wahr werden – vom Tellerwäscher zum Millionär, vom Statisten zum Hollywoodstar.
Oder aber: Vom Defensive Coordinator eines Division III Colleges zum Cheftrainer in der NFL.
Für Brandon Staley, dem neuen Head Coach der Los Angeles Chargers, wurde letzteres Märchen innerhalb von nicht einmal fünf Jahren zur Realität.
Der 38-Jährige war in den Jahren 2015 und 2016 noch Defensive Coordinator an der John Carroll University. Dabei handelt es sich um ein kleines katholisches College mit nur 3600 Studenten und ohne große sportliche Relevanz.
Von den John Carroll Blue Streaks in die NFL
Die John Carroll Blue Streaks, so der Name der Football-Mannschaft, spielt lediglich in der NCAA Division III. In dieser Division dürfen keine Sportstipendien vergeben werden, sodass sich kaum ein echtes Talent dorthin verirrt.
Auch wenn Trainer-Ikone Don Shula und auch Josh McDaniels (Offensive Coordinator, New England Patriots) dort einst aktiv spielten, ist das Football-Interesse gering. Und zwar so sehr, dass selbst das nur 5400 Zuschauer fassende Stadion eigentlich noch zu groß ist.
Doch es ist eben auch die Universität, an der der steile Aufstieg von Brandon Staley seinen Anfang nahm.
Der damalige Cheftrainer Tom Arth erinnert sich an das erste Vorstellungsgespräch mit Staley zurück: "Von der ersten Minute an, an dem er über Football sprach, wusste ich, dass er anders war. Wenn du Brandon getroffen hast, gibt es einfach keinen anderen Kandidaten mehr."
Staley brachte alles mit, was Arth gesucht hatte: Leidenschaft, Kommunikationsfähigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Als ehemaliger College-Quarterback der Dayton Flyers verfügte er zudem über einen guten Football-IQ.
Ein Karriereschritt folgte nach dem anderen: 2017 wurde Staley zum Outside Linebacker Coach der Chicago Bears ernannt. 2019 nahm er selbige Funktion bei den Denver Broncos ein.
Vic Fangio, der Head Coach der Denver Broncos, nennt den Grund dafür, dass Staley überhaupt in den Fokus der NFL-Teams geriet: "Er ist sehr innovativ. Das war er bereits in seiner gesamten Karriere, auch als er in den untersten Ebenen des College-Football trainierte."
Sean McVay über Staley: "Er ist noch verrückter als ich"
2020 hatte er das Interesse von Sean McVay geweckt, der ihn zum neuen Defensive Coordinator der Los Angeles Rams ernannte. Was der Head Coach an Staley so faszinierte? "Ich liebe Football wirklich über alles. Aber wenn ich mit ihm spreche, habe ich das Gefühl, er ist noch verrückter als ich", antwortet er.
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Während seiner bislang eher kurzen Zeit in der NFL hat Staley vier Pro Bowler trainiert: Khalil Mack, Von Miller, Aaron Donald und Jalen Ramsey. Letzterer schwärmt von Staley in den höchsten Tönen: "Er ist ein großartiger Trainer, einer der besten, den ich je hatte. Er ist praktisch ein Genie."
Mit 22 Jahren den Krebs besiegt
Vor allem ist er auch ein Mensch, der bereits einige Schicksalsschläge verkraften musste. Krebserkrankungen sind in seiner Familie omnipräsent. Seine Mutter starb daran im Jahr 2004. Sein Vater erkrankte erst kürzlich an Prostatakrebs.
Auch ihm selbst wurde im Alter von 22 Jahren ein Hodgkin-Lymphom, also ein bösartiger Tumor des Lymphsystems, diagnostiziert. Staley besiegte allerdings die Krankheit und ist seitdem krebsfrei. "Manchmal vergesse ich sogar, dass ich einmal Krebs hatte", sagt er. Daher war es für ihn auch keine Option, die vergangene Saison aufgrund der Pandemie auszusetzen.
Dass Staley nun als potenzieller Head Coach in den Fokus der NFL-Teams geriet, ist nicht überraschend. Keine Defense ließ in der vergangenen Saison weniger Yards zu als die der Rams. Ein besseres Bewerbungsschreiben kann es kaum geben.
Bei den Chargers erwartet ihn eine Verteidigung, die ebenfalls zu den zehn besten der Liga gehört. Gleichwohl wächst sein Aufgabenfeld. Erstmals ist er für eine komplette Franchise verantwortlich. Der Head Coach legt daher größten Wert auf Teamgeist.
"Die Grundlage unseres Teams wird das Miteinander sein. Das wird die Nummer 1 sein", sagt er. "Und der zweite Punkt ist, dass wir alle zusammen kämpfen. Spieler, Trainer, Mitarbeiter, Fans – gemeinsam können wir etwas ganz Besonderes schaffen."
Staley hat dies mit seinem beachtlichen Aufstieg bereits vollbracht.
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