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David Johnson glänzt beim NFL-Auftakt: Phönix aus der Asche - doch zu welchem Preis?
- Aktualisiert: 11.09.2020
- 13:44 Uhr
- ran.de/Sebastian Kratzer
Der Auftritt von Running Back David Johnson ist einer der wenigen Lichtblicke im Spiel der Houston Texans bei der Auftaktniederlage gegen die Kansas City Chiefs. Kurioserweise ist Johnson - trotz starker Leistung - der Grund, warum das restliche Offensivspiel der Texans hakt.
Houston/München - Im ersten Play der 101. NFL-Saison war es soweit: Running Back David Johnson erzielte den ersten Raumgewinn für die Houston Texans.
Es ist seine Art zu zeigen: Aufgepasst! Jeder, der mich abgeschrieben hat, hier bin ich wieder. Ich greife diese Saison neu an.
Tatsächlich wirkt der Neuzugang, der in der Offseason im Zuge des Trades von DeAndre Hopkins zu den Arizona Cardinals nach Houston kam, hochmotiviert und drückt dem ersten Viertel der Partie seinen Stempel auf.
So kommt es nicht von ungefähr, dass es ausgerechnet Johnson ist, der nach einem Run über 19 Yards den ersten Touchdown der NFL-Saison 2020 erzielt. Zwischenzeitlich scheint es, als könnte Houston die Chiefs mit seinem Laufspiel vor ernsthafte Probleme stellen.
Flashbacks aus 2016
Johnson weiß im ersten Spiel für seinen neuen Arbeitgeber nicht nur aus statistischer Sicht zu überzeugen. In elf Versuchen kommt er auf 77 Rushing Yards und einen Touchdown. Zudem fängt er drei Pässe für 32 Receiving Yards. Im ran Fantasy Manager bringen ihm diese Werte 16 Punkte ein (JETZT anmelden und Team aufstellen >>).
Aber es sind nicht die Zahlen allein, es ist auch die Art und Weise, wie er diese erzielt. "Er hat einen herausragenden Job gemacht. Auf dem Boden und durch die Luft", lobt ihn Quarterback Deshaun Watson.
DJ wirkt um einiges agiler als in den vergangenen beiden Jahren, auch die Moves erinnern immer mehr an den David Johnson aus der Saison 2016, als er über 2000 Yards durch Lauf- und Passspiel erzielt - Zahlen, die ihn zu einem der besten Running Backs der Liga machen.
Mit seinen Körpertäuschungen und Jump-Cuts tanzt er die Linebacker der Chiefs regelmäßig aus, sorgt so mit fast jedem seiner Versuche für deutlichen Raumgewinn.
"Für mich ist das Wichtigste, wieder in die Form von 2016 zu kommen", sagt Johnson dem "Houston Chronicle": "Vielleicht sogar etwas besser, als ich es 2016 war", macht er Hoffnung auf einen Leistungssprung.
Plan für Johnson - zur Last der restlichen Offense?
Diesen erwartet auch Head Coach Bill O'Brien, der als General Manager für den Trade von Hopkins für Johnson verantwortlich ist. "Wir haben hohe Erwartungen an ihn", sagt der Texans-Trainer zu "ESPN": "Er ist in perfekter Verfassung, keiner im Team ist fitter als er angekommen." Im Spiel gegen die Chiefs ist erkennbar, dass O'Brien eine Idee hat , wie er ihn einsetzen will.
So scheut Houstons Coaching Staff nicht davor zurück, ihren Neuzugang mit Namensvetter und Running-Back-Kollege Duke Johnson gleichzeitig aufzustellen, um somit für mehr Variabilität und Platz auf dem Feld zu sorgen. "Wir haben in der Offseason hart gearbeitet, um beide gleichzeitig nutzen zu können. Für mich sind sie beide Three-Down-Backs", sagt O'Brien.
Zudem schützt und entlastet das Coaching Team den Pro Bowler von 2016, indem es ihn bei offensichtlichen Pass-Plays vom Feld zur Regeneration holt. Sicherlich auch eine Vorsichtsmaßnahme, um ihn vor Verletzungen wie in der Saison 2017 zu bewahren. Eine Verletzung an der Hand ließ ihn damals fast eine gesamte Saison pausieren.
Für die Saison hat Johnson Großes vor: "Um meine Ziele zu erreichen, muss ich gesund bleiben", sagt er. "Ich muss auf jeden Fall gesund bleiben." Die Wiederholung der Worte lässt klar erkennen: es ist kein Wunsch, es ist eine Maßgabe.
Denn die immer wiederkehrenden Blessuren waren die Hauptgründe, warum Johnson in den vergangenen beiden Jahren an Spritzigkeit einbüßte, seinen Status als einer der besten Running Backs verlor und auf dem Abstellgleis landete.
Im ersten Auftritt für Houston scheint davon nichts mehr übrig. Er wirkt frisch, agil - wie der alte David Johnson eben.
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Kryptische Nachricht vom abgewanderten Hopkins
Während Johnson das Licht im Angriffsspiel der Texans ist, legt sich durch das Passspiel ein Schatten über den strahlenden Johnson. Es ist jedoch nicht Quarterback Watson, der für die dunklen Wolken sorgt, es liegt an den Passempfängern. Watson ist bemüht, sucht die Anspielstationen - und findet oft nicht viel als leeren Raum.
Raum, den in den Vorjahren ein Spieler eingenommen hatte, der jetzt weg ist, weil Johnson da ist: DeAndre Hopkins.
D-Hop war für Watson die Lösung, wenn er keine andere Option mehr hatte. Ein Pass in seine Nähe - und irgendwie pflückte Hopkins den Ball vom Himmel. Aber O'Brien hat andere Ideen für diese Saison. In diesem Fall heißt es Masse statt Klasse.
Brandin Cooks und Randall Cobb zu Will Fuller und Kenny Stills - ein Quartett soll den Abgang des Mannes mit den Klebehänden vergessen machen. Aber wo sind Cooks, Cobb und Stills? Cooks ist aufgrund von Oberschenkelbeschwerden nur sporadisch im Einsatz, er kommt auf zwei gefangene Pässe für 20 Yards.
Gleiches Ergebnis weißt Cobb vor, er tritt erstmals vier Minuten vor Ende der Partie in Erscheinung - nicht die Ansprüche an zwei Wide Receiver, die zusammen 17 Millionen Dollar im Jahr kassieren - und damit mehr als Hopkins zu seinen Texans-Zeiten.
Fuller kommt immerhin auf 112 Yards bei acht Receptions, doch der Rest des Receiving Corps bleibt erschreckend blass. Sowohl Hopkins Red-Zone-Gefahr als auch die Fähigkeit, nach einem Catch für viel Raumgewinn zu sorgen, gehen dem Offensivspiel der Texans ab.
Jener Hopkins sendet noch während des Spiels seine Grüße an den ehemaligen Arbeitgeber. In Bezug auf das mühsame Angriffsspiel der Texans, kommt von ihm nichts außer ein schlichtes "Dankbar" über "Twitter". Das lässt reichlich Raum für Interpretationen.
So erfreulich die Auferstehung Johnsons im ersten Spiel seines neuen Klubs ist, so sehr fällt der Schatten des Trades für ihn auf das Passspiel der Texans: Zumal er mit 13 Millionen Dollar ein fürstliches Gehalt in Houston bezieht - Platz vier aller Running Backs in der NFL. Und in Kombination mit Cobb und Cooks deutlich mehr als Hopkins nach seiner Vertragsverlängerung bei den Cardinals und den 27,5 Millionen jährlich.
O'Briens Plan, die offensive Last auf mehrere Schultern zu verteilen, scheitert im ersten Spiel offensichtlich, die Lücke, die Hopkins hinterlassen hat, ist zu groß - trotz des Aufschwungs von Johnson.
Oder wie die Kritiker sagen: wegen Johnson.
Sebastian Kratzer
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