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Devon Allen: Erst Leichtathletik-Weltmeister, dann in den Kader der Philadelphia Eagles
- Aktualisiert: 16.07.2022
- 14:02 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Für Devon Allen rückt die erste Etappe eines verrückten Sommers näher: Am Wochenende will er Weltmeister über 110 Meter Hürden werden. Und danach den Sprung in den Kader der Philadelphia Eagles schaffen.
München – Papa Allen würde vor Stolz platzen.
Denn sein Sohn Devon geht in die wohl spannendste Phase seiner Karriere. Behutsam. Schritt für Schritt, aber angetrieben von einer Menge Motivation und angereichert mit großen Zielen. Und den Vater immer an der Seite, auch wenn der leider nicht mehr lebt.
Da ist er trotzdem – irgendwie, wenn Allen bei der Leichtathletik-WM in Eugene an diesem Wochenende Gold über 110 Meter Hürden holen will. Der Weltrekord wäre auch schön. Und ein paar Tage später schickt er sich dann an, bei den Philadelphia Eagles den Sprung in das Roster für 2022 zu schaffen.
Ernsthaft?
Zwei Kreuzbandrisse bremsen ihn aus
Ja, denn Allens Weg ist so ungewöhnlich wie sein Ziel: Er hat seit 2016 nicht mehr Football gespielt - zwei Kreuzbandrisse hatten eine vielversprechende Football-Laufbahn als Wide Receiver auf dem College nach nur einer Saison zunächst verhindert, stattdessen konzentrierte er sich auf seine Leichtathletik-Karriere.
Mit Erfolg, zwei Mal war er schon bei Olympia dabei. In Eugene gehört er nun zu den Favoriten.
Als Dritter qualifizierte er sich vor drei Wochen für die WM, zuvor war er im Juni in New York in 12,84 Sekunden die drittschnellste Zeit der Geschichte gelaufen. 0,04 Sekunden am Weltrekord vorbei.
Allen ist bereit für den Griff nach Gold.
"Ich versuche, nicht zu weit vorauszudenken", sagte Allen dem Oregonian vor den Vorläufen am Samstagabend und dem Finale in der Nacht zu Montag MESZ. "Ich denke, mein Ziel ist, dass dieses Wochenende gut läuft, ich die Goldmedaille gewinne, den Weltrekord breche - großartig."
Zeit zum Feiern bliebe dann nicht. In seiner anschließenden freien Woche muss er das Eagles-Playbook lernen, denn am 26. Juli beginnt das Camp des NFL-Teams. "Ich habe jetzt schon ein bisschen was mit Football gemacht, aber dann werde ich wieder in Stollenschuhe schlüpfen und anfangen, Routen zu laufen und mich wohlzufühlen", sagte er.
Er hatte die Eagles Anfang April überzeugt, als er am Pro Day der University of Oregon – die Ducks sind sein Ex-College-Team - teilnahm. Er unterschrieb einen Rookie-Vertrag über drei Jahre, der ihm im Idealfall 2,5 Millionen Dollar einbringen wird. Garantiert sind ganze 40.000 Dollar. Ein bisschen "Schmerzensgeld", wenn er es nicht schaffen sollte.
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Demut und Realismus
Seine Herangehensweise an das Camp ist nach seiner langen Pause vom Football eine Mischung aus Demut und Realismus: "Ich werde vollen Einsatz zeigen und versuchen, eine Chance zu bekommen. Ich mache mir nicht zu viel Stress, weil ich weiß, dass es nicht daran liegt, dass ich mich nicht anstrenge, wenn ich in der NFL nicht spiele", sagte er: "Es wird daran liegen, dass ich nicht gut genug bin. Wenn ich nicht gut genug bin, sollte ich nicht spielen." Im Vorfeld hat er sich mit Seahawks-Receiver Marquise Goodwin und mit dem früheren 49ers-Receiver Renaldo Nehemiah ausgetauscht, auch sie hatten mit beiden Karrieren jongliert.
Nach dem kommenden Sonntag will er sich für die nächsten Jahre auf Football konzentrieren.
"Ich werde sehen, ob ich es schaffen kann", sagte Allen. "Ich glaube von ganzem Herzen an meine sportlichen Fähigkeiten. Wenn dann alles klappt, wird es eine großartige Karriere werden. Hoffentlich habe ich eine gute, fünf bis sechs Jahre lange NFL- und den Rest meiner Leichtathletik-Karriere." Die Leichtathletik bleibt eine Option, wenn auch eine, die erst einmal pausiert.
Gedenkfeier für den Vater
Zwischen WM und NFL hat er allerdings noch den wohl wichtigsten persönlichen Termin: Die Gedenkfeier für Louis Allen – sein Vater verstarb überraschend im Juni, einen Tag vor dem WM-Quali-Finale. Wochenlang hatte er sich schon nicht wohlgefühlt, vermied es aber, seinem Sohn etwas zu erzählen, um ihn bei der Vorbereitung nicht zu stören.
Der verrückte Sommer ist also auch für seinen Vater.
"Mein Vater hat mich in die Position gebracht, in der ich jetzt bin, und er hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin, und er hätte gewollt, dass ich so bin, wie ich bin, und dass ich genau das tue, was ich tun will", sagte Allen: "Ich weiß, dass er, wenn er noch hier wäre, wollen würde, dass ich mich auf das Training konzentriere und genieße, was ich tue, und mich anstrenge."
Und keine Frage: Vor Stolz platzen würde er auch.
Andreas Reiners
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