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Jadeveon Clowney bei den Tennessee Titans: Wenn das Selbstverständnis nicht der Leistung entspricht
- Aktualisiert: 05.11.2020
- 23:03 Uhr
- ran.de / Tim Althoff
Nach einer statistisch mageren Saison bei den Seattle Seahawks und dafür hohen Gehaltsvorstellungen unterschreibt Jadeveon Clowney bei den Titans und seinem Lieblingscoach Mike Vrabel. In Nashville kommt der Pass-Rusher jedoch nicht richtig in Tritt.
München - Jadeveon Clowney hat eine lange Offseason in der NFL hinter sich. Der Pass-Rusher war nicht nur auf der Suche nach einem neuen Team, sondern auch nach einem Vertrag, der seinem Selbstverständnis gerecht wird.
So forderte er ein Jahresgehalt von 20 Millionen Dollar und das obwohl er bei den Seattle Seahawks nur drei Sacks in 13 Spielen verbuchen konnte - Karriere-Tiefstwert.
Kein Wunder also, dass er seine Forderungen von gescheiterter Verhandlung zu gescheiterter Verhandlung runterschrauben musste.
Nach kolportiertem Interesse der Hawks, Steelers und Saints unterschrieb er Anfang September bei den Tennessee Titans. Ein Schritt, der aufgrund der hohen Ambitionen und dem zuständigen Head Coach Mike Vrabel durchaus Sinn gemacht hat.
Jadeveon Clowney: Hoffnung auf bessere Leistungen unter Mike Vrabel
Der war nämlich im Jahr 2017 Clowneys Defensive Coordinator bei den Houston Texans und maßgeblich dafür verantwortlich, dass er mit 9,5 Sacks und 59 Tackles seine individuell beste NFL-Saison spielte.
"Mike Vrabel ist einer der cleversten Coaches unter denen ich je gespielt habe", sagte der 27-Jährige nach seiner Unterschrift. "Er versteht Football und weiß, wie er seine Jungs in die richtige Position für einen wichtigen Spielzug bringen kann."
Da kann man dann auch mal für "nur" 13 Millionen Dollar bis 2021 unterschreiben. Erst Recht, wenn 11,5 Millionen Dollar garantiert sind und sich in schon einem Jahr die nächste Möglichkeit bietet, wieder mehr Geld von seinen Verhandlungspartnern zu verlangen.
Schließlich rechnete Clowney vor der Saison fest damit, dass seine Zahlen in der Defense wieder steigen würden. "Vrabel glaubt daran, dass ich ein Playmaker bin. Ich habe unter ihm deutlich mehr zeigen können als in Seattle."
Jadeveon Clowney: Bisherige Saison läuft enttäuschend
Davon kann vor der Partie am 9. Spieltag gegen die Chicago Bears (am Sonntag, ab 18:00 Uhr im Livestream auf ran.de) jedoch noch keine Rede sein. Der erste Pick des Drafts 2014 wartet immer noch auf seinen ersten Sack für die Titans, nur sechs Quarterback-Hits und elf Tackles stehen zudem zu Buche. Rechnet man die letzteren Zahlen hoch, wird er am Ende der Saison ungefähr auf seine Ausbeute bei den Seahawks kommen.
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Generell ist der Pass-Rush eine klare Schwachstelle der eigentlich starken Titans, die mit einer Bilanz von 5-2 auf Playoffs-Kurs sind. Das verlorene Spiel gegen die Cincinnati Bengals war dabei allerdings sinnbildlich für die Defense, die im NFL-Ranking auf Platz 30 in Sachen Sacks liegt.
Obwohl die Bengals mit vier Backup-Spielern in der O-Line auflaufen mussten, konnte Joe Burrow kein einziges Mal hinter der Line of Scrimmage zu Fall gebracht werden. Dabei hatte vor allem Clowney zwei ausgezeichnete Möglichkeiten, den Rookie-Quarterback nahezu ungeblockt zu tacklen - der konnte sich jedoch befreien.
"Die Quarterbacks in der NFL sind athletisch, wird müssen einfach unsere Chancen nutzen und sie zu Boden bringen", resümierte Vrabel nach dem Spiel. "Die sind eben groß und beweglich, ich weiß nicht, ob wir sie mit noch mehr Männern jagen können."
Jadeveon Clowney: Druck auf den Quarterback ist durchaus vorhanden
Demzufolge also alles eine Sache des Timings und des richtigen Tacklings. Dass Clowney stark genug und in der Lage dazu ist, die schweren Quarterbacks zu Fall zu bringen, ist eigentlich keine Frage. Das hat er schließlich oft genug gezeigt. Auch am Druck, den er auf den gegnerischen Spielmacher ausübt, liegt es nicht.
Neben Clelin Ferrell und nur hinter Jerry Hughes war er vor dem sechsten Spieltag immerhin der Spieler mit den meisten Quarterback-Pressures der Liga. Gegen Spieler wie Joe Burrow, die nur am Boden endgültig gestoppt sind, reicht das jedoch nicht.
"Es gibt viele Gründe für eine Niederlage. Unsere Unfähigkeit, den Quarterback zu sacken, ist eindeutig eine davon", fand der enttäuschte Vrabel klare Worte.
Tennessee Titans: Mike Vrabel reagiert mit Beasley-Entlassung
Die Vorführung von Burrow, der vor dem Spieltag derjenige Quarterback war, der ligaweit am häufigsten gesackt wurde, veranlasste den Head Coach schließlich zu einem ersten drastischen Schritt.
So wurde Clowneys Pass-Rush-Pendant, Outside Linebacker Vic Beasley am Mittwoch entlassen. Der Erstrundenpick 2015 unterschrieb ebenfalls vor der Saison einen Einjahresvertrag im Wert von 9,5 Millionen Dollar und ließ sich 6,5 Millionen Dollar davon garantiert auszahlen.
Ohne Sack und mit nur drei Tackles nach vier Spielen war er es den Titans jedoch nicht mehr wert, ihn weiter im Kader zu halten. Auf Beasleys Arbeitseinstellung und bisherige Produktion angesprochen, reagierte Vrabel zuvor deutlich:
"Wir sind an einem Punkt in der Saison, in der es für alle Teams nur noch in zwei Richtungen geht. Sie werden besser - oder sie werden schlechter. Letztes Jahr waren wir ein Team, das immer besser geworden ist. Das ist auch diesmal mein Ansatz, ich will sicherstellen, dass wir eines der Teams sind, das sich konstant steigert."
Tennessee Titans: Vrabel-Warnung an Clowney und Co.
Vrabels Worte waren also ein klarer Vorbote der Entlassung und eine Warnung an das ganze Team. Wer sich im Laufe der Saison nicht steigert, hat keine lange Zukunft in Nashville. Für Spieler mit Einjahresvertrag, wie Clowney einer ist, also ein sogenannter "Call to Action".
Dass Vrabel über die Saison hinaus an seinem einstigen Lieblingsschüler festhält, wenn dieser weiter nicht an sein eigentliches Leistungsniveau anknüpfen kann, ist nach diesen Worten mehr als fraglich. Und ob Teams wie die Steelers und Saints ein weiteres Mal Interesse zeigen, ebenfalls.
Passt er das eigene Selbstverständnis an seine Statistiken an, hat er sicher eine Zukunft in der NFL.
Hält er jedoch weiter an seinen Gehaltsvorstellungen fest, könnte ihn eine weitere lange Offseason erwarten.
Tim Althoff
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