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NFL-Referees in der Kritik

John Parry und Co.: Welche Auswirkungen hat der Zoff auf den Super Bowl?

  • Aktualisiert: 25.01.2019
  • 15:23 Uhr
  • ran.de / Andreas Reiners
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© imago/Icon SMI

Der Zoff um die NFL-Unparteiischen erreichte nach den Conference Championship Games einen neuen Höhepunkt. ranNFL-Referee Zoltan Doboczky schätzt die Lage bei den Referees ein - für den Super Bowl und die Zukunft.

München – John Parry weiß, was kommt. Schließlich hat der 54-Jährige jede Menge Erfahrung. Fest steht: Er wird sie dringend brauchen. 

Parry steht beim Super Bowl LIII (3. Februar ab 22.45 Uhr live auf ProSieben und ran.de) unter besonderer Beobachtung. Mehr als sowieso schon als Unparteiischer.

Denn: Die NFL-Referees haben im Moment aus aktuellem Anlass keinen einfachen Stand. Bei Fans, Spielern und auch Trainern.

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Für Parry wird es der dritte Super Bowl sein, der zweite als Haupt-Referee. New England Patriots gegen die Los Angeles Rams. Atlanta. 75.000 Fans im Mercedes-Benz Stadium. Rund 800 Millionen Menschen weltweit vor dem Fernseher. Die volle Aufmerksamkeit beim weltgrößten Einzelsport-Ereignis der Welt. 

Und kein Platz für Fehler.

ranNFL-Referee Zoltan Doboczky hat Parry vor einigen Jahren kennengelernt. Er ist sich sicher: Der US-Amerikaner ist eine gute Wahl, um den Druck nach den kontroversen Entscheidungen und deren Folgen bei den Conference-Championship-Games auszuhalten. Um seinen Job zu machen: Konsistenz beweisen, Fingerspitzengefühl, den Spielfluss nicht unterbrechen, wenig Einfluss nehmen. Unauffällig sein, auf der Höhe. Fokussiert.

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Parry ist Profi genug

"Er ist ein gestandener Referee, locker im Umgang, eine offene Führungskraft", sagt Doboczky im Gespräch mit ran.de. Unterbewusst seien Fehlentscheidungen und Diskussionen wie zum Beispiel im Spiel der New Orleans Saints gegen die Rams natürlich immer präsent, so Doboczky, "aber er ist Profi genug und wird sich akribisch vorbereiten und alles vor- und rückwärts analysieren. Er wird seine Crew einnorden und einstimmen und ihnen mit auf den Weg geben, dass sie sich auf ihn verlassen können und dass sie sich melden sollen, wenn sie das Bauchgefühl haben, dass etwas nicht stimmt."

Zuletzt stimmte bei den Referees einiges nicht. Seit den unglücklichen Auftritten in New Orleans und Kansas City (gegen die Patriots) ist mal wieder eine Schiedsrichter-Diskussion entbrannt. Sie wird leidenschaftlich geführt, hitzig, mit vielen Vorwürfen und Vorschlägen, teilweise abstrusen, oft aber auch konstruktiven. Die NFL-Referees bekommen gleichzeitig ihr Fett weg, die Kritik kommt knüppeldick. Dafür war vor allem der Nicht-Call gegen Rams-Cornerback Nickell Robey-Coleman nach dessen Pass Interference gegen Saints-Receiver Tommylee Lewis zu spielentscheidend.

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Es muss etwas passieren

Einig sind sich alle zumindest in einer Sache: Es muss etwas passieren.

Ein Vorwurf: Die Referees seien zu alt. Das will Doboczky, der seit 1982 im American Football als Spieler, Coach und Schiedsrichter aktiv ist, so nicht stehen lassen. "Sie müssen jedes Jahr einen Fitness- und Regeltest machen. Das sind Profis. Außerdem bringt die Erfahrung immens viel, für die feinen Nuancen, die Kleinigkeiten. Man muss ein Gefühl für das Spiel bekommen", sagte er, weiß aber auch: "Die Schiedsrichter haben ein Nachwuchsproblem."

Allerdings kein generelles Referee-Problem. "Es muss an kleinen Stellschrauben gedreht werden, aber eine Revolution braucht es nicht", sagt Doboczky: "Wichtig ist, dass man nicht in Aktionismus verfällt. Die NFL wird sicher daraus etwas lernen und zum Beispiel eine Arbeitsgruppe gründen, wie sie es jedes Jahr machen. Dann wird man sich überlegen, wie man solche Situationen in Zukunft entschärfen kann."

Permanenter Videobeweis

Ein Vorschlag für die Zukunft war ein permanenter Videobeweis. Ein zusätzlicher Referee, der im Stadion auf einem Monitor alles im Blick hat und eingreift, wenn etwas falsch läuft. Dass praktisch alles zum Review freigegeben wird.

Für Doboczky ist das der falsche Weg. "Es muss an kleinen Stellschrauben gedreht werden, aber eine Revolution braucht es nicht. Es ist immer die bessere Option, innerhalb der Referees zu justieren, anstatt über technische Hilfsmittel. Auch wenn es Sinn machen kann, dass ein Supervisor mit allen Möglichkeiten ausgestattet zumindest in den Playoffs reingrätschen kann", sagte er.

Er schlägt vor, das Konzept der festen Crews auch in den Playoffs umzusetzen. Denn: "Wenn die gleichen Referees immer zusammen pfeifen, machen sie einen besseren Job, weil es blind Hand in Hand geht. Weil man sich vertraut, die Akzeptanz und Toleranz untereinander größer ist", erklärt Doboczky. 

In der Postseason geht es aber um die Einzelleistungen, es werden quasi All-Star-Teams gebildet. Heißt: Es sind zwar die besten Schiedsrichter im Einsatz, die haben aber möglicherweise nur wenig Erfahrung zusammen gesammelt. Doboczky: "Deshalb fehlt die Chemie, die Abstimmung untereinander: Wer wirft wann eine Flagge und wer lässt wie viel durchgehen?"

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Weniger Minuspunkte für weniger Flaggen

Hinzu kommt: Kommt es auf die Einzelleistung an, kann es auch passieren, dass man eine Flagge nicht wirft, obwohl man es in Erwägung zieht, damit man nicht für den Fehler verantwortlich ist. Denn es gibt ein Notensystem: Weniger Minuspunkte bekommt man, wenn man keine Flagge wirft, bevor man die falsche Flagge wirft.

Parry hat in seiner Referee-Karriere aber offenbar eine Menge richtig gemacht. Er ist in seiner zwölften Saison als Haupt-Schiedsrichter. Der Super Bowl ist sein 13. Einsatz in einem Postseason-Spiel, darunter waren neben Super Bowl XLVI zwei Wild-Card-Spiele, sieben Divisional-Playoffs und eine Conference Championship. Pikant: Im Super Bowl 46 verloren die Patriots 2012 gegen die New York Giants 17:21.Zuletzt war er Referee beim Rams-Sieg in den Divisional-Playoffs gegen die Dallas Cowboys.

Unterstützen wird Parry eine sechsköpfige Crew, darunter sind drei Super-Bowl-"Rookies". Auch sie werden im Fokus, unter besonderer Beobachtung stehen.

Aber sie haben ja Parry – der weiß, was kommt.

Andreas Reiners

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