New England Patriots: Bill Belichicks gefährliches Spiel mit Cam Newton

München/Foxborough - Cam Newton sah mitgenommen aus. Erschöpft. Enttäuscht. Und auch ein bisschen ratlos. "Wir müssen einfach besser werden", gab der Quarterback der New England Patriots nach der 3:24-Pleite bei den Los Angeles Rams zu Protokoll. "Und das geht natürlich bei mir los. Ich muss mehr Plays möglich machen."

Das blieb "Super Cam" bei den Rams komplett verwehrt. Der Signal Caller musste vier Sacks in Kauf nehmen und warf einen Pass unter Druck dermaßen wild durch die Gegend, dass sich Rams-Linebacker Kenny Young bedankte und einen Pick-Six erzielte. 

Newton gegen die Rams gebenched

Nur neun von Newtons 16 Passversuchen kamen für 119 Yards an den Mann. Gegen Ende der Partie dann die Höchststrafe - der Star-Quarterback wurde von seinem Head Coach Bill Belichick "erlöst" und auf die Bank gesetzt. Backup Jarrett Stidham konnte nichts mehr ausrichten, die Patriots kassierten ihre siebte Pleite im 13. Spiel.

Eine Niederlage, die auf mehreren Ebenen schmerzt - jedoch auch Chancen bietet. Durch die Pleite gegen die Rams reißt eine beeindruckende Serie - denn da nur noch drei Partien zu spielen sind und New England aktuell bei 6-7 steht, werden die "Pats" seit 17 Jahren mal wieder eine Saison mit weniger als zehn Siegen beenden. 

Playoffs immer mehr außer Reichweite

Aber noch viel schlimmer: Auch die Playoffs geraten für die überaus verwöhnte Franchise aus Massachusetts immer mehr außer Reichweite. Aktuell rangieren Newton und Co. in der AFC East auf dem dritten Platz, müssen nun auf Ausrutscher der Konkurrenz aus Miami und Indianapolis hoffen und selbst alle restlichen Spiele gewinnen, wollen sie noch den Hauch einer Chance auf die diesjährige NFL-Endrunde haben. Wirklich realistisch ist all das nicht.

Umso verwunderlicher war es, dass Belichick direkt nach der Rams-Niederlage seinem extrem schwächelnden Quarterback Newton den Rücken stärkte - und ihm mehr oder weniger eine Einsatzgarantie für das kommende Spiel in Week 15 bei den Miami Dolphins gab. Eine Partie, die gewonnen werden muss, sollen die Playoff-Träume nicht ganz und gar platzen. Und das beim Angstgegner aus Florida.

Belichick stärkt Newton

"Cam ist unser Quarterback", knurrte Belichick auf die Frage nach der Position des Signal Callers. Als diesbezüglich nachgehakt wurde, ergänzte der Altmeister mit seiner tiefen, sonoren Stimme gewohnt schmallippig: "Er ist unser Quarterback. Ich denke, ich habe das jetzt klar genug beantwortet."

Sollte es also wirklich so kommen, dass Newton auch in Miami wieder Starting-Quarterback sein sollte, geht Belichick ins Risiko. Denn - wie beschrieben - die Playoffs sind wirklich nur noch theoretisch möglich und somit hätte der Head Coach der Patriots nun die Möglichkeit, einen Generationswechsel auf der Position des Quarterbacks einzuläuten. Weg von "Super Cam", hin zu Stidham.

Stidham galt eigentlich als Brady-Nachfolger

Wenn nicht jetzt, wann denn dann? Immerhin galt der 24-Jährige eigentlich schon vor der Saison als Kronprinz und somit Nachfolger von Superstar Tom Brady - bis kurzfristig Newton verpflichtet und ihm vor die Nase gesetzt wurde. Dabei soll Stidham doch in Foxborough ein Versprechen für die Zukunft sein, die Franchise zu neuen Erfolgen führen. Dass man ihm voll und ganz vertraue, wurde von Belichick und Co. in der vergangenen Offseason oft genug betont.

Dieses Vertrauen in den jungen Quarterback könnte man nun auch öffentlich zeigen und ihn spielen lassen - denn nur so bekommt er Matchpraxis, kann sich in der NFL einspielen. Zumal Newtons Zahlen sowieso keine Freudentänze auslösen. Ja, er ist gut und flink zu Fuß. 

Newton mit ganz schwachem Passer Rating

Aber der Rest? Mit einem Passer Rating von 78,9 gibt es in der gesamten NFL nur drei Starting Quarterbacks, die in dieser Statistik schlechter sind: Carson Wentz von den Philadelphia Eagles (72,8), Drew Lock von den Denver Broncos (67,1) und Sam Darnold von den New York Jets (67,2). Im gesamten Ranking der NFL-Quarterbacks findet man Newton auf Platz 29. Kein wirkliches Qualitätsmerkmal.

Zumal sein Vertrag nach dieser Saison sowieso ausläuft - wie geht es dann bei den Patriots weiter? Stand heute ist Stidham die Zukunft der Patriots und soll die Franchise wieder in eine erfolgreiche Zukunft führen, die zumindest ein Stück weit an die Brady-Jahre anschließt. Wie das ohne Spielpraxis und einhundertprozentiges Vertrauen der Coaches geschehen soll, bleibt rätselhaft.

Gefährliches und riskantes Spiel von Belichick

Belichick treibt mit der Entscheidung pro Newton ein gefährliches Spiel, könnte den Patriots damit unter Umständen auch ein wenig die Zukunft verbauen. Oder spielt Stidham in seinen Überlegungen vielleicht doch gar keine Rolle? Sieht das "Mastermind" Newton doch länger in Foxborough oder hat er gar einen Signal Caller im Kopf, den er gerne nach Foxborough traden würde? Der Name Carson Wentz geistert ja beispielsweise aktuell immer mal wieder durch die Kleinstadt in Massachusetts.

Die Patriots haben Baustellen. Das ist nur all zu offensichtlich. Sie müssen nur angegangen werden. Ein Generationswechsel auf der Quarterback-Position wäre zumindest schon mal ein Anfang. Zumal das Risiko mit Stidham aufgrund der weit entfernten Playoffs mehr als überschaubar wäre.

Aber: Belichick ist schon so lange im Geschäft, er wird wissen, was er tut.

Dominik Hechler

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