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NFL Combine: Was in den Interviews wirklich besprochen wird

  • Aktualisiert: 12.04.2021
  • 17:56 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago

Nur 15 Minuten dauern die Gespräche, die die Teams mit den College-Talenten führen. Trotzdem entscheiden diese Unterhaltungen oft darüber, welcher Spieler gedraftet wird. Ein ehemaliger General Manager gibt Einblicke.  

München - Sprinten, Bankdrücken, Weitspringen und mehr! Beim NFL Combine wird die Leistungsfähigkeit der 323 vielversprechendsten College-Talente geprüft.

Längst ist der Combine ein Medienereignis und wird von vielen Fans per Livestream verfolgt. Doch die Ergebnisse, die die Football-Talente bei den verschiedenen Fitnesstests erzielen, sind nicht unbedingt entscheidend.

Viel wichtiger ist, was hinter den Kulissen passiert - und zwar bei den Interviews.

Die Verantwortlichen der NFL-Teams haben rund um den Combine jeweils 15 Minuten Zeit, um sich mit den Talenten zu unterhalten. "Diese Gespräche haben großen Einfluss darauf, wie ein Spieler bewertet wird", schreibt Mike Tannenbaum bei "ESPN".

Jahrelang hat er selbst solche Gespräche geführt. Von 2006 bis 2012 war er der General Manager der New York Jets, von 2015 bis 2018 dann Vizepräsident bei den Miami Dolphins.

Er verrät: "Manchmal verliebt sich ein Trainer bei diesen Gesprächen praktisch in einen Spieler. Manchmal aber sind die Antworten oder die Körpersprache eines Spielers auch so schlecht, dass das Interesse nachlässt."

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Auch die Familie und Erziehung werden erfragt

Doch wie genau laufen diese Gespräche überhaupt ab? "Man kann das Interview in verschiedene Abschnitte unterteilen", erzählt Tannenbaum.

"Wir versuchen zunächst einmal, etwas über den Menschen zu erfahren - das geht bis hin zu seiner Familie und Erziehung. Dann wird auch viel Zeit damit verbracht, über den Football-Hintergrund des Spielers zu sprechen." 

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Danach werden Spielszenen per Video analysiert. "Wir sprechen gemeinsam mit einem Positionscoach darüber, welche Rolle der Spieler in den verschiedenen Spielzügen eingenommen hat und welche Verantwortung er dabei trägt", verrät Tannenbaum.

Besonders positiv in Erinnerung blieb ihm Quarterback Matt Ryan, der 2008 an Nummer 3 von den Atlanta Falcons gepickt wurde: "Normalerweise schafft man es, acht bis zwölf Spielzüge in der kurzen Zeit durchzusprechen. Bei Ryan waren es 20 Spielzüge. Das war einfach beeindruckend."

Tannenbaum verrät, was die Verantwortlichen herausfinden möchten: "Ist der Spieler trainierbar? Ist er dazu in der Lage, ein neues Schema zu lernen? Hat er die richtige Mentalität, um in der NFL erfolgreich zu sein?"

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Quarterbacks gestehen oft keine Fehler ein

Negativ sei, wenn Spieler bei misslungenen Spielzügen aus der College-Saison die Schuld auf ihre Mitspieler schieben würden. "Das ist mir gerade bei Quarterbacks oft passiert. Es ist schockierend, wenn Spieler nicht dazu bereit sind, sich eine Schuld einzugestehen."

Oft war Tannenbaum auch negativ überrascht, wie wenig die Spieler über die NFL und das jeweilige Team wissen. Gleichwohl sei es für die Talente schwierig, sich auf all die Interviews vorzubereiten.

"Es ist wirklich schwer, über alle 32 NFL Teams Bescheid zu wissen, oder auch nur über die Hälfte davon. Die Jungs bereiten sich zwar auf die Vorstellungsgespräche vor, haben manchmal aber 30 Gespräche", erklärt Tannenbaum.

"Dazu muss man wissen, dass College-Spieler sich oft die NFL-Spiele am Sonntag gar nicht anschauen können, weil am College dann meistens trainiert wird."

Erschreckend: Viele College-Talente kannten den Head Coach nicht

Wenn aber sogar das Grundwissen nicht vorhanden sei, wäre das schwer zu akzeptieren.

Tannenbaum bringt ein Beispiel: "Als ich im Jahre 2006 bei den Jets war, hatten wir gerade Eric Mangini als neuen Head Coach eingestellt. Also fragten wir etwa ein Dutzend Spieler in diesem Jahr, wer der Cheftrainer des Teams sei - und keiner von ihnen zeigte auf Mangini oder sagte seinen Namen." 

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Grundsätzlich würden sich die Spieler in den Gesprächen sehr unterschiedlich verhalten. Manche antworten eher kurz, andere hätten ein hohes Mitteilungsbedürfnis.

Tannenbaum berichtet sogar von einem Spieler, der nach der ersten Frage 15 Minuten ununterbrochen erzählte: "Wir hatten gar nicht mehr die Chance, noch eine zweite Frage zu stellen."

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Spieler brechen zusammen und weinen - Gronkowski nicht

Manchmal kommen auch starke Emotionen zum Vorschein. "Ich habe gesehen, wie Spieler zusammenbrechen und weinen. Das ist manchmal sehr ergreifend", verrät Tannenbaum, der solche Gefühlsausbrüche positiv einordnete: "Das zeigte mir, wie wichtig ihnen ihre Karriere ist."

Es gibt aber auch Spieler, die mit viel Lockerheit in die Gespräche gehen würden. Besonders beeindruckt habe ihn Rob Gronkowski, der schlussendlich 2010 in der 2. Runde von den New England Patriots gepickt wurde. 

"Er hatte so eine spielerische Körpersprache, wodurch er den Ernst der Interviewsituation herunterspielte", erinnert sich Tannenbaum.

"Es war zwar nicht zu erkennen, ob er genug Ernsthaftigkeit für den Sport mitbringt, aber alles andere war sehr positiv. Er nahm sich selbst nicht zu ernst, er liebte Football und kam äußerst sympathisch rüber."  

Oliver Jensen

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