Ex-NFL-Profi stellt sein Ranking auf
NFL-Kolumne von Markus Kuhn: Das sind meine Top-3-Quarterbacks in der NFL
- Aktualisiert: 14.10.2017
- 20:45 Uhr
- ran.de / Markus Kuhn
In seiner Kolumne auf ran.de schreibt Ex-NFL-Profi Markus Kuhn über seine persönlichen Top-3-Quarterbacks in der NFL, was sie alle so stark macht und welche Erfahrungen er selbst während seiner aktiven Karriere mit dem einen oder anderen Spielmacher-Star gemacht hat.
Hi Football-Fans,
natürlich weiß ich, dass das Thema Quarterbacks in der NFL jede Saison aufs Neue ein großes ist – bei Experten, aber auch bei euch Fans. Klar, es ist die Position im Football, die im Rampenlicht steht. Da kannst du glänzen, aber auch mächtig versagen. Am Ende steht dann immer die Frage: Wer ist der aktuell beste Spielmacher der Liga?
Ich habe selbstverständlich in der vergangenen Woche intensiv euer Quarterback-Voting auf ran.de verfolgt und muss sagen, dass ihr aus meiner Sicht die absolut richtige Wahl getroffen habt. Denn auch für mich persönlich ist Aaron Rodgers im Moment der beste Quarterback in der NFL.
Aaron Rodgers ist nicht aus der Ruhe zu bringen
Es gibt in der NFL niemanden, der das Ei so schön und ästhetisch, vor allem aber so präzise wirft wie der Quarterback der "Cheeseheads". Er hat die Augen immer down field, egal, was vor ihm gerade alles passiert und wer so in seinem Gesicht rumhampelt. Das ist eine große Kunst. Rodgers ist einfach nicht aus der Ruhe zu bringen und deswegen findet er auch immer eine Anspielstation – so aussichtlos der Spielzug auch wirken mag. Hinzu kommen seine schnellen Füße, die ihn zu einem sehr mobilen und somit noch gefährlicheren Quarterback machen – das hat er beispielsweise einem Tom Brady deutlich voraus.
Außerdem hört man von den Jungs in Green Bay, dass Rodgers einer von ihnen ist. Er nimmt sich nichts heraus, hat null Starallüren. Klar, für mich ist er der absolut coolste Typ im gesamten Packers-Roster – ich denke, das weiß er auch selbst. Aber: Er lässt es nicht raushängen. Und das ist absolut bemerkenswert. Rodgers ist der unangefochtene Leader seines Teams und wird als Captain komplett akzeptiert.
Ich kann mich selbst noch an die Spiele mit den Giants gegen die Packers erinnern. Spieler wie Rodgers können eine Defense so gut lesen, dass du ihnen deine Formation wirklich erst so spät wie möglich zeigen willst. Denn wenn du es zu früh machst, dann reißen sie dich auseinander. Es geht darum, beispielsweise einen Blitz oder die Coverage erst kurz vor dem Snap zu verraten, um ihm so die Chance zu nehmen, den Spielzug noch mit einem audible zu ändern. Genauso, wie es auch ein Tom Brady machen würde. Der landet in meinem Ranking auf dem zweiten Platz.
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Tom Brady ist ein Phänomen
Brady ist ein Phänomen. Der Quarterback der New England Patriots spielt seit Jahren auf dem gleichen Niveau – und das ist ein verdammt hohes. Natürlich hat er mit Head Coach Bill Belichick einen kongenialen Partner an seiner Seite und das System in Foxborough ist komplett auf ihn zugeschnitten. Dennoch sticht er mit seinen Leistungen nochmal aus diesem System heraus.
Ich habe ja selbst ein paar Monate mit ihm auf dem Trainingsplatz gestanden und kann berichten: Brady hat NIE zwei schlechte Tage hintereinander. Immer dann, wenn er im Spiel oder selbst im Training mal nicht so abgeliefert hat, musstest du dich anschnallen. Denn dann wusstest du, dass er es beim nächsten Mal allen zeigen wird. Seine Leistung ging dann buchstäblich durch die Decke. Außerdem trägt er das Sieger-Gen in sich. Er ist im positiven Sinne vom Ehrgeiz zerfressen und gibt ein Spiel erst dann verloren, wenn es auch wirklich schon verloren ist. Kein Wunder, dass er auch in der Kabine den Ton angibt und sein Team immer wieder verbal pusht und antreibt.
Alex Smith schafft es in die Top 3
Auf Platz drei meiner persönlichen Quarterback-Bestenliste landet hinter Rodgers und Brady: Alex Smith von den Kansas City Chiefs. Ich weiß, dass er keinen allzu guten Ruf hat – von wegen, dass er in der Regular Season immer richtig gute Leistungen zeigt, in den Playoffs dann jedoch komplett einbricht. Aber: Jetzt haben wir die Saison 2017. Und daran gemessen ist er im Moment in einer absoluten Top-Verfassung. Denn in den bisherigen fünf Partien für die Chiefs warf er knapp 1400 Yards, null Interceptions und elf Touchdowns – obwohl er 17 (!) Mal gesacked wurde. Bärenstark.
Smith ist eigentlich primär ein Pocket-Passer, aber auch gut zu Fuß. Die Chiefs spielen ein ganz spezielles System, das Head Coach Andy Reid komplett auf seinen Quarterback zugeschnitten hat. Viele Bälle gehen zum Beispiel zu Running Back Kareem Hunt – als Handover im Laufspiel, aber auch als Pässe von Smith zu Hunt als Passempfänger. Der Running Back wird von Smith variabel eingesetzt. Und das macht es auch so schwer, die Chiefs-Offense zu lesen. Außerdem gilt die alte Regel: Hat ein Team ein funktionierendes Laufspiel, sieht auch der Quarterback gut aus.
Ich hatte vor der Saison aus dem Chiefs-Lager noch Bedenken gehört, weil die Verantwortlichen mit Patrick Mahomes einen neuen, jungen Quarterback gedraftet und manche Spieler eine komische Situation mit und für Smith erwartet haben. Doch das Gegenteil ist der Fall. Smith spielt befreit auf, fast ohne Druck. Er hat für sich entschieden, seinem designierten Nachfolger bei den Chiefs keine Steine in den Weg zu legen und ihm quasi selbst der beste Coach zu sein. Das zeugt von wahrer Größe. Und ich glaube, mit den Chiefs wird dieses Jahr definitiv zu rechnen sein.
Diese NFL-Youngsters können groß rauskommen
Ein anderer, auch noch sehr junger Quarterback ist knapp an meinen Top 3 vorbeigeschrammt: Carson Wentz von den Philadelphia Eagels. Er spielt seine zweite NFL-Saison und beeindruckt mich aktuell wirklich sehr. Für so einen jungen Spielmacher wirft er sehr wenige Interceptions und ist auch noch sehr mobil. Das macht ihn so gefährlich. Allerdings muss er bei dieser löchrigen Offensive Line auch flinke Beine haben, sonst würde er wohl desöfteren mal zu Boden gehen. Jedoch zeigt das auch, was er jetzt schon alles kompensieren kann. In dem Jungen steckt noch richtig viel Potenzial. Die Eagles dürfen sich freuen.
Genauso wie die Houston Texans, die mit Deshaun Watson auch ein Quarterback-Juwel in ihren Reihen haben. Was der in den vergangenen zwei Spielen abgeliefert hat, war auch aller Ehren wert. Ein anderer, altgedienter Spielmacher schwächelt dagegen im Augenblick: Ben Roethlisberger von den Pittsburgh Steelers. Er meinte in diesen Tagen auf einer Pressekonferenz sogar schon ein wenig genervt, dass ihm mittlerweile ja vielleicht das gewisse Etwas fehle. Wobei es meiner Meinung nach im kompletten Steelers-Team gerade nicht richtig stimmt. Es gibt viele Streitigkeiten – nicht zuletzt die zwischen "Big Ben" und Antonio Brown. Das trägt natürlich nicht zu einem harmonischen Teamgefüge bei. Man sollte also nicht Roethlisberger alleine die Schuld an der aktuellen Krise geben.
Heute könnt ihr euch auf ProSieben MAXX und ran.de von der Leistungsfähigkeit meiner Top-Quarterbacks überzeugen – denn Rodgers, Brady und Smith gibt es live bei #ranNFL zu sehen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Gucken und wir lesen uns nächste Woche wieder.
Bis dann,
Euer Markus