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Vollmer-Kolumne zu den Championship Games

NFL-Kolumne von Sebastian Vollmer: Arrowhead? "Lauter als ein Punk-Rock-Konzert"

  • Aktualisiert: 21.01.2019
  • 00:14 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler / Sebastian Vollmer
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© Getty

In seiner Kolumne auf ran.de schreibt der Ex-NFL-Profi und zweimalige Super-Bowl-Champion Sebastian Vollmer über das bevorstehende Duell zwischen den Kansas City Chiefs und seinem Ex-Team, den New England Patriots, in der Championship Round (Sonntag ab 20:45 Uhr live auf ProSieben und im kostenlosen Livestream auf ran.de) der NFL-Playoffs und erklärt, worauf es bei der Partie ankommen wird und welche Rolle der Heimvorteil für Patrick Mahomes und Co. spielen könnte.  

Hi Football-Fans,

in den NFL-Playoffs stehen endlich die Championship Games auf dem Programm, die vier übrig gebliebenen Teams sind nur noch einen Sieg von der Teilnahme am Super Bowl in Atlanta entfernt. In der NFC treffen die New Orleans Saints auf die Los Angeles Rams und in der AFC kommt es zum mit großer Spannung erwarteten Duell zwischen den Kansas City Chiefs und den New England Patriots (die Championship Games am Sonntag ab 20:45 Uhr live auf ProSieben und im kostenlosen Livestream auf ran.de. Eine Begegnung, die es in dieser Saison schon einmal gab – allerdings ist es generell immer schwierig, Rückschlüsse aus bereits vergangenen Spielen zu ziehen. Auch, wenn sie erst einige Wochen her sind. Und das hat Gründe.

Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass sich Teams und Spieler in nur wenigen Wochen verändern können, mal stärker oder aber auch schwächer werden. Das ist für viele, die selbst nie American Football gespielt haben, vielleicht nur schwer nachzuvollziehen. Aber während einer NFL-Saison ist alles stetig im Fluss. Da schaut man sich dann das letzte Spiel noch einmal genauer an, welches man gegeneinander bestritten hat. Und das war im Fall der Patriots gegen die Chiefs ein absolutes Offensivspektakel, das Tom Brady und Co. in Foxborough in Week 6 am Ende mit 43:40 für sich entschieden haben. Somit kennen die beiden Teams sich haargenau und werden nun auf das reagieren, was in dieser Partie vielleicht nicht so optimal gelaufen ist. Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass Patriots-Head Coach Bill Belichick deutlich mehr auf das Laufspiel und somit Sony Michel setzen wird, um so die Uhr zu kontrollieren und Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes nicht so oft auf den Rasen zu lassen.

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Pleite von 2014 als Motivation

Ich selbst würde mich vor diesem Spiel vor allem noch einmal mit meinem direkten Gegenspieler beschäftigen und ihn genau studieren. Da geht es um Feinheiten, wie er sich dreht, welche Technik er anwendet oder wie er in bestimmten Situationen reagiert. Der Rest wird dir sowieso von den Coaches mit auf den Weg gegeben. Es ist durchaus möglich, dass Belichick dem Team in den Besprechungen in der vergangenen Woche vielleicht sogar das Spiel von 2014 nochmal gezeigt hat. Aber nicht, um Vergleiche zu ziehen, sondern um seinen Spielern noch einmal klar zu machen, wie überragend Kansas City sein kann. Das ist so seine Art, den Gegner übermäßig stark zu machen, so dass man als Patriots-Spieler glaubt, die sind quasi nicht zu schlagen – wobei Kansas City in dieser Saison ja tatsächlich ein starker Gegner ist. Der Head Coach der Patriots strapaziert diese Stärke aber gerne noch etwas über. Mit dieser Art und Weise schafft Belichick es aber, die Sinne seiner Jungs zu schärfen, sie noch mehr auf dieses Spiel zu fokussieren. Denn diese Konzentration wird auch nötig sein. Da beide Teams die Fähigkeiten haben, viele Punkte zu erzielen, erwarte ich sowohl von den Patriots als auch den Chiefs ein aggressives Play-Calling.

Kansas City kann bei der Partie gegen mein Ex-Team auch auf den Heimvorteil bauen. Ein großer Vorteil. Ich habe während meiner Karriere in fast allen NFL-Stadien gespielt, aber die Stadien der Seattle Seahawks und das Arrowhead Stadium der Chiefs sind mit Abstand die lautesten Arenen der Liga. Wenn ich in diesen Stadien neben meinem Guard stand und ihm Kommandos entgegenbrüllte, verstand er keinen Ton. Das war schlimmer als bei einem Punk-Rock-Konzert. Man versteht sein eigenes Wort nicht mehr. Und das kann durchaus Konsequenzen haben. Denn wenn du im Huddle stehst, nur ein einziges Wort nicht richtig verstehst und deswegen dann anstatt nach links nach rechts läufst, kann der Spielzug dahin sein. Dadurch könnten gefährliche Situationen entstehen. Auch, wenn sich der Gegner gut auf den Silent Count einstellt und damit den Quarterback unter Druck setzt. So, wie es die Denver Broncos in der Championship Round der Playoffs 2015 bei ihrem 20:18-Sieg gegen die Patriots gemacht haben. Wir haben das auch immer wieder trainiert. Dann wurden auf dem Trainingsgelände riesige Boxen aufgestellt und die Musik extrem laut aufgedreht. Das war so, als würden wir in einer Großraumdisko trainieren.

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Bei großer Kälte schmerzt der ganze Körper

Auch die Kälte könnte in Kansas City eine Rolle spielen. Es soll ja zwischen -15 und -20 Grad kalt werden. Ich habe oft bei solchen Temperaturen gespielt und weiß noch, dass mir vor lauter Kälte der ganze Körper weh tat. Es besteht die Gefahr für Frostbeulen und wenn man nach so einem Spiel die Socken ausgezogen hat, waren nicht selten auch die Zehen mal komplett blau. Aber auch wenn du nach einem Drive an die Seitenlinie kamst und den Helm abgesetzt hast und ihn dann zum nächsten Drive wieder aufsetzen wolltest, hatte er sich vor Kälte so sehr zusammengezogen, dass er nur noch schwer über den Kopf ging. Es ist schlicht und einfach sehr bescheiden, bei so einer Kälte Football spielen zu müssen.

Viele Spieler haben sich dann immer dick mit Vaseline eingeschmiert, damit diese die Kälte von der Haut abhält und diese nicht rissig wird. Brady trägt dann zum Beispiel auch immer ein Neopren-Oberteil, damit er zumindest oben herum warm bleibt. Für die Quarterbacks ist es generell eine schwierige Situation, da die Hände eiskalt sind und der Ball steinhart ist. Dass fühlt sich ein bisschen so an, als wenn man hintereinander 20 Schneebälle geworfen hat – dann sind die Hände ja auch eisig. Deswegen dürften beide Teams in ihrem Duell vermehrt aufs Laufspiel setzen – was ein Vorteil für die Patriots sein könnte, da Running Back Michel aktuell in einer sehr guten Verfassung ist.

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Chiefs dürfen nicht zu viel Respekt haben

Ich glaube, dass diese Partie das beste Spiel der Saison für diese beiden Teams werden wird. Ich erwarte von Mahomes wieder viele Punkte, glaube aber, dass Belichick am Ende vielleicht den besseren Game-Plan haben wird. Allerdings haben die Chiefs durchaus realistische Chancen. Head Coach Andy Reid ist dafür bekannt, dass die ersten 15 Spielzüge für jedes Spiel, also auch gegen die Patriots, bereits Tage zuvor feststehen. Das wird auch "The Script" genannt. Damit will er testen, wie sich die Patriots bei diesen Spielzügen verhalten und dementsprechend wird dann der Offensive Coordinator sein Play-Calling anpassen. Es wird für Kansas City darum gehen, Mahomes einfach den Ball zu geben und loszulegen. Genau das haben die Los Angeles Chargers mit Signal Caller Philipp Rivers in der Divisional Round nicht geschafft. Aber, selbst wenn die Chiefs das schaffen sollten, glaube ich, dass die Patriots am Ende dennoch knapp vorne liegen und somit in den Super Bowl einziehen werden.

Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal viel Spaß beim NFL-Sonntag mit den Divisional Playoffs ab 20:45 Uhr live auf ProSieben und im kostenlosen Livestream auf ran.de. Und wir hören uns wie gewohnt in der kommenden Woche natürlich bei unserem Podcast "The Vollmer + Kuhn NFL Show" und selbstverständlich lesen wir uns auch schon bald wieder hier mit neuen spannenden Themen rund um die NFL.

Bis dahin,

Euer Sebastian

Instagram: @vollmerseb