Kommentar zur Partie der Philadephia Eagles
ranSicht zu den Philadelphia Eagles: Den Sportsgeist mit Füßen getreten
- Aktualisiert: 04.01.2021
- 14:15 Uhr
- ran.de
Die Philadelphia Eagles verlieren unter anderem wegen eines nicht nachvollziehbaren Quarterback-Tauschs gegen Washington. Die Eagles klettern durch die Niederlage in der Draft Order, die New York Giants verpassen die Playoffs. Ist das nun ein Skandal oder einfach nur clever? ran-Autor Christian Stüwe hat eine klare Meinung.
München - Es gibt ungeschriebene Gesetze im Sport, die sich um Fairness, Moral und Respekt drehen. Eines dieser ungeschriebenen Gesetze besagt, dass eine Mannschaft, für die es am letzten Spieltag um nichts mehr geht, sich nicht hängen lassen darf. Wenn sich ein Team, das im sicheren Tabellen-Mittelfeld steht, am letzten Spieltag abschießen lässt und so das Meisterschaftsrennen oder den Abstiegskampf beeinflusst, wird im europäischen Fußball von Wettbewerbsverzerrung gesprochen.
Seit Sonntag gibt es auch in der NFL einen solchen Fall. Denn die Philadelphia Eagles hätten das Spiel gegen das Washington Football Team durchaus gewinnen können. Dann wären die New York Giants anstelle Washingtons in die Playoffs eingezogen. Die Eagles haben aber nicht gewonnen, weil Head Coach Doug Pederson eine ganze Reihe von Entscheidungen traf, die den Verdacht nahelegen, dass er das Spiel gar nicht gewinnen wollte. Los ging es schon vor dem Spiel, denn mit Running Back Miles Sanders und Tight End Dallas Goedert waren zwei Top-Spieler wegen kleinerer Verletzungen erst gar nicht im Einsatz. Ob sie gespielt hätten, wenn es für die Eagles um etwas gegangen wäre, ist letztlich aber pure Spekulation.
Quarterback-Tausch ist nicht nachvollziehbar
Auch dass sich Pederson im dritten Viertel dafür entschied, einen vierten Versuch auszuspielen, anstatt das Field Goal zum Ausgleich zu schießen, ist für einen Football-Coach in dieser Spielsituation sehr ungewöhnlich, aber irgendwie noch erklärbar. Nicht mehr erklärbar ist allerdings der Quarterback-Tausch im letzten Viertel. Pederson brachte bei drei Punkten Rückstand in der Crunchtime mit Nate Sudfeld für Jalen Hurts den dritten Spielmacher, der zuletzt in Week 1 im Kader gestanden und seit 2018 keinen Snap in der NFL mehr gespielt hatte.
Entsprechend katastrophal liefen die letzten Minuten für den bedauernswerten Sudfeld, inklusive Interception, Fumble und zwei Sacks. Pedersons Rechtfertigung, Sudfeld Spielpraxis geben zu wollen, ihm auch noch auf den letzten Drücker ein paar Snaps gönnen zu wollen, ist albern. Die Eagles wollten das Spiel nicht gewinnen, das war spätestens zu diesem Zeitpunkt klar.
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Ein Skandal? Oder einfach nur clever?
Aber was ist das nun? Eine Schande? Ein Skandal? Oder letztlich einfach nur clever? Denn im Gegensatz zum europäischen Ligensystem werden im US-Sport Verlierer mit einer besseren Draft-Position belohnt. Die Eagles haben sich durch die Niederlage im kommenden NFL-Draft nun den sechsten Pick statt des neunten gesichert. Nüchtern betrachtet hat Pederson aus Franchise-Sicht also alles richtig gemacht, die Praxis des sogenannten "Tankens" ist im US-Sport alles andere als unüblich.
Aber jeder, der ein Herz für Sport hat, kann ein solches Verhalten nicht gutheißen. Der Sportsgeist wurde Sonntagnacht mit Füßen getreten. Was ist mit den als besonders leidenschaftlich geltenden Philadelphia-Fans, die zum Abschluss einer enttäuschenden Saison noch einen Sieg sehen wollten? Oder mit den Eagles-Spielern, die sich vermutlich gerne mit einem Erfolgserlebnis verabschiedet hätten, aufgrund der fragwürdigen Entscheidungen aber um diese Möglichkeit gebracht wurden? Und mit den Spielern, Verantwortlichen und Fans der New York Giants, die um die Chance auf die Playoffs gebracht wurden?
Die Philadelphia Eagles verabschieden sich mit einem miesen Gefühl in eine lange Offseason. Und daran ändert auch der um drei Positionen bessere Draftpick nichts.
Christian Stüwe
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