Robert Kraft: Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Vorwürfen

München/Jupiter - Gegen Robert Kraft, Besitzer der New England Patriots, wird Anklage erhoben. Laut der Polizei in Jupiter (Florida) soll der 77-Jährige für sexuelle Dienste in einem Massagesalon gezahlt haben. Prostitution ist in den USA, mit Ausnahme des Bundestaates Nevada, illegal.

Was wird Kraft genau vorgeworfen?

Der örtlichen Polizei zufolge, soll Kraft im vergangenen Monat zweimal den Massagesalon "Orchids of Asia" in Jupiter besucht haben. Dieser Salon soll einer von mehreren Etablissements sein, in denen Prostitution gefördert wurde. Gegen Kraft und rund 200 weitere Personen soll Anklage erhoben werden. Die Polizei erklärte, sie habe zu jedem der beschuldigten Personen - Kraft eingeschlossen - belastendes Videomaterial. Der Massagesalon geriet "ESPN" zufolge ins Visier der US-Behörden, da er wohl von einer kriminellen Ringvereinigung betrieben wird. Dieser wird demnach auch Menschenhandel vorgeworfen.

Laut einem Bericht von "TCPalm.com" lebten einige der Mitarbeiter von "Orchids of Asia" im Salon und sollen dort gegen ihren Willen festgehalten worden sein. Demnach stammen viele von ihnen aus China. Es gibt bisher keine Hinweise darauf, dass Kraft von den kriminellen Machenschaften der Hintermänner wusste. Der Patriots-Besitzer muss sich allein dafür verantworten, für sexuelle Dienste bezahlt zu haben - in den USA eine Straftat.

Wie reagiert Kraft?

Kraft selbst hat sich noch nicht geäußert. Über einen persönlichen Sprecher ließ er verlauten: "Wir weisen den Vorwurf entschieden zurück, dass Robert Kraft in illegale Aktivitäten involviert ist." Kraft wurde nicht festgenommen. Bisher wurden lediglich seine Anwälte informiert, in den nächsten Tagen wollen die Behörden die offiziell Anklageschrift übermitteln.

Welche Strafe droht Kraft, sollte er schuldig gesprochen werden?

 Laut "ESPN" drohen Kraft im Falle einer Verurteilung eine 60-tägige Gefängnisstrafe, sechs Monate auf Bewährung und eine Geldstrafe von 500 US-Dollar.

Welche Konsequenzen könnte der Fall für die New England Patriots haben?

Die NFL hält sich im Fall Robert Kraft zurück. "Die NFL hat die Ermittlungen der Behörden registriert und wird die weitere Entwicklung des Falls beobachten", war alles, was die Liga bisher verlauten ließ. Dass diese Ermittlungen Kraft zu einem Verkauf der Patriots zwingen, ist nach Informationen von "ESPN" äußerst unwahrscheinlich. Dem 77-Jährigen könnte dennoch eine individuelle Strafe von der NFL drohen. Die "Personal Conduct Policy", also der Verhaltens-Kodex der NFL, gilt auch für Teambesitzer.

Bei Verstößen kann die NFL eigene Disziplinarstrafen verhängen. Jede "illegale Handlung" und "Aktionen, die dem Image der Liga schaden", werden von der Liga untersucht. Kraft könnte also vom Gericht freigesprochen und trotzdem von der NFL bestraft werden. 

Wie könnte eine Strafe von der NFL aussehen?

Es gibt nur wenige Präzedenzfälle. Colts-Besitzer Jim Irsay bekannte sich 2014 vor Gericht schuldig, unter Drogeneinfluss gefahren zu sein. Dafür wurde Irsay von der NFL für sechs Spiele suspendiert und musste eine Geldstrafe in Höhe von 500.000 Dollar zahlen. 2010 sprach Comissioner Roger Goodell eine Strafe gegen Tom Lewand aus. Er war damals Teampräsident der Detroit Lions und bekannte sich schuldig, unter Alkoholeinfluss gefahren zu sein. Dafür wurde Lewand für 30 Tage suspendiert und musste eine Strafe von 100.000 Dollar zahlen.