NFL-Offseason
Sam Darnold: Ist er die Antwort auf die Quarterback-Frage der Panthers?
- Aktualisiert: 06.04.2021
- 21:11 Uhr
- ran.de/Tim Rausch
Die Carolina Panthers sichern sich per Trade Quarterback Sam Darnold von den New York Jets. Die Panthers bauen darauf, dass er der ersehnte Franchise-Quarterback sein kann. Die richtige Entscheidung?
München - Die Pocket kollabiert. Sam Darnold windet sich aus dem Tackle des heranstürmenden Defensive Tackles. Stolpert nach links raus. Findet sein Gleichgewicht. Schaut. Wirft. Entgegen seiner Laufrichtung. Unter Druck. Der Ball findet seinen Receiver 25 Yards später. Ein perfekter Wurf. Darnold zeigt in einem Play seine Athletik, Wurfkraft, Antizipation und Improvisationsfähigkeit.
Ein besonderes Play. Das Play eines Spielers, der den Unterschied machen kann. Das Play eines Franchise-Quarterback. Bei Darnold trotz seines unbestrittenen Talents leider nur die absolute Ausnahme.
Seit drei Jahren spielt Sam Darnold in der NFL. Seit drei Jahren wartet man auf den finalen Durchbruch von Sam Darnold. Auf den Moment, in dem die besonderen Plays mehr und mehr zur Routine werden. Auf den Moment, in dem die Fehler in seinem Spiel minimiert werden. Auf den Moment, in dem Sam Darnold ein Franchise-Quarterback wird.
Die Carolina Panthers bauen auf diese Entwicklung. Geben für den 23-Jährigen einen Sechstrunden-Pick 2021, einen Zweitrunden-Pick und einen Viertrunden-Pick 2022 ab. Laut NFL-Insidern ziehen sie zudem die Fifth-Year-Option, die Darnold knapp 20 Millionen US-Dollar einbringen wird und für die kommenden zwei Jahre an die Panthers bindet. Er soll das neue Gesicht werden. Doch kann er das überhaupt?
Das Quarterback-Problem der Panthers
Cam Newton, Kyle Allen, Will Grier, P.J. Walker, Teddy Bridgewater. Die Namensliste der Quarterbacks, die in den vergangenen zwei Spielzeiten Einsatzzeit bei den Panthers erhielten, ist lang. Keiner konnte sich als klarer Starter etablieren. Die vergangenen drei Jahre versanken die Panthers im unteren Mittelfeld der Liga. Zu "gut", um einen der Top-Quarterbacks im NFL Draft zu ergattern, zu schwach, um in der eigenen Division mithalten zu können.
Vergangene Saison statteten die Panthers Bridgewater mit einem Dreijahres-Deal aus, der ihm bis zu 61 Millionen US-Dollar einbringen kann. Ein Jahr und eine spektakulär unspektakuläre Saison später und Bridgewater und die Panthers standen am Scheideweg. Nun geht es in verschiedene Richtungen weiter.
Mehr Potenzial mit Sam Darnold
Kein Zweifel, Darnold bringt rein vom physischen Talent (Athletik, Armstärke etc.) viel Potenzial mit. Dieses Potenzial sorgte dafür, dass er im NFL Draft 2018 bereits an dritter Stelle gewählt wurde. In seiner bisherigen Karriere zeigte er immer mal wieder mit eindrucksvollen Würfen, dass er über viel Talent verfügt.
Ein simpler Blick auf den Statistikbogen reicht nicht aus, um Darnolds NFL-Laufbahn zu charakterisieren. Der Vollständigkeit halber: Knapp 8.000 Passing Yards, 45 Touchdowns, 39 Interceptions.
Zu beurteilen, wie viel Potenzial durch die schwachen Umstände bei den Jets (sowohl schlechtes Coaching, als auch fehlende Puzzlestücke in der Offense um den Quarterback) verloren ging, ist unmöglich.
Externer Inhalt
Darnolds Schwächen
Dennoch zeigt die vergangene Saison eine fehlende Entwicklung bei Darnold. In seinem dritten Jahr fiel es dem 23-Jährigen weiterhin schwer, Defensiven routiniert vor und nach dem Snap zu lesen und die richtigen Entscheidungen im Passspiel zu treffen. Das sorgte dafür, dass er bei Plays, bei denen er keinen Druck bekam, unterdurchschnittlich war.
Bei knapp 60 Prozent seiner Dropbacks stand Darnold in einer "sauberen" Pocket - konnte den Ball also ohne Druck der Defense passen. Bei einer sauberen Pocket brachte er 68 Prozent seiner Pässe für 1.500 Yards, sechs Touchdowns und sieben Interceptions an. Damit sind er und Dwayne Haskins die einzigen Quarterbacks, die vergangene Saison aus einer sauberen Pocket heraus mehr Interceptions als Touchdowns geworfen haben.
Gleichzeitig zählte Darnold zu den Quarterbacks, die am häufigsten unter Druck standen. Natürlich dürfte das einen jungen Quarterback auch in Plays, in denen er nicht unter Druck steht, beeinflussen. Aber es darf keine Entschuldigung dafür sein, dass er sich nach drei Jahren in der NFL noch Rookie-Fehler erlaubt und Bälle zu spät oder in klare Doppeldeckung wirft.
Langfristiger Plan
Diese Fehler gilt es auszumerzen. Joe Brady, der Offensive Coordinator der Panthers, dürfte dafür die meiste Verantwortung tragen. Der ehemalige Passing-Game-Coordinator von LSU gilt als kreativer Play-Caller, der eine Quarterback-freundliche Offensive dirigiert. Ihm muss es gelingen, Darnolds Potenzial zu entfachen.
Mit Christian McCaffrey, D.J. Moore und Robby Anderson wird Darnold über Anspielstationen verfügen, die im Passspiel regelmäßig Seperation kreieren und Yards auf eigene Faust sammeln können. Das größere Fragezeichen dürfte die Offensive Line sein, die punktuell auf Center und Right Tackle gut besetzt ist, aber einige Unklarheiten aufweist.
In deutlich besseren Umständen muss Darnold den nächsten Schritt gehen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Und auch kein einfacher Schritt. Ansonsten investieren die Panthers wiederholt zu viel in den "falschen" Spieler (Bridgewater) und stehen 2022 erneut vor der Frage, wer der nächste Franchise-Quarterback sein kann.
Du willst die wichtigsten NFL-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.