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Washington Football Team: namenlos glücklich
- Aktualisiert: 04.01.2021
- 15:46 Uhr
- ran.de/Christian Stüwe
Im vergangenen Sommer galt das Washington Football Team als eines der schwächsten der NFL, die Franchise wurde verspottet, weil sie keinen richtigen Namen hat. Nun stehen die Hauptstadt-Footballer in den Playoffs. Mit einem Quarterback, dessen Karriere beendet schien und einem Head Coach, der während der Saison an Krebs erkrankte.
Washington/München - Im Sommer hätte die Lage für das Washington Football Team kaum schlechter sein können. Die meisten Power Rankings sahen die Mannschaft aus der Hauptstadt unter den schlechtesten drei Teams der Liga. Die "Washington Post" berichtete von sexueller Belästigung weiblicher Angestellter. Und dann noch dieser sperrige Namen, der eigentlich gar keiner ist.
Denn die Franchise hatte das Logo und den Namen "Washington Redskins", unter dem die Footballer aus Washington seit 1933 aufs Spielfeld gelaufen waren, abgelegt, da dieser die Gefühle der amerikanischen Ureinwohner verletzten könnte und Sponsoren sich im Zuge der Rassismus-Debatten und der Black-Lives-Matter-Proteste abwendeten. Ein sinnvoller Schritt. Dass die Franchise aber nicht direkt einen neuen Namen präsentierte, sondern recht einfallslos als "Washington Football Team" in die Saison startete, sorgte für Spott.
Erster Playoff-Einzug seit 2015
Spätestens seit Sonntag lacht nun aber niemand mehr über das Washington Football Team. Denn die Franchise steht erstmals seit 2015 in den Playoffs. In der vergangenen Spielzeit war die Mannschaft noch Letzter in der NFC East, nach einem 20:14-Sieg gegen die Philadelphia Eagles konnte die Division nun gewonnen werden. From Worst to First - die Story des Washington Football Teams ist die Feel-Good-Story der NFL-Saison 2020, ein kleines Football-Wunder. Für das es mehrere Gründe gibt.
Man denke nur etwa an Alex Smith. Der Quarterback erlitt im November 2018 einen grausamen Beinbruch mit einer anschließenden Wundentzündung, die 17 Operationen erforderte. Zwischenzeitlich drohte eine Amputation, sogar das Leben des Signal Callers war in Gefahr. Mehr als ein Jahr lang musste Smith im Anschluss einen riesigen Fixateur am Bein tragen.
Dass der 36-Jährige im Oktober nach einer Verletzung von Kyle Allen auf das Spielfeld zurückkehrte, ist tatsächlich ein Wunder. Dass er nun das Washington Football Team in die Playoffs führte, hört sich nach dem Drehbuch eines pathetischen Hollywood-Films an.
"Es gibt so viel, wofür wir dankbar sein können", sagte Smith nach dem Sieg gegen die Eagles: "Wir mussten am Anfang einige Hürden überwinden, aber wir haben immer weiter gekämpft und jetzt sind wir hier."
Head Coach Rivera absolviert Chemotherapie während der Saison
Berührend ist auch die Geschichte von Ron Rivera. Der Head Coach machte im August seine Hautkrebserkrankung öffentlich, ließ sich trotz siebenwöchiger Chemotherapie aber nicht davon abhalten, das Team weiter zu coachen und in die Playoffs zu führen.
"Das ist ein besonderer Erfolg, weil es so hart war", sagte Rivera nach der Playoff-Qualifikation: "Das zeigt den Jungs, dass wenn man hart arbeitet und die Sachen richtig macht, man immer eine Chance bekommt."
Ermöglicht wurde das Washingtoner Football-Märchen aber auch erst durch eine besondere Konstellation. Die NFC East mit den Philadelphia Eagles, den New York Giants und den Dallas Cowboys ist die schwächste Division der NFL. Sieben Siege bei neun Niederlagen reichten für die Playoff-Qualifikation.
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Dritte Mannschaft mit negativer Bilanz in den Playoffs
Als überhaupt erst dritte Franchise in der NFL-Geschichte schaffte es das Washington Football Team nach den Carolina Panthers 2014 und den Seattle Seahawks 2010 mit negativer Bilanz in die Playoffs.
Dort warten in der Super Wild Card Round nun die Tampa Bay Buccaneers (in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 1:45 Uhr auf ProSieben und im Livestream auf ran.de) mit Tom Brady, das Washington Football Team ist klarer Außenseiter.
Unterschätzen sollte die Mannschaft aufgrund ihres besonderes Weges in dieser Saison aber niemand. Zumal sowohl die Seahawks 2010 wie auch die Panthers 2014 ihr Wild-Card-Game jeweils gewinnen konnten. Head Coach der Panthers war damals übrigens Ron Rivera.
Wann und ob überhaupt die Franchise einen neuen Namen bekommt, ist derzeit offen. Denn je erfolgreicher die Mannschaft spielt, umso mehr gewöhnen sich die Fans an das eigentlich provisorische Washington Football Team. Und dass man auch ohne richtigen Namen glücklich sein kann, haben die Hauptstadt-Footballer um Alex Smith in dieser Spielzeit eindrucksvoll bewiesen.
Christian Stüwe
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