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Zac Taylor bei den Cincinnati Bengals: Genialer Offense-Flüsterer hinter Joe Burrow und Ja'Marr Chase
- Aktualisiert: 27.01.2023
- 18:30 Uhr
- ran.de
Die Cincinnati Bengals treffen im AFC Championship Game auf die Kansas City Chiefs (in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 0:20 Uhr live auf ProSieben und ran.de) und sind nur noch einen Schritt von der erneuten Super-Bowl-Teilnahme entfernt. Im Hintergrund des Star-Duos Joe Burrow und Ja'Marr Chase zieht ein Mann gekonnt die Fäden, der entscheidend für die bemerkenswerte Entwicklung des Teams ist: Head Coach Zac Taylor.
von Daniel Kugler
Tausende von Eintrittskarten wurden im Vorfeld des möglichen Endspiels um die Krone in der AFC zwischen den Buffalo Bills und den Kansas City Chiefs bereits verkauft. Wie man mittlerweile weiß, vergebens.
Denn die Cincinnati Bengals gaben in der Vorwoche humorlos den Spielverderber und warfen die Pläne der Organisatoren und Fans komplett über den Haufen. Ganz zur Freude von Head Coach Zac Taylor, der nun kurz vor dem AFC Championship Game bei den Chiefs in Arrowhead steht (in der Nacht von Sonntag auf Montag ab 0:20 Uhr live auf ProSieben und ran.de).
"Es ist schwierig, weil sie (die Entscheidungsträger der NFL, Anm. d. Red.) die Pläne für Münzwürfe und für Spiele an neutralen Orten ausarbeiten müssen und wir vermasseln es immer wieder für alle", wird ein zu Scherzen aufgelegter Taylor von NFL-Insider Ian Rapoport zitiert: "Ich hasse es, dass wir es für die Leute, die all die logistischen Probleme ertragen müssen, immer wieder vermasseln."
Sarkasmus aus. Aber die gute Laune bleibt.
Denn auch weiterhin haben die Bengals einmal mehr gut Lachen. Und sie wollen ihren Lauf auch gegen die Chiefs fortsetzen, schließlich ist die zweite Super-Bowl-Teilnahme in Serie zum Greifen nah.
Coach Taylor steht mit seiner Art und Arbeitseinstellung sinnbildlich für den kompletten Turnaround bei den Bengals und den innerhalb weniger Jahre einsetzenden Erfolg.
Cincinnati Bengals: Zac Taylor orchestrierte den Rebuild im Eiltempo
Die Leistungen des Teams, seit Taylor 2019 das Amt des Head Coaches übernommen hat, suchen - ohne Übertreibung - ihresgleichen.
Die Aufgabe hätte dabei jedoch kaum größer sein können für den heute 39-Jährigen. So hatte Taylor einen alles andere als leichten Start in seine Karriere als Head Coach in der NFL.
Was Taylor vorfand: eine Mannschaft, die das Wort Playoffs kaum noch zu kennen schien und gefühlt Baustellen ohne Ende aufwies.
Nachdem Taylor in seinen ersten beiden Jahren mit den Bengals noch eine heftige 6-25-Bilanz vorzuweisen hatte, zündete der junge Coach in der Folge den Turbo.
Die richtigen Lehren wurden gezogen, der Roster Stück für Stück nach den Wünschen des Coaches umgebaut - natürlich auch dank der hohen Draftpicks in Folge der Seuchenjahre zuvor. Aber auch frühe Draftpicks sind bekanntlich keine Garantien für die Stars von Morgen.
Zwei weitere Spielzeiten später steht für Taylor bereits eine Regular-Season-Bilanz von 28–36–1 bei den Bengals zu Buche. In den Playoffs gingen bisher einzig die Los Angeles Rams im Super Bowl des vergangenen Jahres als Sieger gegen die Taylor-Bengals vom Feld.
Und bei dem einen Makel in der gerade erst begonnenen Postseason-Karriere des Coaches soll es auch möglichst lange bleiben.
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Cincinnati Bengals: Zweite Teilnahme am Super Bowl in Serie winkt
Die Bengals nehmen dieser Tage alles wie es kommt und wachsen gefühlt mit jeder neuen Aufgabe noch ein Stückchen weiter. Von Nachteilen wie dem Spielabbruch bei eigener Führung gegen Buffalo in Week 17 nach dem Herzstillstand von Bills-Safety Damar Hamlin nichts zu spüren.
Ganz im Gegenteil. Die durch höhere Gewalt verweigerte Chance, sich den Heimvorteil über die kompletten Playoffs zu sichern, wurde immer mehr zum Ansporn für das Team.
"Egal, ob wir zu Hause oder auswärts spielen, wir werden konsequent an die Sache herangehen, unserer Routine folgen und bereit sein, das Spielfeld zu betreten. Ich habe das gleiche Gefühl, wenn wir zu Hause oder auswärts spielen. Die Jungs denken wahrscheinlich genauso", erklärte der Coach.
Oder salopp ausgedrückt: Nennt den Bengals nur die Uhrzeit und den Ort, und dann "Let's go".
Denn eines sollte mittlerweile bei der Analyse dieses Teams jedem klar sein: "Wenn die Jungs auf dem Feld stehen, sind sie bereit, anzugreifen", bilanzierte Taylor.
Das Team strotz nur so vor Selbstvertrauen, ohne dabei überheblich zu wirken.
"Schickt lieber schon mal die Rückerstattungen raus", antwortete Quarterback Joe Burrow keck auf die erste Frage der Reporterin nach dem niemals wirklich gefährdeten und im Ergebnis dann doch unerwartet deutlichen 27:10-Erfolg bei den Bills in der Divisional Round.
Vielleicht war diese vollmundige Aussage auch direkt an die Chiefs und ihre Fans gerichtet, bei denen womöglich schon reichlich Eintrittskarten für Super Bowl LVII in Glendale, Arizona, erworben wurden.
Am Ende des Tages liegt die Wahrheit auf dem Feld, der Gewinner hat recht und gibt den Ton an. Aktuell sind es eben sehr häufig die Bengals - mit der Betonung auf den Plural. Nicht etwa nur einige einzelne Raubkatzen, die die Last stemmen.
Cincinnati Bengals: Der Star ist das Mentalitätsmonster von Team
Angesprochen auf die Mentalität und Einstellung seines Teams kam Taylor im Interview vor dem Kracher gegen die Chiefs gegenüber den eigenen Klubmedien gar nicht mehr aus dem Schwärmen heraus.
"Sie wollen den härtesten Weg gehen. Was immer ich ihnen geben kann, um ihnen klar zu machen, dass wir auf einem harten Weg sind: Ich werde es ihnen geben, denn darauf reagieren sie am besten. Wenn es um hohe Einsätze geht, sehe ich gute Chancen für unser Team, weil sie jeden Tag, wenn sie das Gebäude betreten, die richtige Einstellung haben", sagte er.
Mehr Lob vom Coach ist wohl kaum mehr möglich. Das Kollektiv überragt alles in Cincinnati, auch wenn das Team mit Stars wie Burrow oder Wide Receiver Ja'Marr Chase auch in der Spitze exquisit besetzt ist.
Dementsprechend wenig bis gar nichts in Richtung Egoismen und Alleingängen hört man in und um die Franchise. Und genau diese Werte lebt Coach Taylor Tag für Tag vor.
Die Spieler genießen den Ertrag für die harte Arbeit über die Monate und Jahre, zeigen sich aber geschlossen demütig und sind dankbar für die vorbildliche Anleitung durch ihren Übungsleiter.
Cincinnati Bengals: Joe Burrow mit Liebeserklärung an Coach Zac Taylor
"Ich denke, wir haben eines der besten Front Offices der Liga und Zac ist meiner Meinung nach der beste Head Coach der Liga, und das gibt mir sehr viel Vertrauen", schwärmte etwa Playmaker Burrow bereits vor dem Auftakt der Playoffs gegen die Baltimore Ravens.
Und auch, wenn die Bengals die Saison wie bereits im Vorjahr ohne Ring beenden sollten, genießen sie das Hier und Jetzt im offensichtlich überragend zusammengestellten Team und das beispiellose Miteinander in Cincinnati in jeder einzelnen Sekunde. Und möchten diesen Zustand auch möglichst lange in der Zukunft erhalten.
"Mein Plan ist es, meine ganze Karriere hier zu sein und hoffentlich ist Zac auch meine ganze Karriere lang hier. Und hoffentlich sind auch viele unserer Jungs so lange wie möglich bei mir", führte Burrow weiter aus.
Ein gigantisches Lob vom Kapitän auf dem Feld an die eigene Truppe und an den Chef an der Seitenlinie. Grundsätzlich fallen den Bengals derartige selbstbewusste Aussagen rein perspektivisch gesehen aber auch um einiges leichter als vielen Konkurrenten. Denn andernorts endet das Titelfenster in absehbarer Zeit oder bereits nach dieser Saison - Buffalo lässt grüßen.
Die Bengals hingegen sind vielleicht das Team der Stunde, sorry San Francisco 49ers. Und Cincinnati will auch in Zukunft an der Spitze des Berges stehen.
Oder, um es mit den Worten von "Joey B" auszudrücken: "Meine ganze Karriere ist das Titelfenster."