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NBA Playoffs - Kolumne: LeBron James vs. Stephen Curry – ein altes Duell mit neuen Vorzeichen

  • Aktualisiert: 02.05.2023
  • 18:19 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/USA TODAY Network
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Zum fünften Mal treffen die beiden wohl größten Spieler ihrer Ära in den Playoffs aufeinander. In der ersten Runde demonstrierte allerdings nur Stephen Curry, dass er noch immer konstant auf dem allerhöchsten Niveau abliefern kann. Welchen LeBron James gibt es in Runde zwei zu sehen?

Von Ole Frerks

Es war ein holpriger Weg mit vielen unvorhersehbaren Abzweigungen, aber nun sind wir doch mal wieder an einem Punkt, den wir über die vergangene Dekade oft erreicht haben: LeBron James trifft mit seinem Team in den Playoffs auf Stephen Curry und die Golden State Warriors. Die beiden noch immer größten Stars der NBA stehen vor ihrem fünften Duell.

Seit Ausgabe vier im Jahr 2018 ist viel passiert. James wechselte nach Los Angeles, beide Legenden gewannen eine weitere Meisterschaft, verpassten in der Zwischenzeit aber auch mal die Playoffs und erlebten herbe Enttäuschungen. Es sprach noch vor wenigen Wochen einiges dagegen, dass ihre beiden Teams es in die Postseason schaffen würden, geschweige denn in die zweite Runde.

Golden State erreichte am Ende Platz sechs, nachdem der amtierende Meister auswärts oft aussah wie ein Lottery-Team (stark sein, Kings-Fans!), die Lakers landeten auf Platz sieben und mussten sich die Playoff-Teilnahme im Play-In verdienen. Beide bekamen es in Runde eins mit jüngeren Teams zu tun, die während der Saison konstanter gespielt hatten und trotz Heimvorteil keine echten Favoriten waren.

Nicht zuletzt deshalb, weil Curry und James jeweils vier Meisterschaften gewonnen und sich selbst immer wieder "bewiesen" haben wie aktuell niemand sonst in der Sportart. Die Parallelen enden jedoch, wenn wir etwas genauer auf die jeweiligen ersten Runden blicken, die Curry und James gespielt haben.

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Curry sprengt Grenzen
News

"Leistung für die Ewigkeit" - Curry sprengt NBA-Grenzen

Stephen Curry dreht auf - und das auf einzigartige Weise. 50 Punkte in einem siebten Spiel sind in den NBA-Playoffs einmalig. Jetzt kommt es zum Duell der Superstars mit LeBron James.

  • 01.05.2023
  • 17:15 Uhr

Stephen Curry spielt gegen die Kings die Serie seines Lebens

Curry, mittlerweile 35 Jahre alt, spielte gegen Sacramento eine der besten Serien seines Lebens. 33,7 Punkte schenkte er den Kings über sieben Spiele ein, nur zweimal in seiner Karriere übertraf er diesen Wert, jeweils in Vier-Spiele-Serien gegen Teams, die den Warriors nicht gewachsen waren. Das war gegen Sacramento anders.

Es waren hart verdiente Punkte gegen ein Team, das vom langjährigen Warriors-Assistenten Mike Brown exzellent darauf eingestellt wurde, seine alte Liebe zu verteidigen. Sacramento hätte diese Serie gut und gerne gewinnen können.

Curry jedoch verhinderte das. Er trug sein Team, wie er das schon vergangene Saison in den Finals getan hatte, als die Celtics fast alles verhindern konnten, was die Warriors traditionell ausmacht. Curry kann niemand verhindern. Er ist offensiv nicht schlechter als 2016, als er einstimmig zum MVP gewählt wurde – und er ist klüger als damals. Reifer. Er erkennt jede Möglichkeit, die sich ihm gibt, und kann Teams wohl besser als jeder andere Spieler demoralisieren.

Wenn ein Team das "Beautiful Game" der Warriors limitiert, wenn Klay Thompson, Jordan Poole oder Andrew Wiggins so schlecht treffen wie in Spiel 7, gibt es immer noch die Option, Curry zu isolieren oder ein Pick'n'Roll nach dem anderen laufen zu lassen. Steve Kerr hebt sich diese Strategie in der Regel für den Notfall auf, aber wenn es dazu kommt, gibt es kaum etwas Besseres.

Gegen die Kings war die Zeit reif dafür, und Curry lieferte ab, nicht erst mit seinem legendären 50-Punkte-Ausbruch in Spiel 7.

Über die gesamte Serie war die Warriors-Offense um fast genau 20 Punkte pro 100 Ballbesitze besser, wenn Curry auf dem Court stand. Ein brachialer Wert, der demonstrierte, dass Curry auch im Jahr 2023 einer der ersten Namen sein muss, wenn es darum geht, über den besten Spieler der Liga zu diskutieren. Bei James ist das momentan etwas komplizierter.

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LeBron James macht gegen Memphis den Anti-Curry

Als die beiden Superstars vor fünf Jahren zum bislang letzten Mal in den Playoffs aufeinandertrafen, trug James ein Cavaliers-Team, das realistischerweise kaum noch Daseinsberechtigung in den Finals hatte. Die Cavs waren gealtert, Kyrie Irving war weg, es fehlte im Kader an Qualität. Dass James Cleveland dennoch in die Finals bringen konnte, sprach für seine Klasse, es war jedoch kein Zufall, dass er im Anschluss an den Sweep wie erwartet zu den Lakers wechselte.

Gegen Memphis machte er aber sozusagen den Anti-Curry und trug sein Team nicht. Es ist nicht so, dass James selbst getragen werden musste – das vorentscheidende Spiel 4 gewann er am Ende mit Layups und dem ersten 20-Punkte-20-Rebounds-Spiel seiner Playoff-Karriere. Diese triumphalen Momente waren jedoch selten; nur zweimal in seiner Laufbahn erzielte James weniger Punkte als die 22,2 in dieser Serie (bei den Finals-Niederlagen 2011 und 2007). Auch die Assists (5,2) waren nur in vier Serien niedriger.

Solche Zahlen sind bei einzelnen Serien immer mit Vorsicht zu genießen, aber "Cleaning the Glass" und "nba.com/stats" zufolge war das Net-Rating der Lakers gegen Memphis wesentlich schlechter, wenn James auf dem Court stand. Was nicht bedeutet, dass Darvin Ham den 38-Jährigen nun auf die Bank setzen soll. Aber doch Fragen aufwirft, was von James in der nächsten Serie zu erwarten ist.

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LeBron James: Wie viel Drive ist noch da?

Ende Februar verletzte sich LeBron am rechten Fuß und musste eine Weile aussetzen. Ärzte rieten ihm sogar, sich operieren zu lassen und damit die Postseason auszusetzen – das kam für James aber nicht in Frage. Er ging nach Eigenaussage zum "LeBron James der Füße" und ließ sich fit machen, genau einen Monat nach der Verletzung stand er wieder auf dem Court.

Seither gibt es einen etwas anderen James zu sehen. Schon seit Jahren verlagerte sich seine Wurfauswahl mehr nach draußen, er nahm mehr Jumper, statt den Ring zu attackieren. Das spart Kräfte, nimmt James allerdings auch die Abschlüsse, in denen er am effizientesten ist. Der Jumper ist über die Jahre zwar stark verbessert, aber die Grundlage von allem bildete immer James' Drive.

Rund zehn Drives pro Spiel verzeichnete LeBron laut "nba.com/stats" noch in der Regular Season, für seine Verhältnisse bereits wenig. Gegen Memphis waren es im Schnitt knapp sieben, oft ließ James auch gegen Mismatches Möglichkeiten liegen, spielte den Ball entweder weiter oder nahm eben den Sprungwurf. Was besonders stark ins Gewicht fiel, weil er über die Serie kaum einen Wurf außerhalb der Zone traf (26,4 Prozent bei Jumpshots).

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L.A. Lakers sind nicht so abhängig wie frühere James-Teams

Vielleicht war es Respekt vor Jaren Jackson Jr., der in der Zone stets darauf wartete, Abschlüsse am Ring zurück an den Adressaten zu schicken. Vielleicht wird James von der Verletzung noch beeinträchtigt. Vielleicht ist es auch einfach das Wissen, dass die Bursts limitiert sind und er sie in einer hoffentlich langen Postseason gezielt einsetzen muss.

Vielleicht ist es auch eine Mischung. Gut für die Lakers ist einerseits, dass es noch geht – das hat James in Spiel 4 gezeigt, aber auch sonst, wenn er es denn forcierte. Am Ring traf er 73 Prozent seiner Würfe, das war sein gewohntes Niveau, nur eben bei geringerem Volumen. Und andererseits sind die Lakers einfach nicht so abhängig von ihm wie viele Teams, in denen er bereits gespielt hat.

In Spiel 1 überließ James in der Crunchtime Austin Reaves den Vortritt, weil dieser bestens aufgelegt war. In Spiel 6 glänzte D'Angelo Russell. Rui Hachimura war vor allem zu Beginn der Serie phasenweise nicht zu stoppen. Dennis Schröder hielt sich zwar in dieser Serie zurück, war dafür aber im Play-In gegen Minnesota eine der Säulen des Erfolgs mit seinem Fast-Gamewinner.

Dieses Team ist im Lauf der Saison tiefer geworden und demonstrierte das gegen Memphis, das angeschlagen und teilweise arg mit sich selbst beschäftigt war, eindrucksvoll. Die Lakers hatten auch den besten Spieler der Serie – nur war das in diesem Fall nicht LeBron selbst.

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Los Angeles Lakers: Anthony Davis macht sein Meisterstück

Es lässt sich darüber diskutieren, ob Anthony Davis mittlerweile insgesamt ein besserer Spieler ist als LeBron. Bezüglich dieser Erstrundenserie ist es jedoch keine Frage, wer den größeren Einfluss hatte. Das war Davis, der in einer Serie gegen den frisch gekürten Defensive Player of the Year ein defensives Meisterwerk auf das Parkett zauberte.

Davis war der Spieler, auf den Memphis keine Antwort hatte. Er blockte 4,3 Würfe pro Spiel und veränderte etliche weitere, selbst Jackson ließ er (und nur er) bisweilen wie einen Schuljungen aussehen. Die Grizzlies lebten in der Regular Season von ihrer Rim Pressure – Davis nahm sie ihnen. Stand er auf dem Court, traf Memphis um 16 Prozent schlechter am Ring und um 20 Prozent schlechter aus der kurzen Mitteldistanz.

Offensiv hatte Davis zwar wieder einmal Phasen, in denen er zurückhaltend wirkte, und tauchte in den Spielen zwei und vier ab – trotzdem war er auch hier der Unterschiedsspieler für die Lakers. Er zog Fouls, holte Offensivrebounds, schloss aus dem Pick'n'Roll ab. Er vollbrachte das seltene Kunststück, dass sowohl die Offense als auch die Defense der Lakers um über 20 Punkte pro 100 Ballbesitze besser war, wenn er auf dem Court stand – und dass dies nicht völlig verzerrt wirkte.

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Hält die Lakers-Defense auch gegen Stephen Curry?

Im Prinzip übernahm Davis das schwere Heben, das über so viele Spielzeiten in seiner Karriere James' Aufgabe war. Es wird faszinierend zu sehen, inwieweit das auch gegen die Warriors Bestand hat. Davis sollte in jedem Fall auch hier große Matchup-Vorteile haben, eigentlich ist er zu schnell für Kevon Looney und deutlich größer als Draymond Green – und andere Optionen haben die Warriors nicht.

Trümpfe haben aber auch die Dubs. Gerade defensiv wird Golden State für die Lakers eine ganz andere Aufgabe als die eindimensionalen Grizzlies, die abgesehen von Miami schon während der Regular Season die schlechteste Halbfeld-Offense aller Playoff-Teams hatten. Golden State hat eine kollektive Spielintelligenz, die Memphis und den meisten anderen Teams schlichtweg abgeht.

Die Warriors können nicht von einem oder zwei Spielern verteidigt werden, es muss ein Team-Effort sein, über die gesamte Possession, bis der Rebound gesichert ist (nochmal: stark sein, Kings-Fans!). Ihre Offense verläuft nicht in geraden Linien, sondern in Wellen. Und im Notfall haben sie Curry, der jede Schwachstelle identifizieren und attackieren kann. Der sicherlich auch mehr als Memphis testen wird, wie beweglich und ausdauernd James in seiner jetzigen Verfassung ist.

LeBron hatte gegen die Grizzlies einige sehr gute Defensivszenen, insbesondere in Korbnähe. Er blockte insgesamt acht Würfe, nahm Offensivfouls an, war in einigen entscheidenden Momenten zur Stelle. Er wurde von Memphis aber auch längst nicht in jede Aktion involviert, konnte oft bei einem eher harmlosen Offensivspieler "geparkt" werden und auch hier Kräfte sparen. Diesen Gefallen werden ihm die Warriors nicht tun.

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LeBron James: Wie viel mehr geht noch?

Es ist vermutlich die entscheidende Frage dieser Serie, wie viel Steigerungspotenzial James noch hat, an beiden Enden. Es ist bizarr, bei einem 38-Jährigen mit den meisten Minuten aller Zeiten auf dem Buckel überhaupt von Steigerungspotenzial zu sprechen, aber das ist eben James; der erste 38-Jährige der NBA-Geschichte, dem es alle Welt zutraute, dass er dem frechen Dillon Brooks in einem Spiel dann doch mal ultra-effiziente 40 Punkte um die Ohren hauen würde, einfach aus Prinzip.

James ließ sich nicht darauf ein. Vermutlich, weil es nicht nötig war – und weil die Lakers wichtigere Ziele haben. Wenn man nur noch gelegentlich die Uhr zurückdrehen kann, dann lieber nur in Situationen, welche dies wirklich erfordern. Zum Beispiel dann, wenn sich ein alter Rivale in den Weg stellt, mit dem man eigentlich noch mehrere Rechnungen offen hat.

Es ist viel passiert seit dem bisher letzten Aufeinandertreffen, als Kevin Durant noch bei den Warriors spielte und diese praktisch unschlagbar waren. Die Vorzeichen haben sich verändert. Den besten Mitspieler hat jetzt LeBron. Der Spieler, von dem individuell am meisten abhängt (und auch zu erwarten ist), ist Curry.

Es gibt eine gewisse Vertrautheit in diesem Duell. Aber diese Ausgabe wird anders aussehen als jede vor ihr.


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