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Kuntz im ran-Interview

Stefan Kuntz exklusiv zum Auftakt der Zweiten Liga zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96: "Für den FCK ist dieses Spiel wie ein Geschenk"

  • Aktualisiert: 15.07.2022
  • 17:34 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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Stefan Kuntz ist aktuell zwar türkischer Nationaltrainer, aber als ehemaliger Spieler und Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern trägt der ranFussball-Experte die "Roten Teufel" natürlich auch heute noch tief in seinem Herzen. Vor dem Auftaktspiel der Zweiten Liga zwischen dem FCK und Hannover 96 (Freitag ab 19 Uhr live in SAT.1 und auf ran.de) spricht Kuntz mit ran unter anderem über die Euphorie in der Pfalz, die sportliche Situation in Lautern und warum für ihn Hannover-Coach Stefan Leitl einer der besten Coaches in der Zweiten Liga ist.

ran.de: Stefan Kuntz, Sie haben von 1989 bis 1995 beim 1. FC Kaiserslautern gespielt und waren bei den "Roten Teufeln" danach nochmal von 2008 bis 2016 als Vorstandsvorsitzender aktiv, tragen den FCK somit tief in Ihrem Herzen. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den kommenden Freitag (15. Juli 2022), wenn Lautern nach vier Jahren Abstinenz die Zweitliga-Saison 2022/2023 als Aufsteiger aus der Dritten Liga gegen Hannover 96 eröffnen wird? 

Stefan Kuntz: "Ich weiß das ja noch aus eigener Erfahrung, als wir damals mit dem FCK in meinem ersten Jahr als Vorstandsvorsitzender im Jahr 2008 gerade noch so den Abstieg in die Dritte Liga verhindert haben. Da ist dann das erste Spiel in der Zweiten Bundesliga wieder wie ein Geschenk, man fühlt sich zugehörig, das Selbstwertgefühl der Fans, Mitglieder, Spieler und natürlich auch Vereinsmitarbeiter steigt als Zweitligist natürlich deutlich an. Ich habe immer aus Spaß gesagt, dass man dann auch im 'kicker' wieder ein paar Seiten weiter vorne kommt (lacht). Aus diesem Grund ist das also definitiv ein unglaublich freudiges Ereignis für die Lauterer." 

ran.de: Der FCK hat sich in der Relegation gegen Dynamo Dresden durchgesetzt und sich somit den Aufstieg in die Zweite Liga auf den letzten Metern der Saison gesichert. Inwiefern kann dieser Erfolg gegen Dresden den "Roten Teufeln" auch für den jetzigen Saisonstart in die zweithöchste deutsche Spielklasse noch Rückenwind verleihen? 

Kuntz: "Natürlich ist es gut für das eigene Selbstvertrauen, wenn man sich vor einigen Wochen noch gegen einen damaligen Zweitligisten wie Dynamo Dresden knapp durchgesetzt und vor allem sportlich mehr als nur mitgehalten hat. Allerdings ist das jetzt in der Zweiten Liga generell schon nochmal eine ganz neue Situation, es sind viele neue Spieler gekommen, auch wenn das Team im Großen und Ganzen im Vergleich zum Vorjahr zusammengeblieben ist. Und als Aufsteiger geht man ja immer auch mit einer gewissen Euphorie in die Saison, aber letztendlich kommt es immer auf die Leistung auf dem Rasen an." 

ran.de: Mit Keeper Andreas Luthe und Weltmeister Erik Durm hat der FCK unter anderem zwei namhafte und vor allem überaus erfahrene - sogar auf europäischer Bühne - Neuzugänge in die Pfalz geholt. Wie beurteilen Sie vor allem diese beiden Spieler, aber auch die generellen Transferaktivitäten der "Roten Teufel"? 

Kuntz: "Andi Luthe kenne ich ja noch aus meiner Bochumer Zeit. Er ist aus meiner Sicht eine absolute Bereicherung, vor allem auch für die gesamte Mannschaft. Andi ist eine herausragende Persönlichkeit, der sich deswegen auch innerhalb des Teams entsprechend einbringen wird. Bei Erik ist halt die große Hoffnung, dass er mal unverletzt bleibt. Denn wenn er viele Spiele für den FCK machen sollte, dann ist er natürlich eine Top-Verstärkung. Dass jetzt im Vorfeld im Zusammenhang mit seiner Person bei vielen im Umfeld aufgrund seiner Verletzungshistorie einige Zweifel bestehen, ist aus meiner Sicht ganz normal.

Ich glaube aber insgesamt, dass in Sachen Transfers beim FCK durchaus noch etwas gehen würde. Aber als Aufsteiger bist du ein Stück weit davon abhängig, wann die ganz großen Transfers anfangen. Denn die lösen ja letztendlich immer die nachfolgenden Transfers aus. Ich glaube schon, dass man am Betzenberg den Markt bis September sehr genau beobachten wird. Wichtig wird dabei nur sein, dass man jetzt am Anfang der Saison ein paar Punkte sammelt, um zum einen die Euphorie weiter mitzunehmen und zum anderen, um auf dem Transfermarkt nichts machen zu müssen. Es darf kein Zwang entstehen. So lange man auf dem Markt etwas machen kann und nicht muss, ist es deutlich angenehmer. Unter Druck handeln zu müssen ist als Verantwortlicher immer schwieriger." 

ran.de: Wie sehen Sie die Rolle von FCK-Coach Dirk Schuster? Er wurde direkt vor den beiden Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden für den beurlaubten Marco Antwerpen verpflichtet, schaffte den Aufstieg - und was kommt jetzt? Mit dem SV Darmstadt 98 marschierte er seinerzeit ja durch bis in die Bundesliga … 

Kuntz: "Das war damals ja letztlich eine Win-win-Situation. Der FCK hat einen Trainer gesucht, um einen neuen Impuls zu setzen und Dirk hatte nichts zu verlieren. Denn wenn du mit Kaiserslautern in die Relegation gehst, ist das zunächst einmal eine riesige Chance, die er dann ja auch genutzt hat. Jetzt ist es vor allem in diesem Umfeld nur wichtig, auf allen Ebenen auf dem Boden zu bleiben. Dirk hat jetzt zum ersten Mal richtig Zeit, eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft zu absolvieren, um die körperlichen und taktischen Grundlagen zu legen. Somit wird man seine Arbeit erst jetzt richtig beurteilen und nach einigen Spieltagen ein erstes, ernsthaftes Fazit ziehen können." 

ran.de: Die Euphorie im Umfeld ist jedenfalls riesengroß. Der FCK hat bereits 16.500 Dauerkarten verkauft und auch sonst scheint die komplette Pfalz dem Start der Zweiten Liga mit "ihrem" FCK entgegenzufiebern … 

Kuntz: "Das ist definitiv so. Und diese unglaubliche Strahlkraft dieses Klubs hat mich sowohl als Spieler, aber auch Verantwortlicher immer getragen. So lange man all das in positive Bahnen lenken kann, ist das wirklich wunderbar." 

ran.de: Wie beurteilen Sie die Situation beim ersten Gegner der Lauterer in der Zweiten Liga, Hannover 96? Neuer Trainer, viele neue Spieler - es wirkt nach außen hin so, als ob die Niedersachsen in der kommenden Saison durchaus angreifen wollen … 

Kuntz: "Ja, den Eindruck habe ich auch. Ich glaube, dass sich Hannover immer mal wieder selbst im Weg gestanden hat, könnte mir aufgrund der aktuellen Voraussetzungen aber auch gut vorstellen, dass sie selbst der Meinung sind, jetzt angreifen zu müssen." 

ran.de: Wie ist Ihre Meinung zum neuen 96-Trainer Stefan Leitl? Was macht ihn aus Ihrer Sicht aus? 

Kuntz: "Er schafft es sehr gut zu analysieren, welches Spielermaterial ihm zur Verfügung steht, um darauf aufbauend dann die passende Ausrichtung auf dem Rasen zu finden. Nebenbei hat er in seiner ja noch recht kurzen Trainerlaufbahn schon sehr viele Spieler weiterentwickelt, in Fürth vor allem auch junge Talente. Und ein Coach, der das mit jungen Spielern kann, kann das natürlich auch mit erfahrenen. Deswegen ist er für mich einer der besten Trainer in der Zweiten Liga." 

ran.de: Was trauen Sie den Hannoveranern und dem FCK in der kommenden Saison zu? 

Kuntz: "Solche Prognosen sind vor einer Saison immer sehr schwierig. Ich glaube, dass man erst nach zehn Spielen ein erstes, vernünftiges Fazit ziehen kann. Denn dann ist auch das Transferfenster zu und man kennt die endgültigen Kader der Teams und sieht vor allem, in welche Richtung es sportlich geht." 

ran.de: Und was dürfen wir im Eröffnungsspiel der Zweiten Liga von den beiden Teams auf dem Betzenberg erwarten? 

Kuntz: "Auf jeden Fall eine sensationelle Stimmung auf dem Betzenberg. Und wenn der FCK es dann auch noch schafft, richtig Leistung auf den Rasen zu bringen, wird das ein Spiel, das eher Bundesliga- als Zweitliga-Atmosphäre haben wird." 

Das Interview führte: Dominik Hechler

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