Alle raus: Fragen und Antworten zum Schalke-Beben
Fragen und Antworten zum Schalke-Beben
Inmitten des unaufhaltsamen sportlichen Absturzes gibt der FC Schalke weiterhin bemüht ein chaotisches Bild ab. Am Sonntag wurde nun Tabula rasa gemacht und die komplette sportliche Führung entlassen. ran.de beantwortet alle wichtigen Fragen zum königsblauen Beben.
Was ist passiert?
Schalke hat aufgeräumt. Tabula rasa gemacht. Alles auf Anfang sozusagen. Neben Trainer Christian Gross und seinem Assistenten Rainer Widmayer mussten auch Sascha Riether, Koordinator Lizenzspielerabteilung, Werner Leuthard, Leiter Performance Lizenzspieler, sowie Jochen Schneider, Vorstand Sport und Kommunikation, mit sofortiger Wirkung gehen. Mehr geht nicht.
Warum hat Schalke so reagiert?
Es war natürlich nicht nur das 1:5 beim VfB Stuttgart, sondern der anhaltende Absturz der vergangenen Monate. Eine wirkliche sportliche Besserung trat auch nach einschneidenden Änderungen nicht ein, weshalb nun noch tiefer geschnitten wurde.
Wie fallen die Reaktionen in der Fußball-Welt aus?
Das ist breit gefächert. Von Mitleid, über Häme bis hin zu Fassungslosigkeit ist alles dabei. Oder aber Sarkasmus. "Bald mehr Trainer in einer Saison gehabt, als Punkte geholt", zog "Omar Ali" auf Twitter ein bitteres Fazit. Gross' Nachfolger wäre der fünfte Coach, Punkte hat Schalke neun. Oder anders gesagt: "Schalke 04 hat damit in dieser Saison öfter den Trainer gewechselt als der SC Freiburg seit Juli 1991." Oder aber: "Wenn Peter Neururer nicht mehr als Gag funktioniert, sondern eine ernsthafte Option ist, dann muss es schon eine ganz besondere Saison sein", schrieb wiederum Moderator Micky Beisenherz.
Wie geht es jetzt weiter?
Da teilte Schalke mit: "Die sportliche Gesamtverantwortung trägt bis auf Weiteres Peter Knäbel. Mit Blick auf die Planungen für die neue Saison wird der Direktor Nachwuchs und Entwicklung wie bisher von U19-Chef-Trainer Norbert Elgert und Mike Büskens unterstützt. Die Koordination der Lizenzspielerabteilung übernimmt bis zum Ende der Saison Gerald Asamoah, Manager der U23." Ein neuer Trainer steht noch nicht fest, die Einheit am Montag leiten die Athletik-Trainer. Der fünfte Trainer der Saison wäre ein weiterer trauriger Schalke-Rekord. Seit 55 Jahren stand kein Bundesligateam zu diesem Zeitpunkt schlechter da als der Vizemeister von 2018. Unklar, ob sich Schalke eine Interims- oder bereits jetzt eine langfristige Lösung gönnt. Spekuliert wird, dass Büskens bis Saisonende übernimmt.
Was bedeutet das für die aktuelle Saison?
Wahrscheinlich nicht viel. Neun Punkte beträgt der Rückstand auf die Regionen, in denen sich S04 wieder Hoffnungen auf den Klassenverbleib machen könnte. Personelle Konsequenzen - und seien sie noch so drastisch - hin oder her: Kaum noch jemand glaubt ernsthaft daran, dass diese Mannschaft, die in dieser Saison ein einziges Spiel gewinnen konnte, an den restlichen elf Spieltagen sechs oder sieben wohl notwendige Dreier einfahren kann.
Gibt sich Schalke also schon auf?
Ja, das kann man so sagen. Anders formuliert wäre es aber besser: Schalke plant schon jetzt den Neubeginn. Denn auch Aufsichtsratschef Jens Buchta geht vom vierten Bundesliga-Abstieg aus: "Wir brauchen nicht drumherum zu reden: Die sportliche Situation ist eindeutig, deshalb müssen wir bei jeder noch zu treffenden Personalentscheidung auch über die Saison hinausdenken. Gleichzeitig steht nun die Mannschaft in der Pflicht, das letzte Drittel der laufenden Spielzeit so erfolgreich wie möglich zu bestreiten. Das sind die Spieler Club und Fans schuldig." Auch wenn denen das endgültige Abschneiden letztendlich egal sein kann - tatsächlich wäre ein halbwegs ehrenhafter Abgang das Mindeste, was man von den Spielern fordern kann.
Was heißt das für die neue Saison?
Keine Frage: Jetzt gilt es! Anstatt sich in unerfüllbare Hoffnungen zu verrennen und auf ein Wunder zu hoffen, sollte sich der Klub jetzt intensiv mit den Planungen für die 2. Bundesliga auseinandersetzen. Es gilt, die Zeit zu nutzen, um ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das den Verein durch die anstehende herausfordernde und schwierige Zeit trägt. Und das mit den richtigen Leuten auf den wichtigen Positionen.
Wie könnte die Mannschaft in der 2. Liga aussehen?
Klar: Die ganz großen Namen wird es wohl nicht geben, alleine schon aus Kostengründen. Schließlich ist der Klub hochverschuldet und muss im Unterhaus den Gürtel deutlich enger schnallen. Große Sprünge werden dann nicht mehr möglich sein. Wir hatten uns zuletzt schon mal Gedanken gemacht, wie ein Team in Liga zwei aussehen könnte.
Wer ist an all dem Drama und Desaster schuld?
Eine Antwort auf diese Frage hilft in der aktuellen Lage natürlich wenig und wird auch nicht den Klassenerhalt bringen. Hinzu kommt, dass es nicht einen alleinigen Schuldigen gibt und entscheidende Fehler bereits gemacht wurden, bevor es zu dem beispiellosen Absturz kam. Wichtig wird sein, aus den Fehlern zu lernen und den Klub ganz neu aufzustellen. Ihn wieder die Werte transportieren zu lassen, für die Schalke in der Vergangenheit immer stand. Ohne satte Millionäre oder lustlose Legionäre, dafür mit hungrigem Nachwuchs, auf den die Schalker wieder stolz sein und mit dem sie sich wieder identifizieren können.