Bundesliga
Borussia Mönchengladbach gegen Hertha BSC: Schlimm und schlimmer - das etwas andere Topspiel
- Aktualisiert: 12.03.2022
- 10:01 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Das Topspiel des 26. Spieltags wird kein Augenschmaus: Wenn Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC am Samstag (ab 18:30 Uhr im Liveticker auf ran.de) aufeinandertreffen, ist beim Duell der beiden wohl formschwächsten Bundesligisten Abstiegskampf pur angesagt.
Mönchengladbach – Der Hohn ist nur noch das i-Tüpfelchen.
Denn dass Borussia Mönchengladbach gegen Hertha BSC das Topspiel des 26. Spieltags ist – dafür braucht man schon eine Menge Galgenhumor.
Bei den Fans könnte man fast darüber lachen, wenn die Gesamtlage nicht so traurig wäre. Denn was die Zuschauer am Samstag ab 18:30 Uhr (im Liveticker auf ran.de) erwartet, ist purer Existenzkampf. Und jede Menge Krampf, wie bei Kellerduellen oft üblich.
Not gegen Elend
Denn der 13. erwartet den 16. Not gegen Elend also. Oder Krisenduell. Oder Duell der Enttäuschten. Schlimm und schlimmer. Wobei sich beide Lager trefflich darüber streiten dürften, bei wem die Situation nun tatsächlich bedrohlicher ist.
"Verlieren verboten" steht über so einer Partie gerne als Marschroute.
Es dürfte unter Gladbachern und Berlinern einige geben, die dem Gegner Glück und den Sieg wünschen. Das mag böse klingen, doch beide Vereine stecken so tief in der Klemme, in einem Strudel des sportlichen Stolperns, dass eine Trainerentlassung bei einer weiteren Pleite nicht nur ein Automatismus des Geschäfts wäre – sondern auch ein Mittel, damit etwas passiert, das einen der Klubs noch einmal wachküssen, neues Leben einhauchen könnte.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, sie muss aber noch einmal neu angefacht werden.
Herthas Horrorzahlen: Die Berliner haben zuletzt vier Spiele in Folge verloren. In den acht Rückrundenspielen gelang noch kein einziger Sieg. Das passierte der Hertha erst einmal, 1990/91 stieg der Klub ab. Mit 58 Gegentoren stellen die Berliner die zweitschlechteste Defensive der Liga, in der Rückrunde alleine kassierte man 23 Tore. Neun Punkte hat Trainer Tayfun Korkut in seinen zwölf Spielen geholt, dabei gab es 13:31 Tore.
"Scheiß auf mich, ich will, dass ihr gewinnt. Es ist nicht meine Zukunft, es ist eure!", holte er unter der Woche in Form einer öffentlichen Wutrede auf dem Trainingsplatz das letzte Stilmittel eines Trainers hervor.
Externer Inhalt
Jede Menge (Zünd)-Stoff
Zuvor hatte Sportdirektor Arne Friedrich den Hut genommen. Dazu gab es mal wieder Ärger um Investor Lars Windhorst, der die geplante Hertha-Doku stoppen ließ – dabei liefert der Klub im Moment unfassbar viel Stoff dafür.
Klar ist: Bei einer Niederlage ist das Kapitel Korkut beendet. "Den Zauberer auf Knopfdruck gibt es ja in der Form auch nicht", sagte Manager Fredi Bobic: "Aber es ist klar - und das habe ich ja nochmal gesagt: Am Samstag müssen wir punkten." Dass die Hertha keines der letzten sieben Bundesliga-Gastspiele gewinnen konnte und dabei ganze zwei Punkte holte, ist ebenfalls kein Mutmacher.
Punkten müssen auch die Gladbacher, sonst dürfte es auch für Coach Adi Hütter eng werden – auch wenn der an Corona erkrankte Österreicher gar nicht auf der Bank sitzt, sondern von seinem Co Christian Peintinger vertreten wird.
Neutral betrachtet ist es in Gladbach ähnlich schlimm wie in Berlin, nur anders. Während die Hertha Soap-Zutaten am laufenden Band liefert und die ganze Klaviatur der großen Hauptstadt-Bühne bedient, ist es in Gladbach die niederrheinische Gelassenheit und Provinzialität, die das Umfeld auf die Palme bringt.
Einen Shitstorm nach einer Pressekonferenz wie unter der Woche gab es zuletzt, als Marco Rose nach seinem verkündeten Wechsel zu Borussia Dortmund vor die Mikros trat. Diesmal wurde Christoph Kramer für seine berechtigte und sachliche Kritik ("1000 Baustellen" und "Grüppchenbildung") abgewatscht und zurückgepfiffen. Die Verantwortlichen zeigten sich so immun und dünnhäutig gegen Kritik, dass es vielen Fans peinlich war.
Peintinger erkennt zudem "keine Gruppenbildung, daher sehe ich mich nicht veranlasst, etwas dagegen zu tun." Sportdirektor Roland Virkus wiederum erklärte: "Natürlich gibt es in der Mannschaft Gruppen, aber das ist ganz normal. Doch diese Gruppen arbeiten bei uns nicht gegeneinander - das ist wichtig." Nicht nur auf dem Platz, auch in der Außendarstellung scheint der Abstiegskampf noch nicht so wirklich realisiert worden zu sein.
Erschreckende Zahlen
Dabei sind auch Gladbachs Zahlen erschreckend.
Die Borussia hat mit 51 Gegentoren die drittschlechteste Abwehr der Liga, mehr waren es nach 25 Spieltagen nur zweimal (1998/99 und 2010/11). In den letzten sechs Heimspielen setzte es 17 Gegentore, dabei immer mindestens zwei pro Spiel. Zwölf Pleiten mussten die Gladbacher hinnehmen, schon jetzt sind das mehr als in der gesamten Vorsaison.
Nach dem überraschenden Sieg bei den Bayern zum Rückrundenauftakt setzte es vier Niederlagen, nur eine Partie konnte gewonnen werden. Der Vorsprung auf die Hertha auf Relegationsplatz vier – ganze vier Punkte.
Abstiegskampf pur halt. Und Topspiel mal anders.
Andreas Reiners
Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.