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Schiri-Wut

BVB macht es sich viel zu einfach, lässt Selbstkritik vermissen - ein Kommentar

  • Aktualisiert: 04.05.2023
  • 11:42 Uhr
  • ran.de
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Borussia Dortmund lässt im Titelkampf der Bundesliga zwei möglicherweise entscheidende Punkte liegen. Nach dem Remis in Bochum richtete sich die Wut der Dortmunder vor allem gegen Schiedsrichter Sascha Stegemann. Damit macht es sich der BVB aber viel zu einfach. Ein Kommentar.

Von Chris Lugert

Über dieses Derby könnten Fußball-Historiker rückblickend noch in einigen Jahren sprechen. Nach dem 1:1 zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund hat der BVB die goldene Chance, die Entscheidung im Meisterkampf in der eigenen Hand zu haben, fahrlässig hergeschenkt. Und auch wenn sich die Wut des BVB-Lagers vor allem gegen Schiedsrichter Sascha Stegemann richtet, so sollte der selbsternannte Titelkandidat die Schuld bei sich selbst suchen.

Ja, die besonders umstrittene Situation in der 65. Minute hätte einen Elfmeter für den BVB zur Folge haben müssen und Danilo Soares wäre folglich mit Gelb-Rot vom Platz geflogen. Und es muss lückenlos geklärt werden, warum vor allem der VAR in dieser Szene versagte. Aber wer bitte garantiert denn, dass eine korrekte Entscheidung in diesem Fall zu einem BVB-Sieg geführt hätte?

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BVB hatte in Bochum genug Chancen

Es ist bequem, sich aus Sicht des BVB auf den Schiedsrichter zu stürzen. Ebenso ist es jedoch komplett unprofessionell. Wer sich selbst - richtigerweise - zum Titelkandidaten erhebt und die Meisterschaft zum Ziel erklärt, dessen Fokus sollte auf der eigenen Leistung liegen. Und die war in Bochum wieder einmal nicht titelwürdig. Es waren genug Chancen da, das Spiel zu gewinnen. Doch die Dortmunder versagten und suchen jetzt eine ziemlich billige Ausrede.

Drei der letzten vier Gastspiele in der Liga führten die Dortmunder nach Schalke, Stuttgart und Bochum und damit zu Abstiegskandidaten. Ausbeute aus diesen drei Spielen? Drei Punkte. Allein in diesen Partien hat der BVB fahrlässig sechs Zähler liegen gelassen. Einer sogenannten Spitzenmannschaft darf so etwas nicht passieren.

Sascha Stegemann Edin Terzic
News

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Nach dem Remis von Borussia Dortmund beim VfL Bochum war der Frust im BVB-Lager groß. Nach dem Spiel stürmten Edin Terzic, Sebastian Kehl und Marco Reus offenbar die Schiri-Kabine.

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Kehl geht mit der Fehlentscheidung unprofessionell um

Insofern ist es umso absurder und fast schon infantil, wenn sich der Sportdirektor des zweitgrößten Klubs Deutschlands hinstellt und von einer Verschwörung fantasiert. "Heute ist es nicht mit rechten Dingen zugegangen", schimpfte Sebastian Kehl und klingt dabei wie ein emotionsgeladener Fan, der am Stammtisch mit seinen Kumpels schimpft. 

Solch ein Verhalten ist eines Profis nicht würdig und keinen Deut besser als der Ausraster des damaligen Bayern-Trainers Julian Nagelsmann, der die Schiedsrichter als "weichgespültes Pack" bezeichnete. Immer mehr Amateurklassen haben Probleme, Schiedsrichter zu finden, weil diese immer wieder Beschimpfungen und teils sogar Gewalt ausgesetzt sind. Kein Wunder, wenn die Basis Woche für Woche derart schlechte Vorbilder bekommt.

"Das halte ich für absolut fahrlässig, für feige und für komplett falsch", sagte Kehl weiter und meinte damit natürlich Schiedsrichter Stegemanns Verhalten nach der Aktion um Soares und Adeyemi. Ebenso kann man ihm seine eigenen Worte nun entgegenwerfen. "Fahrlässig" hat der BVB seine Tabellenführung gefährdet, "feige" und "komplett falsch" ist es daher, die Schuld woanders als bei sich selbst zu suchen.

Brandt zeigt, wie's geht

Immerhin Julian Brandt stimmte nicht vollends in den Tenor mit ein. "In der Emotion ärgere ich mich über die Schiedsrichterleistung und unsere Chancenverwertung. Am Ende ärgert man sich aber immer ein bisschen mehr über Dinge, die man selber beeinflussen kann und das waren die Chancen - gerade in der ersten Halbzeit", sagte Brandt.

Bravo, so geht Selbstkritik! Auch Trainer Edin Terzic hat nach dem Kollektivversagen in Stuttgart bereits gezeigt, dass er seine Mannschaft mit den richtigen Worten (Stichwort: "dumm") an der Ehre packen kann. Seine Wutrede jetzt gegen den Schiedsrichter mag inhaltlich zwar begründet sein, ist aber deplatziert. Im Gegensatz zu Kehl verkniff er sich immerhin irgendwelche Verschwörungstheorien.

Aber auch Terzic liefert seiner Mannschaft eine billige Ausflucht, statt den Finger in die Wunde der eigenen Leistung zu legen. Sollte der BVB am Ende der Saison nicht Meister werden, hat er sich das voll und ganz selbst zuzuschreiben.


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