Vor Keller-Duell mit 1899 Hoffenheim
Claudio Pizarro: Werder Bremens "Glücksfall" im Rekord-Torrausch
- Aktualisiert: 14.02.2016
- 11:06 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Claudio Pizarro trifft aktuell wie er will. In den vergangenen Wochen hat der Routinier im Werder-Sturm sogar einen persönlichen Rekord aufgestellt. Und er ist noch lange nicht satt!
München - Claudio Pizarro feiert im Winter seinen dritten Frühling! Mit sieben Treffern in den vergangenen sechs Pflichtspielen hat der Peruaner die in der Hinrunde schwer taumelnden Bremer wachgeküsst und den Grün-Weißen zumindest einen Mini-Aufschwung samt Pokal-Halbfinal-Einzug beschert.
Dabei ist der älteste Feldspieler der Bundesliga weit mehr als "nur" ein reiner Knipser. "Er macht nicht nur die Tore eiskalt, sondern verteilt die Bälle, hält die Bälle vorne", schwärmt Werders "Pferdelunge" Fin Bartels: "Und das alles mit seinen 37 Jahren, da kann man sich schon eine Scheibe von abschneiden."
Fitness fehlt in der Hinrunde
Sportchef Thomas Eichin bezeichnet den erst im August zum dritten Mal an die Weser gelockten Routinier als "Glücksfall". Tatsächlich hatte Pizarro einen langen Anlauf für die aktuell formidable Verfassung benötigt. Nicht ohne Grund: Als vereinsloser Spieler hatte er sich über den Sommer hinweg noch auf eigene Faust fithalten müssen, hatte entsprechend einen konditionellen Rückstand aufzuholen.
Vor der Rückrunde konnte "Pizza" sich im türkischen Belek im Kreise der Mannschaftskameraden den letzten Schliff für die Bundesliga erarbeiten. Dazu kommt, dass der sechsmalige deutsche Meister seine Ernährung umgestellt und damit "zwei, drei Kilo" abgespeckt hat. Folge: Im hohen Fußballeralter wirkt er spritzig wie ein 25-Jähriger.
An 60 Prozent der Tore beteiligt
In Sachen Präsenz auf dem Platz und Ballgewandtheit braucht er sich ohnehin vor keinem Angreifer der Liga zu verstecken. So avancierte Pizarro vom Edel-Joker der Hinrunde zur Lebensversicherung des Tabellen-16.: An sechs der zehn Werder-Tore in diesem Jahr war er direkt beteiligt.
"Auf ihn kann man sich verlassen", lobt Clemens Fritz den Eifer des besten ausländischen Bundesliga-Torschützen aller Zeiten. Während der Kapitän sein Karriereende nach dieser Saison angekündigt hat, verbietet sich dieses Wort für den zwei Jahre älteren Pizarro trotz auslaufenden Vertrags: "Ich spiele weiter, bis mein Körper sagt: Claudio, es geht nicht mehr. Dann höre ich auf. Im Moment sagt er aber: Es geht noch."
Externer Inhalt
Tor-Serie für Pizarro einmalig
Und wie es noch geht! An seiner aktuellen Tor-Serie gemessen, erlebt die Liga den besten Pizarro aller Zeiten: Nie zuvor traf er in sechs aufeinanderfolgenden Pflichtspielen. Und auch seine Statistik von sechs Bundesliga-Saisontreffern nach 20 Partien unterstreicht seinen einmal mehr aufgehenden Stern - besser war "Pizza" zuletzt 2011/2012, als er zum Ende seiner zweiten Werder-Zeit schon 15 Mal eingenetzt hatte.
In der Beziehung Pizarro-Werder zählen aber längst mehr nur die nackten Zahlen. Gegenüber der "Welt" fasste ein ungenannter Weggefährte die Rolle des "Goldies" so zusammen: "Claudio ist mittlerweile viel mehr als nur der Fußballer, der er früher hier war. Allein sein Erfahrungsschatz ist schon Gold wert."
Gegen Hoffenheim trifft er immer
Pizarro, der Bremen nach fast sieben Jahren in Grün-Weiß längst als "meine Heimat" bezeichnet, ist auf dem besten Weg seine Vorsätze in die Tat umzusetzen. "Ich bin hier, um den Fans glückliche Momente zu schenken", sagte er im Herbst in einem Interview mit "11 Freunde".
Am Samstag wäre ein weiterer guter Zeitpunkt dazu. Dann stellt sich 1899 Hoffenheim mit dem neuen Trainer Julian Nagelsmann im Weserstadion vor (ab 15.30 Uhr im Liveticker). Im Hinspiel hatte Pizarro nach 1226 Tagen mit einem Kurzeinsatz sein Comeback für die Hanseaten gefeiert und mit einer Vorlage kurz vor Schluss den Weg zum 3:1-Erfolg geebnet.
Vor den eigenen Fans schenkte der selbsternannte Schlawiner dem Kellerkind aus dem Kraichgau bisher noch immer ein: Drei Treffer erzielte er bei drei Heimerfolgen mit Werder, bei einem 3:3 mit dem FC Bayern schnürte Pizarro einen Doppelpack. Nicht die schlechtesten Aussichten, um seine persönliche Rekord-Serie an Toren zu verlängern und den historischen Heimfluch mit zuletzt nur zwei Pünktchen aus sieben Partien zu beenden.
Marcus Giebel