Anzeige
Fußball

Fußballer, Manager, Geschäftsmann: Die Leben des Günter Netzer

Article Image Media
© IMAGO/Sven Simon /SID

DER JUGENDLICHE

Geboren in den letzten Monaten des 2. Weltkriegs am 14. September 1944, wächst Netzer behütet auf. "Wir hatten eine Straßenmannschaft, in der ich nur mitspielen durfte, weil ich einen Lederball hatte. Da haben sie mich ins Tor gestellt", erinnert er sich später. Als Neunjähriger geht er zum 1. FC Mönchengladbach. Mit 19 steht sein Wechsel zu Fortuna Düsseldorf fest, doch Präsident Bruno Rech erscheint nicht zum Treffen. Also geht er zum damaligen Regionalligisten Borussia Mönchengladbach.

DER FUSSBALLER

Auf dem Rasen ist Netzer der Regisseur, der mit langen Schritten den Takt vorgibt, die Arbeit aber gerne anderen überlässt. Sein Können überstrahlt seine Mängel bei Weitem. In Gladbach wird er ebenso zweimal Meister wie später mit Real Madrid, seine Karriere lässt er beim Grasshopper Club Zürich ausklingen. In der Nationalmannschaft ist er Kopf jener Europameister von 1972, die sogar erstmals in England gewinnen. Beim WM-Triumph 1974 spielt er dagegen nur eine Nebenrolle. 1977 hört er auf.

DER MANAGER

Nur ein Jahr nach dem Ende seiner Karriere wird Netzer Manager des Hamburger SV - dabei wollte er dort nur die Stadionzeitung verlegen. Sein erster Transfer Horst Hrubesch schlägt direkt ein. Netzer bleibt acht Jahre, unter ihm wird der HSV dreimal Meister und gewinnt 1983 den Europapokal der Landesmeister. Von August 1991 bis April 1992 folgt ein Kurz-Engagement bei Schalke 04.

DER GESCHÄFTSMANN

Schon als Spieler verdient Netzer sich Geld dazu, verlegt Gladbachs Stadionzeitung Fohlenecho und eröffnet die Diskothek Lovers Lane und das Lokal La Lacque. Später gründet er in Zürich eine Werbeagentur, handelt Fernsehrechte und ist bis 2017 Executive Director der Schweizer Sportrechteagentur Infront. Was er anfasst, wird zu Gold.

DER JOURNALIST

Von 1997 bis 2010 kommentiert Netzer in der ARD die deutschen Länderspiele. Seine verbalen Doppelpässe mit Gerhard Delling, den er konsequent siezt, kommen gut an - das Duo wird sogar mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Seine Kritik nach dem 0:0 auf Island löst 2003 die Weißbier-Wutrede von Rudi Völler aus, der damalige DFB-Teamchef bezeichnet Netzer als "Standfußballer".

DER RUHESTÄNDLER

Seit zehn Jahren lebt Netzer in der Schweiz, gibt kaum noch Interviews. "Es kann nur Wiederholungen geben, und ich hasse Wiederholungen", sagte er zuletzt im Podcast "Einfach Fußball". Allgegenwärtig ist er aber weiter, vor allem in Mönchengladbach. Im Stadtteil Eicken steht er als Bronzeskulptur, am Stadion hängt sein riesiges Porträt als Teil der Jahrhundert-Elf, in der Vereinshymne wird von "Netzers Zeiten" geschwärmt - und das Maskottchen des Vereins heißt nicht ganz zufällig "Jünter".

Anzeige
Anzeige