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Junge Abwehr und zwei Torjäger

Hertha BSC auf der Erfolgswelle: Was macht die Berliner so stark?

  • Aktualisiert: 15.03.2016
  • 10:04 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© imago/Mausolf
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Im Sommer 2015 schrammt Hertha BSC haarscharf an der Relegation zur 2. Liga vorbei. Zehn Monate später nehmen die Berliner Kurs auf die Champions League. ran.de nimmt das Team von Trainer Pal Dardai unter die Lupe.

München - Pal Dardai ist kein Mann der großen Töne. Wie selbstverständlich bleibt sich der Trainer von Hertha BSC auch auf der aktuellen Erfolgswelle treu. Hatte er vor dem 2:0 gegen Schalke 04 noch angekündigt, im Erfolgsfall ein neues Saisonziel formulieren zu wollen, diktierte der Ungar den Journalisten nach dem jüngsten von bislang 13 Dreiern grinsend in die Blöcke: "Jetzt wollen wir so schnell wie möglich 52 Zähler, das ist die nächste Marke."

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So spricht der Vater des Erfolgs des Überraschungsteams dieser Saison. Acht Spieltage vor Saisonende stehen die Berliner auf einem sensationellen dritten Tabellenplatz. Zwar deutlich hinter den beiden Übergrößen aus München und Dortmund, aber eben vor Schalke 04, Bayer Leverkusen oder dem VfL Wolfsburg - Klubs, die angesichts ihrer Personalkosten quasi auf die Einnahmen aus der Champions League angewiesen sind.

Klassenverbleib dank Tordfifferenz

Hertha BSC gibt nicht nur dem Gegner auf dem Platz Rätsel auf, sondern auch vielen Experten. Wie hat Dardai die "Alte Dame" so schnell wieder flottgemacht? Ein Team, das sich in der vergangenen Saison nur wegen der besseren Tordifferenz an der Relegation zur 2. Liga vorbeimanövrierte.

Eine Mannschaft, die im Sommer lediglich um einen Absteiger (Vladimir Darida aus Freiburg), ein Zweitliga-Talent (Niklas Stark aus Nürnberg), einen Reservisten des FC Bayern (Mitchell Weiser) sowie einen beim VfB Stuttgart schon abgeschriebenen Torjäger a.D. (Vedad Ibisevic) aufgerüstet wurde.

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CL-Finale von 2015 als Vorgeschmack?

Damals hätten viele Hertha-Fans wohl die plötzliche Eröffnung des Chaos-Flughafens BER für realistischer gehalten als eine Bundesliga-Tabelle, in der sich ihr Klub auf einem Europapokalplatz festbeißt. Als sich am 6. Juni der FC Barcelona und Juventus Turin im Olympiastadion um die Champions-League-Krone duellierten, schien es eine für lange Zeiten einmalige Stippvisite der Königsklasse gewesen zu sein.

Mittlerweile aber träumt die Hauptstadt, die von fußballerischen Erfolgsstorys nicht gerade verwöhnt wird, von mehr als "nur" der zweitklassigen Europa League. Da kann Dardai noch so sehr den Fuß auf die Bremse stemmen. "Wir Spieler hoffen, dass wir jetzt die Champions League zurück nach Berlin bringen können", ließ sich Salomon Kalou nach dem jüngsten Sieg entlocken: "Berlin ist eine große Stadt, Hertha ein großer Klub - das hätten alle verdient."

Kalou: Erst lustlos, jetzt treffsicher

Der Ivorer zählt zu den ganz wenigen Herthanern, die die Champions-League-Hymne schon auf dem Platz mitsingen durften. Ja, Kalou hat den Henkelpott sogar schon gewonnen. 2012. Mit dem FC Chelsea. In München.

Und der 30-Jährige ist eine Symbolfigur für den rasanten sportlichen Aufstieg. Lief er in der vergangenen Saison oftmals scheinbar lustlos über den Platz, deutet er seine unbestrittene Klasse nun Spiel für Spiel an. Zwölf Mal hat Kalou in dieser Bundesliga-Saison schon getroffen und Hertha BSC damit acht Punkte gesichert.

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Dardai weckt Torjäger Ibisevic

Auch Ibisevic gilt in der Branche als launige Diva. In Stuttgart wurde der 31-Jährige quasi vom Hof gejagt - direkt in die Arme von Gute-Laune-Trainer Dardai. Herthas Rekordspieler weckte sofort wieder den Torjäger im stolzen Bosnier: "Wir sind froh, dass er knipst. Das ist eine Qualität - dafür ist er geboren, das hat er nicht von mir, der ist einfach so."

Acht Tore inklusive drei Doppelpacks, dabei vier Mal das wichtige 1:0 - wenn Ibisevic trifft, kassierte Hertha noch kein Gegentor. Schon im Februar nahmen die Berliner die Leihgabe bis 2017 fest unter Vertrag.

"Wikinger" im Mittelfeld

Als Zuarbeiter im Mittelfeld ackern der mittlerweile angeblich sogar von Real Madrid umworbene Darida, Laufwunder Genki Haraguchi, Kapitän Fabian Lustenberger sowie der nimmermüde Per Skjelbred, von Dardai liebevoll "unser Wikinger" getauft.

Herthas Prunkstück aber ist die Abwehr vor dem norwegischen Keeper Rune Jarstein, den vor der Saison wohl nur Fans des Klubs kannten. Mit nur 26 Gegentoren stellt Hertha BSC die drittbeste Defensive der Liga - hinter dem  FC Bayern und dem BVB.

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Plattenhardt mit 24 ältester Abwehrspieler

Dabei dürfte die Viererabwehrkette wohl die jüngste der Bundesliga sein. Rechts startet Mitchell Weiser (21) seine gefürchteten Flankenläufe, im Zentrum agieren die beiden "Leuchttürme" John Anthony Brooks (23) und Niklas Stark (20) mit großer Übersicht, die linke Seite bearbeitet Marvin Plattenhardt (24) wie ein Alter Hase.

Für Dardai, der am Mittwoch seinen 40. Geburtstag feiert, steht die neue Hertha für "Ballbesitz, Spielkontrolle, Zweikämpfe, Leidenschaft, Torgefahr". Tatsächlich genügten 35 Tore für 45 Punkte. Zum Vergleich: Werder Bremen traf genauso häufig, liegt in der Tabelle aber 18 Zähler zurück.

Beste Saison seit 2008/2009

Tatsächlich spielen die Berliner ihre beste Saison seit 2008/2009. Damals schwächelte sogar der FC Bayern noch und in der Hauptstadt durfte zumindest klammheimlich von der Meisterschaft geträumt werden. Die Saison endete trotz zwischenzeitlich zehn Heimsiegen am Stück auf Rang vier.

Der Klub schien vor rosigen Zeiten zu stehen. Doch nur ein Jahr später stieg die Mannschaft um Mittelfeldmotor Dardai als Schlusslicht ab. Diese bittere Erfahrung ist sicher auch ein Grund für das Understatement des Fan-Lieblings, der wohl irgendwann einmal Herthinho als offizielles Klub-Maskottchen nachfolgen wird.

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Dardai lobt Einkäufer Preetz

Weit kritischer wurde in der Öffentlichkeit stets die Arbeit von Michael Preetz bewertet. Der mächtige Manager hat mit seinen cleveren Transfers aber einen ebenso großen Anteil an Herthas Wiederauferstehung. "Der Manager hat es super gemacht, mir tolle Verstärkungen an die Hand gegeben - ich konnte ganz ruhig bleiben", lobt Dardai im "kicker" seinen früheren Teamkollegen.

Als Sahnehäubchen wollen sie nun in verantwortlichen Positionen schaffen, was ihnen in der aktiven Zeit nie gelungen ist: das Pokal-Finale im eigenen Stadion erreichen. Seit 1985 steigt das Endspiel in Berlin - nie qualifizierte sich das Profi-Team für den Saisonhöhepunkt.

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Nur Gladbach gewinnt im Olympiastadion

Für Dardai wäre es schier "ein Traum". Dazwischen steht einzig das Halbfinale gegen Borussia Dortmund - im Olympiastadion, wo Hertha BSC in dieser Saison bislang nur gegen Borussia Mönchengladbach verlor.

Extra für den Saisonendspurt mit den Heimspielen gegen den BVB und in der Liga gegen den FC Bayern hat sich der Verein einen neuen Rasen gegönnt. Ein Zeichen des gestiegenen Selbstvertrauens. Denn Preetz betont: "Für unseren Fußball brauchen wir einen guten Rasen. Vor einem Jahr war das anders. Da hat uns der schlechte Rasen sogar manchmal geholfen."

Das Grün ist also schon einmal reif für die Königsklasse. Ob das auch für Dardais Elf gilt, wird sich in den kommenden zwei Monaten zeigen. Schlusswort des Trainers: "Fußball-Deutschland schaut wieder auf Hertha - zum ersten Mal seit Jahren. Was jetzt kommt, ist Zugabe, kein Stress."

Marcus Giebel

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