Rückendeckung für Schubert
Krise: Warum läuft es bei Borussia Mönchengladbach nicht?
- Aktualisiert: 23.11.2016
- 15:54 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Zwölf Punkte nach elf Spielen, Tabellenplatz 13: Borussia Mönchengladbach steckt in einer tiefen Herbst-Depression. Doch was sind die Gründe für die anhaltende Krise? ran.de analysiert die Lage.
München/Mönchengladbach - Andre Schubert zuckt mit den Schultern.
Druck? Hat man als Bundesliga-Trainer täglich. Kritik? Muss er sich seit einigen Wochen in Dauerschleife anhören. Angst um den Job? Hat der Coach von Borussia Mönchengladbach keine. Er weiß schließlich, wie das Geschäft läuft.
Momentan läuft es ohne Frage gegen ihn.
Und die Dauer-Diskussionen um seine Person in der Krise des Traditionsklubs, der seit sechs Ligaspielen nicht mehr gewonnen hat?
"Ich denke da nicht drüber nach. Die Mechanismen sind so, wie sie sind. Man muss sie nicht immer verstehen, aber man muss sich damit auseinandersetzen", sagte er nach dem 1:2 gegen den 1. FC Köln. Und das nach einem Sonntagsschuss in der Nachspielzeit – bitterer kann man ein Derby kaum verlieren.
Kopfsache: Der Kopf spielt mit – den Beweis trat die Borussia gegen den FC in der zweiten Halbzeit eindrucksvoll an. Wie abgeschnitten durch die Pause schien das Gladbacher Spiel, das zuvor kaum Züge einer akuten Krise getragen hatte. Im Gegenteil.
Aggressiv, mutig und mit einer spielerisch starken Herangehensweise hatte sich die Borussia in den ersten 45 Minuten der Misere entledigt. Nach der Pause? War vieles davon weg. Der Auftritt wirkte wie das bange Warten auf den nächsten Rückschlag. Verunsicherung machte sich breit, die Leichtigkeit verschwand, das Selbstverständnis wurde zum Missverständnis. Und so potenziert sich das Kopfproblem mit jedem weiteren Nackenschlag zur ausgewachsenen Psychose.
Chancenverwertung: Im Zusammenhang mit dem Kopf steht auch die Chancenverwertung, die nicht nur gegen Köln mangelhaft war. Wo die Gladbacher früher eiskalt aus drei Chancen zwei Tore gemacht haben, treffen sie aktuell bei fünf Möglichkeiten einmal.
Elf Tore sind es nach elf Spielen, also ein Treffer im Schnitt pro Partie. Zum Vergleich: In der gesamten vergangenen Saison waren es 67, also fast zwei im Schnitt. Satte 53 Chancen benötigte die Borussia für die elf Tore, das ist eine Effizienz von rund 20 Prozent. 2015/16 waren es noch mehr als 30 Prozent - übrigens Bestwert der gesamten Liga. In Sachen Chancenverwertung rangiert die Borussia ein halbes Jahr später auf dem Relegationsplatz.
Pech: Keine Frage, die beiden Gegentore sind sinnbildlich für die aktuelle Lage. Vorne fehlt das Glück, hinten kommt das Pech dazu. Erst köpfte Jannik Vestergaard seinen Gegenspieler an, dann kassierte Yann Sommer einen Freistoßhammer aus 30 Metern in den Winkel. In der Bundesliga entscheiden Kleinigkeiten - zuletzt in Gladbach oft zuungunsten der Borussia.
Wie es weitergeht: Nun ist es einfach, sogar zu einfach, sich immer an Pech, Unvermögen oder Verletzten festzuhalten. Und es ist beileibe nicht so, als hinge den Gladbachern seit Wochen immer nur das Pech am Fuß. Auch der Trainer hat Fehler gemacht, mit dauernden Systemwechseln, wilden Rotationen, mit der er vor allem der Defensive die dringend benötigte Stabilität nahm. Und es ist mitunter auch die Aufgabe eines Trainers, ein vorhandenes Kopfproblem zu lösen.
Eine Krise hat nicht nur den einen Grund, für einen Tiefflug gibt es immer mehrere Faktoren. Doch im Bundesliga-Geschäft, bei dem immer von den "üblichen Mechanismen" gesprochen wird, zählen am Ende nur Punkte. An denen wird Schubert letztendlich gemessen. Da interessieren auch irgendwann die Gründe nicht mehr, warum es nicht mehr Zähler sind als erwartet. Da kann man noch so schön analysieren: Fakt ist, dass die Borussia unter dem Strich unter ihren Möglichkeiten spielt.
Manager Max Eberl stellt sich noch hinter seinen Coach, hielt nach dem Köln-Spiel ein flammendes Plädoyer. "Das geht mir heutzutage zu schnell, dass immer nur Köpfe rollen sollen. Ich wehre mich generell, dass es einen Schuldigen geben muss. Ich will Kontinuität in diesem Verein haben. Die will ich aber auch, wenn es mal beschissen läuft", sagte er.
"Beschissen" läuft es ohne Frage. Und das Programm der kommenden beiden Wochen ist eher mehr ein Grund zur Besorgnis als ein Mutmacher. Am Mittwoch kommt Manchester City mit Pep Guardiola. Für die Borussia geht es in erster Linie darum, in der Europa League überwintern zu können.
Danach kommt das Überraschungsteam aus Hoffenheim, dann geht es zum BVB und anschließend zum FC Barcelona. Vier Spiele, die wegweisend sein können. Für den Klub. Aber auch für Schubert.
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