Labbadia und Preetz wohl auf der Kippe
Nix mit "Big City Club"! Tristesse Royale bei Hertha BSC
- Aktualisiert: 20.01.2021
- 17:17 Uhr
Hertha BSC strauchelt in der Fußball-Bundesliga und verliert zum Hinrunden-Abschluss mit 0:3 gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Nichts mit "Big City Club", die Wahrheit heißt Abstiegskampf in der Bundesliga. Kein Wunder, dass nun auch Trainer Bruno Labbadia und Sportdirektor Michael Preetz auf der Kippe stehen sollen.
München/Berlin - Es war eine Szene mit Symbolcharakter, die sich am 17. Spieltag und somit dem Abschluss der Hinrunde 2020/2021 in der 12. Minute der Partie Hertha BSC gegen die TSG 1899 Hoffenheim im Berliner Olympiastadion abspielte: Krzysztof Piatek, letztjähriger 24-Millionen-Einkauf von Hertha BSC, sieht sich beim Elfmeter dem Hoffenheimer Schlussmann Oliver Baumann gegenüber. Der polnische Nationalstürmer nimmt Anlauf, visiert das linke Eck an, zieht ab - und verschießt. Am Ende hieß es 0:3 aus Sicht der Hauptstädter gegen eine engagierte und effektive, aber keinesfalls überragende TSG 1899 Hoffenheim. Wackelt nun sogar der Stuhl von Trainer Bruno Labbadia?
Europapokal? Abstiegskampf!
Im vergangenen April 2020 noch als Heilsbringer geholt, sollte der ehemalige Wolfsburg- und Hamburg-Coach die Berliner mit seiner ruhigen Art in sichere Tabellenregionen führen. Nachdem dieses Unterfangen mit dem zehnten Tabellenplatz 2019/20 gelang, galt es in der aktuellen Saison, den nächsten Schritt zu gehen - den Blick nicht mehr gen Abstiegszone, sondern Richtung europäische Plätze gerichtet. Dafür wurden in den vergangenen anderthalb Jahren über 140 Millionen Euro in den Kader investiert.
Doch wie schon so oft wich die Wunschvorstellung schnell der Realität. Nach 17 gespielten Partien findet sich die Labbadia-Elf auf Tabellenplatz 14 wieder, nur fünf Punkte vom Relegationsplatz entfernt. Die Gerüchte über eine Ablösung an der Seitenlinie werden lauter, die "BZ" bringt mit Domenico Tedesco und Ralf Rangnick zwei bekannte Gesichter aus der Bundesliga ins Spiel.
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Noch scheint der Übungsleiter aber halbwegs fest im Sattel zu sitzen, wie der ebenfalls nicht unumstrittene Manager Michael Preetz in einem "Sport Bild"-Interview betonte: "Wir sehen, wie Bruno alle Themen angeht und sind total überzeugt von ihm." Doch wie lange bleibt das noch so, wenn sich die Ergebnisse nicht verbessern?
Offensive Ladehemmungen und fragwürdige Kader-Zusammenstellung
Sportlich standen die Blau-Weißen letztmals vor elf Jahren so schlecht da, damals stiegen die Berliner am Ende der Saison ab. Und selbst die millionenschweren Investitionen der vergangenen zwölf Monate bringen die Offensive nicht in Schwung. Bezeichnend dafür: In den vergangenen drei Partien gegen Arminia Bielefeld (0:1), den 1. FC Köln (0:0) und eben die TSG Hoffenheim (0:3) gelang kein Treffer - trotz insgesamt 37 Torschüssen.
"Wir müssen alle gemeinsam - auch das Mittelfeld und die Abwehr - daran arbeiten, mehr Torgefahr auszustrahlen. Die Hälfte der Saison ist gespielt, wir müssen dringend damit anfangen, mehr Zählbares aus den Partien mitzunehmen", brachte es Verteidiger Niklas Stark nach der Niederlage auf den Punkt.
Gemeinsam ist ein gutes Stichwort. Beim Blick auf den Kader fallen dem Betrachter sofort die überragenden Einzelkönner auf - denn bei einem Matheus Cunha, Lucas Tousart oder Jhon Cordoba würde wohl vermutlich die halbe Bundesliga nicht gerade abwinken. Bislang schaffte es Labbadia allerdings nicht, diese Individualisten zu einem Team zu formen. Eine stabile Achse sucht man vergebens, die Abgänge von Identifikationsfiguren und Wortführern wie Per Skjelbred, Vedad Ibisevic oder Salomon Kalou wurden nicht kompensiert und schmerzen noch immer. Das Potenzial der einzelnen Spieler ist unbestritten, doch so langsam müssen sie sich auch zu einem echten Team entwickeln.
Noch spürt Labbadia das Vertrauen
Im Westen der Hauptstadt steht derzeit wohl einiges auf dem Prüfstand. Es scheint allerdings, als würde Labbadia zumindest in den beiden kommenden Partien gegen den SV Werder Bremen (23.01.21, 18:30 Uhr) und Eintracht Frankfurt (30.01.21, 15:30 Uhr) seine Chance bekommen, ergebnis-technisch zu liefern. "Natürlich habe ich das Gefühl noch zur Mannschaft durchdringen zu können", gab sich der Übungsleiter gegenüber der "Bild" kämpferisch. Das muss diese nun in den anstehenden Spielen beweisen - ansonsten könnte die Berliner Luft schon bald zu dünn werden für den 54-Jährigen.
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