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Bundesliga

Peter Bosz' Aus bei Bayer Leverkusen: Aus Meistertraum wurde Ellende totaal

  • Aktualisiert: 23.03.2021
  • 23:22 Uhr
  • ran.de
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© Imago Images

Bayer Leverkusens bemerkenswerter Absturz kostet Peter Bosz den Trainerposten. Sportchef Rudi Völlers äußert ein verheerendes Urteil über die letzten Monate.

München/Leverkusen – Es waren fast auf den Tag genau zwei Jahre, die zwischen Peter Bosz' erstem Tag bei Bayer Leverkusen und jenem Spiel lagen, welches der Anfang vom Ende des Niederländers bei der Werkself werden sollte.

Denn auch, wenn es sich ob des anhaltenden Sturzflugs der Leverkusener seltsam liest, war Bayer kurz vor Weihnachten Tabellenführer. Mehr noch: Leverkusen war in den bisherigen zwölf Saisonspielen ungeschlagen, und die ersten Stimmen wurden hörbar, ob das nicht sogar ein Meisterteam sein könnte.

Doch dann kam der 13. Spieltag. Mit ihm der FC Bayern und ein Spiel, in dem die Mannschaft von Bosz eigentlich zeigten wollte, dass sie es ernst meinen in dieser Saison. Es sollte eine Partie auf Augenhöhe werden, das schon, aber schenkte die Werkself dieses Spiel in einer selbstzerstörerischen Manier her, das es als Sinnbild für das taugt, was noch kommen sollte. Jonathan Tah und Lukas Hradecky kurz vor der Pause und wieder Tah in der dritten Minute der Nachspielzeit schenkten den Gästen aus München mit grotesken Fehlern einen 2:1-Sieg.

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Absturz in der Liga, raus in Europa League und DFB-Pokal

Bayer Leverkusen war von der Tabellenspitze gestürzt. Und sie stürzten weiter und weiter und weiter. Aus Bosz' gefeiertem voetbal totaal wurde ellende totaal – die totale Misere, eine umfassende Krise: Drei Bundesligaspiele gewann die Werkself in den folgenden 13 Partien. In der Europa League schied die Mannschaft nach zwei Niederlagen gegen die Young Boys aus Bern aus, im Pokal warf mit Rot-Weiss Essen ein Regionalligist Bayer aus dem Wettbewerb. Nach dem jüngsten Offenbarungseid, einem chancenlosen 0:3 gegen Abstiegskandidat Hertha, ist Bosz nun nicht mehr Trainer.

Der Niederländer hat zweifellos gute Argumente, die für noch etwas mehr Zeit mit der Mannschaft gesprochen hätten. Zum Beispiel, dass der Klub im Sommer mit Kai Havertz den besten Torschützen und mit Kevin Volland den besten Vorlagengeber der vergangenen Spielzeit verkaufte. Und sich von den offensiven Neuzugängen lediglich Patrick Schick (zwölf Tore in 28 Pflichtspielen) als einigermaßen konstant und zuverlässig herausstellte.

Auch die Verletztenmisere bizarren Ausmaßes ist nicht Bosz' Fehler. Aktuell fehlen der Werkself acht Akteure, mit Lukas Hradecky, Lars Bender und Julian Baumgartlinger auch drei Führungsspieler, Kapitän Charles Aranguiz musste bereits mitten in der Saison zweieinhalb Monate verletzt aussetzen. Und Moussa Diaby ist schon der achte Corona-Fall bei der Werkself. Bosz war quasi dazu gezwungen zu improvisieren und auf junge, hochtalentierte, aber im Gegenzug nicht immer konstante Spieler wie Florian Wirtz oder Edmond Tapsoba zu setzen.

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"Es war ja immer das gleiche Muster"

Die Verantwortlichen in Leverkusen aber sehen die Sache etwas anders. "Die vielen Verletzungen und Corona-Fälle dürfen keine Ausrede sein. Mit unserer Mannschaft müssen wir mehr schaffen", sagte Rudi Völler, in dessen Haus in Düsseldorf Bosz seine Freistellung mitgeteilt wurde.

Völlers Aussagen sind bemerkenswert. Einerseits wegen Aussagen wie "Es ist schade und tut mir auch ein bisschen weh" oder "Wir hätten gerne mit Peter weitergemacht". Andererseits wegen des schonungslosen, ja man muss beinahe sagen vernichtenden Urteils, welches der Sportchef über die letzten Monate unter der Leitung des Niederländers fällt.

"Es war ja immer das gleiche Muster", klagte Völler über die taktische Starr- und vielleicht sogar Sturheit von Team und Coach. Den Vorwurf, keine alternativen Matchpläne zu haben und mittellos zu sein, sobald die Gegner den furiosen Angriffsfußball decodiert hatten, ist einer, den Bosz nicht nur in den letzten Wochen in Leverkusen von den Fans zu hören bekam. Schon in Dortmund hatte der 57-Jährige nicht gerade den Ruf des flexiblen Taktikers.

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Pleiten gegen Bielefeld und Hertha besiegeln das Aus

"Ballbesitz, Ballbesitz, Ballbesitz - und dann bist du beim ersten Torschuss des Gegners in Rückstand und hast kein Konzept", kritisierte Völler: "Peter Bosz hat alles versucht mit seinem Trainerteam, aber kaum etwas hat gegriffen."

Die finalen Argumente gegen Bosz lieferten dann Leverkusens jüngste Horrorvorstellungen gegen die Kellerkinder Hertha und Bielefeld (1:2). Es hätte sich ein Gefühl eingestellt, "dass das Vertrauen nicht mehr da ist, dass wir es hinbekommen." Und dann: "Muss man handeln. Wir sind nach mehreren Gesprächen zum Entschluss gekommen, dass es nicht mehr geht."

So endet Peter Bosz' Zeit in Leverkusen nach zweieinhalb Jahren. Weil Völler sagt: "Im Fußball wollen wir gewinnen und Ziele erreichen." Was Bosz nicht mehr zugetraut wurde: "Wir hatten am Ende nicht mehr das Gefühl, dass es am Ende gutgehen kann. Das tut uns allen leid."

David Kreisl

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