Bayern-Kommentar
ranSicht: Coach mit Stallgeruch - FC Bayern braucht den Super-Trainer
- Aktualisiert: 02.10.2017
- 19:53 Uhr
- ran.de / Carolin Blüchel
Der FC Bayern ist nach dem Rauswurf von Carlo Ancelotti auf der Suche nach einem Nachfolger. Dass mit einem neuen Trainer automatisch der Erfolg zurückkommt, ist allerdings fraglich.
München - Nach der Entlassung von Carlo Ancelotti sucht der FC Bayern händeringend einen Nachfolger. Die zwei wahrscheinlichsten Szenarien: Thomas Tuchel oder ein Interims-Coach bis Saisonende, um im Sommer Julian Nagelsmann von Hoffenheim oder Jürgen Klopp von Liverpool loszueisen. Nagelsmann gilt dabei als Favorit von Uli Hoeneß.
Allerdings braucht es wohl mehr als nur einen neuen Trainer, um den FC Bayern zurück in die Erfolgsspur zu bringen. Denn das bayerische Selbstverständnis, das "Mia san Mia", scheint unter Ancelotti verloren gegangen zu sein.
Ancelotti, der Star-Flüsterer?
Dabei galt der Maestro im Vorfeld eigentlich als Star-Flüsterer. "Ein Verhältnis wie zu ihm hatte ich vorher zu keinem Trainer", lobte Zlatan Ibrahimovic Ancelotti einst bei Paris Saint-Germain. Real-Star Cristiano Ronaldo schwärmte von einer "einfühlsamen Person".
Es bedarf nicht viel Fantasie, um zu erahnen, dass das Urteil von Thomas Müller, Frank Ribery oder Arjen Robben anders ausfallen dürfte.
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Vergiftetes Klima durch Bevorzugung
Seit seinem Dienstantritt an der Säbener Straße hatte Ancelotti Woche für Woche Star um Star gegen sich aufgebracht. Sei es aufgrund mangelnder Kommunikation mit der Ersatzbank, fragwürdiger Aufstellungen oder des zu laschen Trainings. So soll sich Robben laut "kicker" beispielsweise bei der Vereinsführung beschwert haben, dass selbst sein Sohn in der D-Jugend besser trainiert werde.
Den größten Vorwurf, den sich Ancelotti gefallen lassen muss, ist aber wohl jener unterschwellige, die Mannschaft menschlich entzweit zu haben. Der "kicker" berichtet gar von einem "vergifteten Klima". Demnach wurde im Mannschaftskreis "des Italieners Vorliebe für die spanische Fraktion misstrauisch beäugt". Und: Es wurde davon gesprochen, "dass gemeinsame italienisch-spanische Essen die Aufstellung beeinflusst hätten".
Kein "Mia san Mia"
Die unterschiedlichen Reaktionen der Spieler auf Ancelottis Abschied verdeutlichen die Gräben innerhalb der Mannschaft. Während Mats Hummels die Frage aufwarf, ob die Trennung vom Trainer nicht schnell genug vonstattenging, setzte Ancelotti-Liebling Thiago einen wehmütigen Post in den sozialen Medien ab: "Mister, es war mir eine Ehre, für dich zu spielen."
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Wie weit die Grüppchenbildung bei den Bayern fortgeschritten ist, zeigte sich spätestens beim 2:2 in Berlin: kein bedingungsloses Aufopfern der Spieler füreinander, kein absoluter Siegeswille bis zur letzten Minute, kein symbolischer Neuanfang. Und das, obwohl anstelle des umstrittenen Trainers Ancelotti der allseits beliebte Willy Sagnol den Taktstock schwang.
Zweifel an Tuchel
Das "Mia san Mia"-Gefühl bei den Bayern wieder zum Leben zu erwecken, dürfte die größte Herausforderung des neuen Trainers werden. Ob ausgerechnet der als menschlich schwierig geltende Thomas Tuchel für diese Herkulesaufgabe der Richtige ist, wird offenbar auch an der Säbener Straße kontrovers diskutiert.
"Wenn wir eine Lösung hätten, hätten wir sie schon präsentiert", so Sportdirektor Hasan Salihamidzic im "kicker".
Eierlegende Wollmilchsau gesucht
Gefühlt braucht der FC Bayern zum jetzigen Zeitpunkt die eierlegende Wollmilchsau. Einen Trainer, dem es gelingt, die unterschiedlichen Einzelkönner wieder zu einer Mannschaft zu formen. Einen, der bei Spielern und Vereins-Bossen gleichermaßen angesehen ist. Einen, der das Bayern-Spiel wieder auf Guardiola-Niveau hievt. Vielleicht sogar einen mit Stallgeruch.
Einen Typ wie Jupp Heynckes oder Ottmar Hitzfeld ...
Carolin Blüchel
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