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Uli Hoeneß: Steuerschulden belaufen sich wohl auf 27,2 Millionen Euro

  • Aktualisiert: 11.03.2014
  • 18:18 Uhr
  • SID
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© 2014 Getty Images

Im Prozess um den Bayern-Präsidenten ist der zweite Verhandlungstag zu Ende gegangen. Nach einer ersten Sichtung der erst kürzlich eingereichten Unterlagen beläuft sich die Steuerschuld wohl auf mindestens 27,2 Millionen Euro. Dabei handle es sich sogar noch um eine konservative Rechnung.

München - Irgendwann schlug Uli Hoeneß die Hände vor das Gesicht, sein Kopf war knallrot. Vorne am Tisch des Vorsitzenden Richters Rupert Heindl stand, umringt von Verteidigern und Staatsanwalt, eine Steuerfahnderin aus dem oberbayerischen Rosenheim und warf Zahlen in den Raum, dass dem Präsidenten des FC Bayern München wohl Hören und Sehen verging. Am Ende kam eine Summe von 27,2 Millionen Euro heraus, die Hoeneß hinterzogen haben soll. Und das, erklärte die Steuerfahnderin, sei noch der "best case". Heißt: Es könnten noch mehr sein.

Die Lage für Hoeneß, der den Prozess mit zunehmender Apathie verfolgte, ist damit noch ein bisschen unangenehmer geworden, als sie es am Montag schon war. Da hatte sein Anwalt Hanns Feigen schon signalisiert, dass zu den rund 3,5 Millionen Euro, die Hoeneß laut Anklage hinterzogen haben soll, noch einmal "deutlich mehr als 15 Millionen Euro hinzu kämen". Nun sind es also gut 3,5 Millionen plus 23,7 Millionen Euro, die Hoeneß am deutschen Finanzamt bislang vorbeigesteuert hat. Es sind Gewinne, die er mit Devisengeschäften über seine Konten bei einer Schweizer Bank erzielte.

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"Millionen fehlen, von denen keiner weiß, wo sie sind"

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Beckenbauer hält zu Hoeneß

Am ersten Tag des Prozesses gegen Uli Hoeneß meldet sich auch Franz Beckenbauer zu Wort. Der langjährige Freund des Angeklagten hofft auf eine milde Strafe für seinen Weggefährten.

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Die neue Zahl ergibt sich aus den Unterlagen, die der zuständigen Steueramtsrätin vom Finanzamt Rosenheim erst seit dem 27. Februar 2014 vorliegen. Weil die Unterlagen bislang nur oberflächlich untersucht werden konnten und auch "Millionen fehlen, von denen keiner weiß, wo sie sind", wie die Steuerfahnderin mitteilte, sei dies nur eine grobe und zudem Hoeneß begünstigende Schätzung. Ihren Berechnungen zufolge hatte Hoeneß unter anderem auf seinen zwei Konten bei der Vontobel in der Schweiz 2005 ein Vermögen von 154 Millionen Euro angehäuft.

Ende 2010, berichtete die Steuerfahnderin, sei von dem Geld "nicht mehr viel übrig gewesen", dies ändere aber nichts an der Besteuerung. Ken Heidenreich, Sprecher der Staatsanwaltschaft München II, sagte während des Prozesses, bei einer Verurteilung von Hoeneß spiele die Höhe der hinterzogenen Steuern eine erhebliche Rolle. In jedem Fall sei von schwerer Steuerhinterziehung auszugehen. Hoeneß dagegen begann den Prozess mit der Hoffnung, dass seine Selbstanzeige vom 17. Januar 2013 strafbefreiend wirkt.

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Unterlagen kamen in einem großen Schuhkarton 

Für Hoeneß, der am ersten Verhandlungstag noch tapfer angekündigt hatte, "reinen Tisch" machen zu wollen, ist die neue Entwicklung kein gutes Zeichen. Unklar ist, wie sich die neuen Erkenntnisse auf das Verfahren generell auswirken. Bislang sind sie nicht Gegenstand der Anklage. Fest steht, dass am Mittwoch weitere Zeugen geladen sind, ein EDV-Sachverständiger und ein Buchprüfer. Möglich, dass der Prozess länger dauert als bis Donnerstag. Ursprünglich sollte an diesem Tag bereits das Urteil verkündet werden.

In ihrer Aussage hatte die Steuerfahnderin zuvor von ihren enormen Schwierigkeiten in dem Fall berichtet. Die kompletten Unterlagen waren ihr erst vor zwei Wochen zugegangen - "in einem großen Schuhkarton", wie der Vorsitzende Richter anmerkte. Heißt: Die ganzen Unterlagen, nach Angaben der Steuerfahnderin "52.000 Blätter insgesamt", müssen erst noch geordnet werden, teilweise manuell. Und: "Manche Dinge lassen sich nicht nachvollziehen", sagte sie. Grund dafür sind offenbar mangelnde Angaben der Schweizer Bank.

Es herrscht weiter Unklarheit über Genauigkeit und Datum der Unterlagen

Die Steueramtsrätin gab außerdem an, die "Grunddateien" der ihr zur Verfügung gestellten Unterlagen seien bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden. Dies könnte bedeuten, dass Hoeneß am Tag nach der Einreichung seiner Selbstanzeige über Unterlagen verfügte, die genaueren Aufschluss über seine Transaktionen auf den Konten seiner Schweizer Bank zuließen und diese zurückgehalten wurden. Tatsächlich ist unklar, ob bereits alle Informationen darin enthalten waren, die dann vor zwei Wochen den Ermittlungsbehörden übergeben wurden.

Eine erste Grobsichtung der neuen Unterlagen hatte in der Faschingswoche stattgefunden. Weitere Unterlagen seien dann am Aschermittwoch (5. März) nachgereicht worden. Die Rosenheimer Steuerfahnderin erklärte die Verteidigung von Hoeneß habe dabei nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Präsident und Aufsichtsrat des FC Bayern zur "Steuerehrlichkeit zurückkehren und alles auf den Tisch legen wolle". Die Verteidigung habe "sehenden Auges Unterlagen vorgelegt", die zu einer "erheblichen" Erhöhung der hinterzogenen Steuern führen würden. Stimmt.