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Eintracht Frankfurt muss gegen Neapel ohne Fans antreten

Eintracht Frankfurt - Ausschluss in Neapel aus Sicht eines Fans: "Ein fatales Zeichen"

  • Aktualisiert: 15.03.2023
  • 14:12 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Sportimage
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In einem beispiellosen Hin und Her hat die Präfektur Neapel für den Ausschluss der Anhänger von Eintracht Frankfurt im Achtelfinal-Rückspiel gesorgt. Im ran-Interview erklärt Basti Red, langjähriger Eintracht-Fan, was diese Entscheidung bei den Fans ausgelöst hat und welche Gefahren er in ihr sieht. 

Von Alice Jo Tietje

Fans von Eintracht Frankfurt hatten in den vergangenen Jahren viele Highlights bei ihren Reisen durch Europa. Mit dem Achtelfinal-Rückspiel bei der SSC Neapel im ehrwürdigen Stadio Diego Armando Maradona (Mittwoch ab 20:30 Uhr im Liveticker) wartet auf den Verein ein weiteres geschichtsträchtiges Spiel - allerdings ohne die Fans.

Nach einem nervigen Hin und Her wurden die Fans der Hessen von der Präfektur Neapel wegen "Sicherheitsbedenken" für das Spiel ausgeschlossen. Zuvor hatte die SGE eine einstweilige Verfügung erreicht, die das vorherige Verbot aufgeboten hatte. Doch nach dem erneuten Verbot entschied sich der Verein dazu, die Gästekarten nicht anzunehmen. Ein denkwürdiger Prozess, auch für die restlichen Fußball-Welt.

Basti Red, Eintracht-Fan und Podcaster, ist eigentlich bei jeder Auswärtsreise seines Teams mit dabei, hat viele Höhen und Tiefen erlebt, doch der Umgang in Neapel ist auch für ihn neu. Im Gespräch mit ran gewährt er einen Einblick in die Sichtweise eines Fans und warnt vor den Folgen der Entscheidung.

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Eintracht: Fan-Chaos ist eine Katastrophe für den Fußball

72 Stunden vor dem Anpfiff wissen die Fans von Eintracht Frankfurt immer noch nicht, ob sie ihre Mannschaft beim Champions-League-Achtelfinale in Neapel unterstützen dürfen. Die Beschneidung der Grundrechte der Fans und die juristischen Machtspiele machen die Lage noch brisanter, als sie ohnehin schon war. Ein Kommentar.

  • 12.03.2023
  • 17:55 Uhr

ran: Basti, hattest du eine Karte für Neapel und wie war deine Reise ursprünglich geplant?

Basti Red: Ich hatte die Zusage für eine Karte. Wir haben uns eine Villa an der Amalfi-Küste und die Flieger mit dem Rückflug direkt zum Auswärtsspiel nach Berlin gebucht. Es ist seit Monaten alles geplant gewesen und zwei Wochen vorher fällt Italien ein, dass sie es gar nicht hinkriegen. Das ist echt ein Drama.

ran: Wie hast du die tägliche Entwicklung rund um den Ausschluss der Eintracht-Fans aus Neapel wahrgenommen?

Basti Red: Es hat sich irgendwann eine Aggression aufgebaut. Es ist immer mehr durchgesickert, aber man wartet dann auf das offizielle Statement. Die UEFA hat sich aber nicht gerührt und aus Italien kamen immer verschiedene Meldungen. Man war gefangen zwischen: 'Darf ich dahin, buche ich mir wieder einen Flug, storniere ich?' Es war ein sehr großes Auf und Ab, das einen mit zunehmender Dauer immer wütender gemacht hat.

ran: Wann war dir klar, dass die Reise nach Neapel nicht klappt?

Basti Red: Zwischendrin hat die Eintracht ja sogar Recht bekommen und E-Mails geschrieben, dass wir jetzt doch Karten bestellen können. Einen halben Tag später kam dann die Information, dass die Eintracht die Karten nicht annimmt. Ich sitze hier immer noch und denke: 'Vielleicht fliege ich doch nach Neapel.' Viele von meinen Leuten sind schon in Neapel und keiner weiß, ob der aktuelle Stand definitiv ist. Wahrscheinlich werde ich nicht fliegen und nicht im Stadion sein, wahrscheinlich wird das keiner. Ich hänge weiterhin in der Luft, weil ich unbedingt zu diesem Spiel und nicht wahrhaben will, dass das nicht klappt. Das Definitive habe ich noch verdrängt.

ran: Was erzählen denn die Fans, die schon vor Ort sind – ist es ruhig? Es gab ja auch Gerüchte, dass man sich mit den Fans von Bergamo zusammen tun wolle…

Basti Red: Noch ist alles ruhig und entspannt. Die Leute sitzen in Cafes und am Strand. Noch ist nichts Problematisches durchgesickert - auch nicht bei der Einreise. Zu den anderen Gerüchten habe ich nichts gehört, aber wir wissen alle, dass Eintracht-Fans sehr kreativ sind. Ich hoffe auch, dass es einige schaffen und dennoch sicher sind, aber damit auch ein Zeichen setzen, dass es so nicht geht. Ich rechne damit, dass Eintracht-Fans im Stadion sind. Wie viele das sein werden, weiß ich nicht.

ran: Es ist das erste K.o.-Auswärtsspiel in der Champions League und wäre noch dazu eine tolle Fahrt zu einem historischen Fußballort mit dem Stadio Diego Armando Maradona - wie ist die Gefühlslage, nicht dabei sein zu können? Sauer, verbittert, traurig, alles?

Basti Red: Es ist sehr schwer zu sagen. Am Ende überwiegt die Trauer, dass man bei diesem Spiel nicht dabei sein kann. Aber ich bin auch wütend und denke mir: 'Was soll das?' Ich habe es noch nicht realisiert. Es ist eigentlich ein historisches Spiel, in dem die Eintracht nichts zu verlieren hat. Dass man da nicht dabei sein kann, ist echt ein Drama. Ich bin sauer und traurig zugleich.

ran: Wie finden die Fans das Verhalten der UEFA, die sich bisher nur rudimentär geäußert hat?

Basti Red: Es ist Dienstag und noch immer ist kein Statement von der UEFA da. Das ist ein fatales Zeichen, weil man das Gefühl bekommt, es ist denen gar nicht so unrecht. Es ist einfach eine Benachteiligung.

ran: Was bedeutet dieser Ausschluss für den Fußball im Allgemeinen?

Basti Red: Man stellt sich schon die Frage: 'Was bedeutet diese Entscheidung für die Zukunft? Kann ich überhaupt noch eine Auswärtsreise buchen?' Wenn das Leute sehen, die keinen Bock auf Fußballfans haben und auf deren Rücken dann Politik machen wollen, wissen die, dass es funktioniert. In Zukunft werden sich das viele Fans überlegen, da es immer eine Unsicherheit geben wird. Es ist ein fatales Zeichen, deshalb finde ich es auch gut, dass die Eintracht so krass dagegen vorgegangen ist. Man darf jetzt aber nicht sagen: 'Mein Gott, das ist jetzt halt passiert.' Sondern das muss Konsequenzen haben - für Neapel und für Italien. Ich hoffe, das wird nicht unter den Teppich gekehrt.

ran: Wie bewertest du das Verhalten der Eintracht? Der Verein hat sich sehr klar geäußert auch in Richtung UEFA und Neapel. Die Karten nicht anzunehmen, sorgte allerdings auch für Kritik…

Basti Red: Ich weiß nicht, ob es eine gute Idee war, oder man die Karten lieber aus symbolischen Gründen hätte annehmen sollen, um zu zeigen: 'So geht es nicht!' Vielleicht hatte es auch Sicherheitsgründe. Aber ich will das gar nicht bewerten. Die Eintracht hat sich klar positioniert und die Entscheidung nicht hingenommen. Für den Verein war das alles auch sehr kurzfristig und er ist der letzte, den man hier kritisieren sollte. Die Eintracht ist bestimmt selbst mit der Situation überfordert.

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ran: Was bedeutet dieser Ausschluss für das Spiel am Mittwoch?

Basti Red: Es ist eine Wettbewerbsverzerrung: Neapel hatte Auswärtsfans, wir keine. Wenn man den emotionalen Teil man rausrechnet und nur das Sportliche sieht, ist es unfair gegenüber der Eintracht. Man muss klar sagen, dass in Frankfurt eine besondere Symbiose zwischen Fans und Mannschaft herrscht, die das Team durch Europa getragen und am Ende den Titel gebracht hat. Viele Spieler haben das Gefühl, dass die Fans ihren Teil dazu beigetragen haben. Die Fans können ein Faktor sein, das haben Spiele wie gegen West Ham United gezeigt. Eigentlich kann man das auch sportlich nicht hinnehmen.

ran: Habt ihr Fans oder du etwas von den Spielern gehört - wie haben die darauf reagiert? Es wird ja in Frankfurt immer vom 12. Mann gesprochen…

Basti Red: Ich glaube, es wird sie nerven, aber sie werden versuchen, das auszublenden, da sie nichts machen können und sich auf den sportlichen Alltag konzentrieren müssen. Die Mannschaft wusste den Fan-Support immer zu schätzen. 

ran: Ist das Spiel jetzt risikoreicher als vorher? Die Stimmung bei den Eintracht-Fans, wenn es welche ins Stadion schaffen, wird sicherlich gereizt sein…

Basti Red: Es ist jetzt definitiv gefährlicher. Der Sicherheitsaspekt wurde vorgeschoben, weil sie keinen Bock auf die Eintracht-Fans haben. Die Leute haben Reisen gebucht, es werden Fans in der Stadt sein. Man hat sich das Leben selbst schwer gemacht, die Situation wurde verschlimmert. Denn die Leute, die in Neapel sein werden, werden eine Wut in sich tragen. Ich weiß nicht, was passieren wird, aber die Lage ist unübersichtlich und das hätte anders sein können.

ran: Die Eintracht hat im Hinspiel mit 0:2 gegen ein sehr stark auftretendes Neapel verloren – was erwartest du sportlich?

Basti Red: Ich erwarte gar nichts, hätte ich auch vorher nicht. Vielleicht friert die Hölle zu und das alles führt zu einer 'Jetzt-erst-Recht-Mentalität' und die Mannschaft kann an der Sensation kratzen  - ich rechne aber nicht damit. Alle sind froh, wenn es einfach vorbei ist und das ist die traurigste Aussage, die ich treffen kann.

ran: Wird am Ende die Champions-League-Saison und die Sensation mit dem Erreichen des Achtelfinals durch diese Entscheidung ins Negative gezogen, obwohl Frankfurt Großes geleistet hat?

Basti Red: Das ist aktuell so, aber mit der Betonung auf 'aktuell'. Vielleicht wird mit ein bisschen Abstand der Stolz überwiegen. Es gibt viele Momente, die niemand vergessen wird. Aber es wird leider ein kleines Sternchen haben, da Eintracht gegen Neapel eigentlich alles hat, was man als Fußball-Fan will und das wurde einem abgenommen.


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