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Rösler: "City war nie eine graue Maus"

  • Aktualisiert: 02.10.2013
  • 18:12 Uhr
  • ran.de / Dominik Hechler
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© imago
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Uwe Rösler ist bei Manchester City eine absolute Kultfigur. Der mittlerweile 44-Jährige spielte von 1994 bis 1998 für die "Citizens" und wurde vor einigen Jahren sogar in die "Hall of Fame" des Vereins aufgenommen. Im exklusiven Interview mit ran.de spricht Rösler über seine "alte Liebe" und das Champions-League-Spiel von ManCity gegen den FC Bayern München.

ran.de: Herr Rösler, Sie haben von 1994 bis 1998 bei Manchester City gespielt, waren dort drei Mal hintereinander bester Torschütze der Mannschaft, sind Mitglied der "Hall of Fame" und tragen in Manchester den Spitznamen "Der Bomber". Sind Sie also der Gerd Müller Englands?

Uwe Rösler: (lacht) So weit würde ich nun wirklich nicht gehen. Aber ich hatte in Manchester eine richtig gute Zeit und das ist auch der Grund, warum ich nach insgesamt acht Jahren als Spieler und Trainer in Norwegen vor zwei Jahren wieder in diese Stadt zurückgekehrt bin. Meine Familie lebt in Manchester und ich arbeite als Trainer in London beim Brentford FC in der dritten englischen Liga. Das zeigt meine Verbundenheit mit diesem Land und der Region. Ich habe viele gute Erinnerungen an die damalige Zeit.

ran.de: Und welche sind das? Als Sie noch für ManCity gespielt haben, war der Klub noch ein reiner Arbeiterverein, vielleicht sogar eine "graue Maus", die zwischen der ersten und dritten Liga wandelte.

Rösler: Also Manchester City war nie eine "graue Maus"! Das muss ich mal klarstellen. Der Verein hat im Durchschnitt immer 32.000 Zuschauer gehabt, selbst in der dritten Liga. City war im Gegensatz zu Manchester United, die Anfang der neunziger Jahre begannen mit Sir Alex Ferguson als Trainer erfolgreich zu sein, ein lokaler Verein. ManUtd hat damals nicht zuletzt mit der Verpflichtung von Eric Cantona damit begonnen, sich globaler aufzustellen und zu expandieren. City war dagegen der Verein für die Menschen in Manchester. Als ich nach Manchester kam, hatte City auch schon Nationalspieler aus Irland oder Schottland, aber wir mussten uns als etablierter Verein in der Tabelle dennoch immer nach unten orientieren und aufpassen, dass wir nicht in Abstiegsnot geraten. Leider sind wir in meinem dritten Jahr dann aber doch in die zweite Liga abgestiegen.

ran.de: Wie haben Sie die Entwicklung von Manchester City in den vergangenen 20 Jahren vom Arbeiter- zum absoluten Weltverein mit großen finanziellen Mitteln wahrgenommen?

Rösler: Manchester City war für Investoren schon immer ein attraktiver Verein. Nicht nur wegen seiner breiten Fan-Basis, sondern auch, weil der Verein vor einigen Jahren das ehemalige Commenweatlh-Stadion inklusive Trainingsgelände umsonst von der Stadt übernommen hat. Die Rahmenbedingungen waren also richtig gut. Ich kann mich erinnern, dass der damalige Präsident von City im Jahr 2007 die Hauptanteile des Vereins an den ehemaligen thailändischen Premierminister Thaksin Shinawatra verkauft hat. Damit fing eigentlich alles an. Erst danach wurden die Anteile ja an den Scheich verkauft. Und so kam immer mehr Geld in den Verein, mit dem man dann namhafte Spieler wie Dietmar Hamann oder renommierte Trainer wie Sven-Göran Eriksson, Mark Hughes oder Roberto Mancini nach Manchester gelockt hat. Zu meiner Zeit in den neunziger Jahren wären solche Spieler und Trainer gar nicht finanzierbar gewesen. 

ran.de: Kann man die damalige Zeit bei City überhaupt mit heute vergleichen?

Rösler: Ganz schwierig. Da spielen heute Weltstars, der Verein hat nach 34 Jahren unter anderem endlich mal wieder den FA-Cup und die Meisterschaft gewonnen und sich in der Premier League als Spitzenklub etabliert. Ich hoffe, dass der Verein mit Manuel Pellegrini als Trainer nun auch in der Champions League den nächsten Schritt machen kann. Das erste Jahr in der Königsklasse war vielleicht noch ein Lehrjahr, aber die vergangene Saison mit dem Aus nach der Gruppenphase war dann schon sehr enttäuschend. Ich denke, dass hat Ex-Coach Roberto Mancini auch den Job gekostet. Der Anspruch der Klub-Besitzer an den Trainer und die Mannschaft ist natürlich sehr hoch, Manchester City ist jetzt ein "Global Player". Da erwartet man auch, dass der Verein in der Champions League mindestens die Gruppenphase übersteht.

ran.de: Wie bewerten Sie den Einstieg der arabischen Investoren bei City? Der Verein wird ja nicht zuletzt deswegen in der Öffentlichkeit oftmals sehr kritisch gesehen.

Rösler: Das ist ja nur der Neid. Manchester City hat über Jahrzehnte kein Geld gehabt und trotzdem waren sie einer der populärsten Vereine in England, weil sie die absolut treuesten Fans haben. Selbst in der dritten Liga kamen zu Hause über 30.000 Fans, auswärts sind regelmäßig gut 6.000 Anhänger mitgefahren. Im Prinzip hat City sogar viele andere Vereine vor dem Bankrott gerettet, weil sie den Klubs mit ihren Fans die Stadien gefüllt haben. Manchester City war also schon zu meiner Zeit ein sehr beliebter, populärer Verein. Aber klar, mit dem Geld kam auch der Neid. Als Fan und ehemaliger Spieler muss ich aber sagen, dass der Einstieg der jetzigen Besitzer ein Segen für die Stadt und auch die Anhänger war. Denn sie haben nicht nur eine Menge Geld zur Verfügung gestellt, um neue Spieler zu kaufen und deren Gehälter zu bezahlen, sondern haben die Infrastruktur im Osten Manchesters komplett verändert und dadurch viele neue Arbeitsplätze geschaffen. Das darf man auch alles nicht vergessen. Vor zehn Jahren war rund um das Stadion nichts, das war rohes Land. Jetzt stehen dort unter anderem Appartements und Einkaufszentren.

ran.de: Dennoch sind in den vergangenen Jahren natürlich auch sehr viele Millionen in die Mannschaft geflossen …

Rösler: Ganz klar. Aber Manchester United hat auch über Jahre hinweg sehr viel Geld ausgegeben, genauso wie der FC Chelsea unter Roman Abramowitsch. Allerdings musste Manchester City natürlich in kürzester Zeit den Kader so verstärken, dass die Mannschaft konkurrenzfähig ist und die Liga gewinnen kann. Denn das ist der Maßstab. Da kann man nicht sagen, wir machen mal einen 10-Jahres-Plan. Deswegen ist relativ viel Geld geflossen, um den Abstand zu den anderen Top-Teams zu verkürzen. Und das ist gelungen. Man hat Spieler geholt, die sofort eingeschlagen sind und noch heute das Gerüst der Mannschaft bilden wie Sergio Agüero oder Vincent Kompany. Selbstverständlich ist der Neid nach außen da. Aber man hat ja auch in Deutschland viele Neider was den FC Bayern München angeht, der auch für hohe Summen neue Spieler holt. Aber das haben sie sich über Jahre erarbeitet. Von dem Neid dürfen sich die City-Fans aber nicht beeindrucken lassen. Sie haben es nach vielen Jahren des Leidens nun endlich verdient, eine konkurrenzfähige Mannschaft zu haben.

ran.de: Heute Abend trifft City in der Champions League nun auf den FC Bayern München. Was erwarten Sie sich von dieser Partie?

Rösler: Dieses Spiel ist für Manchester natürlich ein Gradmesser. Man kann Pellegrinis Handschrift zwar bereits erkennen, aber in der Defensive sind sie aktuell doch deutlich anfälliger als unter Ex-Coach Mancini. Sie bekommen einfach zu viele Gegentore und das muss sich schnell ändern. Aber ich glaube trotz Allem, dass City sehr gute Chancen hat, das Spiel gegen die Bayern zu gewinnen. München ist zwar stark, aber nicht unschlagbar.

ran.de: Was muss City machen, um gegen München bestehen zu können?

Rösler: Sie müssen den Rhythmus der Bayern unterbrechen, dieses schnelle Kurzpassspiel. Und dann versuchen, die Abwehr der Münchner das eine oder andere Mal zu entblößen, da die Außenverteidiger der Bayern sich ja immer wieder mit in die Offensive einschalten und dem Gegner somit Räume bieten. City hat die Spieler für dieses schnelle Konterspiel, das dann gefordert ist. Aber der FC Bayern ist natürlich ein Top-Verein und hat sich unter Pep Guardiola noch weiter entwickelt. Es ist schon atemberaubend, wie schnell seine Handschrift schon zu erkennen ist. Ich habe sie beim 3:0 gegen Schalke 04 gesehen – das war schon ein Augenschmaus. Ich freue mich schon richtig auf die Partie und werde sie mir auch live im Stadion in Manchester anschauen. Das wird ein richtiges Spektakel.

ran.de: Was fehlt Manchester City noch zum absoluten Top-Verein, der auch mal die Champions League gewinnen kann?

Rösler: Sie müssen konstanter und stabiler werden. Die Premier League ist aber erst einmal das tägliche Brot. Für mich ist es wichtiger, die Liga zu gewinnen. Aber natürlich sollen und müssen sie sich jetzt auch mal in der Champions League beweisen. Das Überstehen der Gruppenphase ist in diesem Jahr Pflicht. Bei allem Respekt vor Pilsen und Moskau, die Bayern und City werden weiterkommen und in der K.o.-Runde ist dann alles möglich.


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