Jesse Marsch: Vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Bei RB Salzburg ist Trainer Jesse Marsch drauf und dran, das nationale Double zu verteidigen. Bereits jetzt wird der US-Amerikaner mit zahlreichen Klubs in Verbindung gebracht. ran.de zeigt den Werdegang des 47-Jährigen und wie seine Philosophie aussieht. (Stand: 26. März 2021)
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Als Aktiver war der einstige Mittelfeldspieler Jesse Marsch (hi.) durchgehend in seiner US-amerikanischen Heimat aktiv. Der in Wisconsin geborene Marsch brachte es für D.C. United und Chicago Fire auf über 300 MLS-Einsätze und drei Meistertitel. Im Laufe seiner langen Spielerkarriere stand Marsch unter anderem Ex-Weltstars wie David Beckham gegenüber und brachte speziell den Engländer durch die ein oder andere Härteeinlage zur Weißglut.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Bis 2010 stand Marsch selbst auf dem Feld, danach wechselte er direkt ins Trainergeschäft. Gleich bei seiner ersten Station war er im Betreuerstab der US-Nationalmannschaft, die damals von Bob Bradley (Vater des früheren Gladbachers Michael Bradley) trainiert wurde. Danach folgten unter anderem Cheftrainer-Posten bei den MLS-Klubs Montreal Impact und New York Red Bulls. Beim Klub aus dem Red-Bull-Fußballimperium saß er von 2015 bis 2018 bei über 150 Pflichtspielen auf der Bank. Durch dieses Engagement im Big Apple machte sich der Trainer mit seiner mutigen, pressingorientierten Spielweise interessant für einen Karrieresprung innerhalb der Red-Bull-Fußballklubs - und dieser kam dann auch fast zwangsläufig.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Im Sommer 2018 wurde der Ex-US-Nationalspieler zum Co-Trainer von Ralf Rangnick bei RB Leipzig. In diesem einen Jahr bei den Sachsen lernte Marsch nahezu perfekt Deutsch, sodass er ein Jahr später bereit war für den nächsten Schritt in seiner Trainer-Karriere.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Nachdem in Salzburg der damalige Trainer Marco Rose seinen Abgang in Richtung Borussia Mönchengladbach verkündete, fiel die Wahl des Nachfolgers auf Marsch - für den US-Amerikaner eine historische Chance. Bei seiner ersten Cheftrainer-Station in Europa durfte er direkt einen Champions-League-Teilnehmer coachen. In der Saison 2019/20 war Marsch sogar der erste US-Amerikaner überhaupt, der ein Team in der Gruppenphase der Königsklasse betreute. Unter dem Ex-Profi überzeugten die Salzburger "Bullen" in der Champions League vor allem durch bedingungslosen Offensivfußball. Selbst an Liverpools Anfield Road brachte die seine Elf Jürgen Klopps Team kurzzeitig zum Zittern.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Dabei führten die Engländer zwischenzeitlich bereits mit 3:0, ehe Marsch in der Halbzeit eine seiner berühmten Motivationsreden hielt, die im Rahmen der Dokumentation "JEDER.MANN - Des is Soizburg!" an die Öffentlichkeit kam. "Das ist kein F...ing Freundschaftsspiel", schrie der Coach sein Team an - und die Ansprache zeigte Wirkung. Salzburg kam nach einem 1:3-Pausenrückstand zu einem zwischenzeitlichen 3:3, ehe Liverpool schließlich doch noch mit 4:3 gewann. Beim zwischenzeitlichen Ausgleich konnte auch Marsch seine Emotionen nicht mehr im Zaum halten und jubelte an der Eckfahne mit dem Torschützen Erling Haaland. Sein verrückter Sprint erinnerte an einen gewissen Jürgen Klopp - an diesem Abend ausgerechnet das Gegenüber von Marsch auf der Liverpool-Bank.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Überhaupt sind die Personalien Jesse Marsch und Erling Haaland (Mi.) sehr eng miteinander verknüpft. Anders als Vorgänger Marco Rose war es nämlich der US-Amerikaner, der in Salzburg erst so auf den heutigen BVB-Stürmerstar setzte. Rose baute hingegen in seinem letzten Halbjahr in der Mozartstadt weiter auf einen seiner Lieblingsschüler: den heutigen Hoffenheimer Munas Dabbur. Haaland, der Anfang 2019 von Molde nach Salzburg wechselte, kam - wenn überhaupt -nur als Joker zum Einsatz. Unter Marsch explodierte Haaland danach im Herbst 2019, erzielte 22 Pflichtspieltreffer bei 28 Einsätzen und wechselte anschließend bekanntlich zum BVB. Später wurde Dominik Szoboszlai (li.) zum "Marsch-Projekt" in Sachen Nachwuchsförderung. Der Ungar hat mittlerweile ebenfalls den Sprung in die Bundesliga geschafft und steht bei RB Leipzig unter Vertrag.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Bei den Salzburgern, die sich seit der Ära von Ralf Rangnick ab 2012 zu einem der interessantesten Ausbildungsvereine in Europa entwickelt haben, stehen aktuell einige deutsche Talente im Kader. Ein solches ist der deutsche U21-Nationalspieler und aktuelle EM-Teilnehmer Mergim Berisha (die U21-EM live auf ProSieben, ProSieben MAXX und ran.de). Der 22 Jahre alte Stürmer aus Berchtesgaden profitierte von Abgängen wie jenen von Erling Haaland und Hee-Chan Hwang (Leipzig), ist mittlerweile im System Marsch als spielstarker Angreifer gesetzt. Alleine in der Gruppenphase der Champions League brachte es Berisha auf sechs Scorerpunkte (vier Tore, zwei Vorlagen).
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Mit dem gebürtigen Münchner Karim Adeyemi (li.) konnte sich in der Königsklasse zudem noch ein weiteres DFB-Talent im Herbst 2020 in die Torschützenliste eintragen. Der 19 Jahre alte Stürmer, den die Salzburger vor einigen Jahren aus dem Nachwuchs von Unterhaching holten, pendelt aktuell zwischen Bank und Startelf, gilt als Top-Talent. Zu den Maßnahmen, die Marsch einsetzt, um ein Juwel wie U19-Nationalspieler Adeyemi zu schleifen, gehören mitunter aber auch bittere Erfahrungen für die Spieler. So wechselte der US-Amerikaner Adeyemi zuletzt bei einem Bundesliga-Spiel bereits vor der Pause leistungsbedingt aus und kritisierte ihn anschließend sogar öffentlich - für Marsch völlig ungewöhnlich. Danach aber unterstützte er einen wieder fokussierter wirkenden Adeyemi.
Wie Jesse Marsch vom Beckham-Rivalen zur heißen Trainer-Aktie wurde
Der Erfolg, nicht nur im Umgang mit seinen Supertalenten, gibt Marsch bislang während seiner gut anderthalbjährigen Tätigkeit in Salzburg recht. Gleich in seiner ersten Saison holte der US-Amerikaner mit den "Bullen" das nationale Double und ist drauf und dran, dieses zu verteidigen. International forderte das Marsch-Team in der Champions League durch die extrem mutige Spielweise unter anderem den FC Bayern und Atletico Madrid. Dadurch wurden beziehungsweise werden nicht nur zahlreiche Spieler für Top-Klubs interessant, sondern auch Marsch selbst. Der Trainer, der noch Vertrag bis 2022 hat, wurde unter anderem mit Gladbach, Celtic Glasgow oder bereits im Sommer 2020 mit Hoffenheim in Verbindung gebracht. Zudem könnte Marsch wohl auch zu einem ernsthaften Kandidaten bei Ex-Klub Leipzig werden, sollte Julian Nagelsmann sich verändern wollen. Dieser wird wiederum gerüchteweise als möglicher Mourinho-Nachfolger bei Tottenham gehandelt.