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Abgeschoben nach 17 Jahren: Brasilianer darf nicht in der Schweizer dritten Liga kicken

  • Aktualisiert: 16.10.2015
  • 20:39 Uhr
  • ran.de
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© imago sportfotodienst

Fußball-Profi Paulinho Menezes muss Kind und Freundin in der Schweiz zurücklassen. Das Staatssekretariat für Migration verweigert ihm nach 17 Jahren die Aufenthaltsgenehmigung.

München/Rio de Janeiro - Man stelle sich vor: Als Ailton seine Karriere in den unteren Ligen ausklingen ließ, bei Stationen wie dem KFC Uerdingen, FC Oberneuland oder Hassia Bingen, hätte der Staat einfach "Nein" gesagt.

Nach dem Motto: "Herr Ailton, tut uns leid, aber Sie müssen nach Hause. Nach Brasilien. Ihre Aufenthaltsgenehmigung ist abgelaufen." Keine Spiele für Uerdingen, Oberneuland, Hassia Bingen.

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Ein Schlag in den Nacken

Unvorstellbar? Nicht in der Schweiz. Dort hat der Staat den seit 17 Jahren in der Schweiz lebenden und in der ersten und zweiten Liga spielenden Fußball-Profi Paulinho Menezes abgeschoben.

Am 30. September musste er zurück in sein Geburtsland Brasilien. Nach 334 Spielen in der Super und Challenge League für Grasshoppers, Aarau, Lugano und Winterthur.

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"Es war wie ein Schlag in den Nacken", sagt Paulinho der Schweizer Boulevard-Zeitung "Blick", "ich habe mein halbes Leben in der Schweiz verbracht, und plötzlich heißt es, ich müsse das Land verlassen."

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Keine Zulassung für untere Ligen

Dabei wollte er in der dritten Schweizer Liga für Servette Genf spielen. Die Verträge waren bereits ausgehandelt, es fehlte nur die Unterschrift. Dann schritt der Staat ein.

"Die Aufenthaltsbewilligung ist an einen Arbeitsvertrag gebunden. Das Gesetz setzt für die Zulassung voraus, dass ein Arbeitgeber belegen muss, dass er keine vergleichbare Fachkraft in der Schweiz oder im EU-Raum finden konnte. Bewilligungen für Fußballspieler gibt es nur für die Super League oder die Challenge League. Eine Zulassung für Mannschaften in unteren Ligen ist ausgeschlossen", schreibt das Staatssekretariat für Migration.

Sohn wartet auf den Vater

Paulinho ist mit einer Schweizerin liiert. Sein Sohn ist drei Jahre alt, ist Schweizer. Aber das alles zählt nicht. Nicht für das Amt. Frau und Kind warten auf die Rückkehr des Lebenspartners, des Vaters. 

Das Kuriose: Paulinho gilt als Fußball-Schweizer, spielte in der Jugend beim FC Würenlingen. Aber er besitzt keinen Schweizer Pass.

"Schon vor ein paar Jahren wollte ich den Schweizer Pass beantragen. Das hat leider nicht geklappt. Es braucht so viele Dokumente. Man muss so viele Fragen beantworten können", berichtet der 33 Jahre alte Verteidiger.

"Und am Schluss reichte die Zeit nicht mehr, um alle nötigen Unterlagen zu besorgen, weil ich ja die Schweiz verlassen musste."

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Zurück ins Paradies

Nun hält er sich in seiner Heimat beim Drittligisten Sao Goncalo fit, wohnt wieder bei seiner Mutter. Sein großes Ziel: Möglichst schnell zu Freundin und Sohn zurückzukehren, seine Silvia heiraten.

"Doch dafür muss ich zuerst alle Dokumente in Brasilien übersetzen lassen. Und das dauert sehr lange", sagt er während er auf den Strand blickt, an dem Jugendliche Fußball spielen.

"Das hier könnte für andere Leute das Paradies sein", sagt Paulinho wehmütig. "Aber mein Paradies ist die Schweiz. Ich möchte zurück."

Rainer Nachtwey