Beschluss des DFB-Bundestags
DFB beschließt Einführung einer Ethikkommission
- Aktualisiert: 04.11.2016
- 13:33 Uhr
- SID
Der Deutsche Fußball-Bund hat eine Lehre aus dem Skandal um die Vergabe der WM 2006 gezogen und die Einrichtung einer Ethikkommission beschlossen.
Erfurt - Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat eine Lehre aus dem Skandal um die Vergabe der WM 2006 gezogen und die Einrichtung einer Ethikkommission beschlossen. Vorsitzender des Gremiums wird der frühere Bundesaußenminister Klaus Kinkel (79). Die Delegierten stimmten am Freitag beim Bundestag in Erfurt der nötigen Satzungsänderung zu.
Der FDP-Politiker Kinkel war zunächst bis 1982 Präsident des Bundesnachrichtendienstes und von 1991 bis 1992 Justizminister. Das Amt des Bundesminister des Auswärtigen hatte er von 1992 bis 1998 inne, von 1993 bis 1998 war Kinkel zudem Stellvertreter des Bundeskanzlers.
Die Ethikkommission kann eigenständig Ermittlungen aufnehmen
Die neue Ethikkommission "soll in Fällen illegaler oder unethischer Verhaltensweisen aktiv werden, die der Integrität und dem Ansehen des DFB schaden", steht im DFB-Jahresbericht. Die fünf unabhängigen Mitglieder (darunter zwei Frauen), die eine "Befähigung zum Richteramt besitzen oder langjährige Erfahrung in herausgehobener Funktion vergleichbarer Tätigkeitsfelder haben" müssen, werden vom Bundestag gewählt. Die Ethikkommission kann eigenständig Ermittlungen aufnehmen.
Das Gremium "wird uns helfen, weitere Konsequenzen aus den Vorfällen rund um die WM 2006 zu ziehen", sagte DFB-Präsident Reinhard Grindel: "Wir werden in ethischen Fragen von herausragenden Fachleuten beraten."
Keine mündlichen Verhandlungen
Im Unterschied zum Weltverband FIFA erfolgt die Rechtsprechung nach Anklage der Ethikkommission aber nicht durch eine unabhängige, rechtsprechende Kammer, sondern über das verbandseigene Sportgericht. In der ersten Instanz werden den Vorsitzenden des Sport- und Bundesgerichts zwei Ethik-Beisitzer zur Seite gestellt. Grundsätzlich finden bei Ethikermittlungen keine mündlichen Verhandlungen statt.
"Die Ethikkommission soll einen unabhängigen, transparenten und die Persönlichkeitsrechte der Betroffenen wahrenden Umgang mit Verdachtssituationen sicherstellen", heißt es im neuen Paragraphen 46a der DFB-Satzung.
Externer Inhalt
Ethik-Code umfasst sieben Punkte
Die im neuen Ethik-Code definierten "Werte und Grundsätze bestimmen das Verhalten und den Umgang innerhalb des DFB und gegenüber Dritten" (Antrag Nummer drei beim Bundestag). Die Verhaltensregeln umfassen sieben Punkte wie "Integrität", "Transparenz" und "Solidarität".
Der Weltmeister-Verband war im vergangenen Jahr durch die WM-Affäre in eine Krise gestürzt. Der damalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach (65) trat zunächst aus freien Stücken zurück, ehe er 2016 durch die FIFA-Ethikkommission gesperrt worden war. In der Schweiz und in Deutschland laufen zudem juristische Ermittlungen gegen Beteiligte des Sommermärchens. Ob die neue DFB-Ethikkommission auch rückwirkend ermittelt, ist noch offen.
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