DFL-Neujahrsempfang in Offenbach
DFB-Sportdirektor: "Es gibt nur einen Rudi Völler" - Suche nach Bierhoff-Nachfolger auf der Zielgeraden
- Aktualisiert: 17.01.2023
- 16:05 Uhr
- ran.de/Dominik Hechler
Die Spatzen pfeifen es bereits seit einigen Tagen von den Dächern: Rudi Völler soll neuer DFB-Sportdirektor und somit Nachfolger von Oliver Bierhoff werden. Offiziell ist das freilich noch nicht. Doch eine zeitnahe Entscheidung zeichnet sich ab - für die Liga-Vertreter scheint die Sache ohnehin klar zu sein.
Aus Offenbach berichtet Dominik Hechler
Ein kurzes Gespräch hier, ein Pläuschen da und dabei immer die schwarze Lesebrille zwischen den Fingern. Rudi Völler war auf dem Neujahresempfang der Deutschen Fußball-Liga (DFL), dem Klassentreffen des "Who is Who" des deutschen Profi-Fußballs, ein gefragter Mann.
Kein Wunder, immerhin gilt "Tante Käthe" als Wunschkandidat und designierter Nachfolger von Oliver Bierhoff beim DFB als neuer Sportdirektor.
Und obwohl diese Personalie noch nicht offen kommuniziert worden ist, scheint es bei den Klub-Verantwortlichen und darüber hinaus bereits ein offenes Geheimnis zu sein, dass Sympathieträger Völler die Aufgabe zukommen wird, den deutschen Fußball bis zur Heim-EM 2024 wieder auf Vordermann zu bringen.
"Ich traue Rudi Völler definitiv zu, aus 'Die Mannschaft' 'Unsere Mannschaft' zu machen", adelte etwas Ex-DFL-Boss Andreas Rettig den ehemaligen Bundestrainer.
Auch der FC Bayern München steht zu Rudi Völler
Auch aus München kommen nur lobende Worte für Völler. "Ich habe Rudi ja noch als Trainer erleben dürfen und er ist ein Mensch, in dessen Nähe man sich einfach wohlfühlt. Er weiß sehr gut mit Menschen umzugehen, kann mit seiner offenen Art unterschiedliche Charaktere zusammenbringen und hat zudem in seiner aktiven Karriere als Spieler fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Somit bringt er alles mit. Wir werden uns mit der 'Taskforce' nun zusammensetzen, alles gegeneinander abwägen und dann sicherlich eine gute Entscheidung treffen", meinte Oliver Kahn, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern und Mitglied der beim DFB neu gegründeten "Task Force" nach dem deutschen WM-Debakel in Katar.
Sätze, die tief blicken lassen. Ob der Drops also schon gelutscht ist? Schließlich weiß jeder, wie groß der Einfluss der Bayern auch im DFB ist.
"Wir haben am Donnerstag noch ein Treffen mit der 'Task Force', werden da alles miteinander diskutieren und dann werden wir weitersehen", wollte sich Völler selbst beim offiziellen Teil des DFL-Events nicht locken lassen. Verständlich. Was soll der 62-Jährige auch anderes sagen? Denn offiziell ist noch gar nichts, schließlich müsste auch das DFB-Präsidium am Ende noch zustimmen.
Doch wenn man die Veranstaltung in Offenbach am Main - unweit des Bieberer Bergs, wo Völler mit 17 Jahren seinen ersten Profivertrag unterschrieben hat ("Damals für 2000 Mark im Monat") - genau beobachtete und die Äußerungen der Klubvertreter sowie die Atmosphäre rund um den gebürtigen Hanauer auf sich wirken ließ, dann waren dien Signale mehr als eindeutig.
Watzke über Völler: "Das nützt dir nichts, wenn du eine Pflaume bist"
Vielsagend auch die Anspeilung von BVB-Boss, DFL-Aufsichtsratschef und DFB-Vize Hans-Joachim Watzke auf den altbekannten Fan-Gesang: "Es gibt ja nur einen Rudi Völler. Und er hat den großen Vorteil, dass die Menschen ihm positiv gegenüberstehen. Das nutzt dir natürlich nichts, wenn du eine Pflaume bist. Aber Rudi hat eben zusätzlich dazu noch sehr viel Ahnung und weiß, wovon er spricht. Das ist eine besonders gute Kombination."
Mehr wollte sich jedoch auch Watzke, der aktuell wohl stärkste Mann im deutschen Fußball, nicht entlocken lassen.
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Es müsste aber wohl mit dem Teufel zugehen, wenn Völler nicht neuer DFB-Sportdirektor und somit Nachfolger von Oliver Bierhoff werden sollte. "Rudi ist nach wie vor ein großer Sympathieträger", sagt dann auch Simon Rolfes, Völlers direkter Nachfolger als Sportdirektor bei Bayer 04 Leverkusen.
"Er ist auf jeden Fall jemand, der mögliche Gräben schließen kann. Wir dürfen ja auch nicht vergessen, dass wir 2024 eine Europameisterschaft im eigenen Land haben - und wir haben schon 2006 gesehen, welche Kräfte es freisetzen kann, wenn wir alle zusammenhalten und eine Gemeinschaft auf dem Rasen steht. Und Rudi ist eben einer, der Fans und Mannschaft, sowie Mannschaft und Vereine vereinen und mögliche Gräben schließen kann. Ich würde mich also freuen, wenn Völler der neue DFB-Sportdirektor wird, ich traue es ihm definitiv zu und glaube auch, dass es im Hinblick auf die Heim-WM 2024 eine perfekte Lösung wäre."
Dass die Verkündung bei einer Zusage Völlers nur noch eine Formalie sein dürfte, machte auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf deutlich: "Ich habe ja bereits zum Ausdruck gebracht, dass ich große Sympathien für Rudi Völler habe. Aber es ist in der Tat so, dass wir uns in dieser Woche nochmal intern zusammensetzen, dann einen Kandidaten bestimmen und der muss dann von unseren Gremien durchgewunken und akzeptiert werden. Wir müssen also die Reihenfolgen zwingend einhalten, das ist mir sehr wichtig, ich nehme diese Gremien alle sehr ernst und deswegen möchte ich das nicht weiter kommentieren - bei aller Sympathie für Völler, aber auch all die anderen Kandidaten, die zuletzt genannt wurden."
DFB-Sportdirektor: Es muss endlich angepackt werden
Viele Vorschusslorbeeren also für Völler. Jetzt muss es "nur" noch offiziell gemacht und dann endlich gearbeitet werden.
Denn: "Ich habe oft das Gefühl, dass viele glauben, dass die Heim-EM ein Selbstläufer wird. Das glaube ich nicht. Wir müssen die Dinge jetzt anpacken und mit der Arbeit loslegen."
Diesen Worten von Oliver Kahn ist nichts hinzuzufügen.