Mit "Wut im Bauch" das 4:4 wiedergutmachen
- Aktualisiert: 14.10.2013
- 22:33 Uhr
- SID
Der deutschen Nationalmannschaft ist das WM-Ticket nach Brasilien nicht mehr zu nehmen. Dennoch geht es beim Gastspiel in Schweden nach dem 4:4 im Hinspiel (ab 20:15 Uhr im Liveticker) um viel mehr als nur die Ehre.
Stockholm - Am 15. November wird Joachim Löw in Mailand bei der EM-Revanche gegen Italien zum 100. Mal als Bundestrainer auf der Bank der deutschen Nationalmannschaft sitzen. Ob er die legendären Weltmeistertrainer Sepp Herberger (167 Länderspiele) oder Helmut Schön (139) überholen wird, konnte er am Montag nicht verraten. Dass aber noch viele Länderspiele für ihn in dieser Position hinzukommen, steht für den 53-Jährigen fest. Denn Löw wird in Kürze einen neuen Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) bis 2016 unterschreiben, wie er am Montag erstmals öffentlich bestätigte.
"Beide Seiten haben Interesse daran, den Vertrag um zwei Jahre zu verlängern und haben das Ziel, dass es bis 2016 geht", sagte Löw nach der Ankunft der DFB-Auswahl in Stockholm und ließ damit vor dem abschließenden WM-Qualifikationsspiel am Dienstag gegen Schweden (ab 20:15 Uhr im Liveticker) die Katze aus dem Sack. Wann die Vertragsverlängerung offiziell von statten geht, wollte Löw, der auf dem ruhigen kurzen Flug vom Flughafen Köln/Bonn in die schwedische Hauptstadt gemeinsam mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach in Reihe eins des Airbus 320 möglicherweise letzte Details besprach, allerdings nicht verraten.
Ziel: Kräfteverhältnisse geraderücken
Klar sei, dass er grundsätzlich seinen neuen Vertrag auch erfüllen wolle - selbst wenn bei seinem vierten Turnier als Chefcoach bei der WM-Endrunde in Brasilien im kommenden Sommer erneut der angestrebte Titel verpasst wird. "Erfolgreiches Abschneiden hängt nicht nur vom Ergebnis ab. Sondern auch davon, wie man gespielt hat und wie das Verhältnis zur Mannschaft ist", betonte er im DFB-Quartier unweit des Stockholmer Konzerthauses, wo die Nobelpreise traditionell am 10. Dezember überreicht werden.
Von einer besonderen Auszeichnung in Form eines WM-Pokals wolle er seine Zukunft als Bundestrainer nach der WM aber nicht abhängig machen. Er werde nur von seinem Kontrakt zurücktreten, "wenn wir bei der WM ohne Punkt und Sieg in der Vorrunde ausscheiden. Dann muss man über eine Veränderung nachdenken".
Zunächst gelte es aber, im letzten Pflichtspiel des Jahres die Scharte von Berlin auszuwetzen und in der Friends Arena beim Jubiläum von Bastian Schweinsteiger die Kräfteverhältnisse nach dem denkwürdigen 4:4 im Hinspiel wieder geradezurücken. "Wir wollen die WM-Qualifikation mit einem Sieg abschließen. Zudem weiß jeder, dass wir mit den Schweden noch eine Rechnung offen haben", sagte Löw, dessen Worte bei der Pressekonferenz im noblen Sheraton-Hotel inmitten der Altstadt von Stockholm von Schwedens Handball-Nationaltrainer Staffan Olsson übersetzt wurden.
Löw: "Das Ergebnis wurmt noch"
Während Löws Spieler nach dem 3:0 gegen Irland und der damit verbundenen frühzeitigen WM-Qualifikation ein freies Wochenende genossen, was den Spielern nach Angaben des Bundestrainers "sehr gut getan" hat, tüftelte der Chef an der Marschroute für das Rückspiel, in dem es nicht noch einmal eine böse Überraschung gegen die Tre Kronor geben soll und darf.
"Das Ergebnis vom vergangenen Oktober wurmt mich immer noch. Deshalb reisen wir auch mit einer kleinen Portion Wut im Bauch nach Schweden", hatte Löw vor der Abreise aus Köln bereits verraten. Noch immer bekommt der Bundestrainer Schweißausbrüche, wenn er an den 16. Oktober vergangenen Jahres denkt. Im Berliner Olympiastadion führte seine berauschend spielende Mannschaft nach Treffern von Miroslav Klose (2), Per Mertesacker und Mesut Özil bis zur 62. Minute mit 4:0. Und dann geschah das Unfassbare.
Schwedens Superstar Zlatan Ibrahimovic, der am Dienstag gelbgesperrt fehlt, erzielte in jener 62. Minute per Kopf den Anschlusstreffer. Am Ende hieß es 4:4 gegen eine am Ende desolate deutsche Mannschaft.
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Kruse spielt erstmals von Beginn an
"Das war damals nur peinlich", erinnert sich der beim 3:0 gegen Irland überragende Toni Kroos an diesen denkwürdigen Abend: "So etwas darf sich nicht wiederholen." Auch Bastian Schweinsteiger, der am Dienstag sein 100. Länderspiel bestreitet, ist heiß auf dieses Spiel. "Vor einem Jahr haben wir uns dämlich verhalten, das wird uns nicht noch einmal passieren. Aber wir müssen natürlich auf der Hut sein."
Denn sollte es im letzten Pflichtspiel des Jahres ebenfalls schiefgehen, würde trotz der unter dem Strich souveränen WM-Qualifikation wie nach dem Hinspiel wieder das Krisenlied angestimmt, wie Thomas Müller befürchtet: "Wir wollen die drei Punkte. Wenn uns das nicht gelingt, werden wir anschließend wieder durch den Fleischwolf gedreht."
Dass Löw seine Startelf im letzten Gruppenspiel nicht nur wegen der Gelbsperre gegen Sami Khedira auf der einen oder anderen Position ändern wird, ist klar. Nur wie viele Positionen neu besetzt werden, ließ er noch offen. Der Gladbacher Max Kruse wird für Mesut Özil, der wieder ins Mittelfeld rückt, erstmals von Beginn im Angriff spielen, so viel hat Löw bereits verraten. Hinter den Einsätzen von Per Mertesacker und Kroos (beide Erkältung) steht noch ein Fragezeichen.
Die voraussichtlichen Mannschafsaufstellungen:
Schweden: Wiland - Johansson, Nilsson, Antonsson, Martin Olsson - Larsson, Elm, Svensson, Kacaniklic - Elmander, Toivonen
Deutschland: Neuer - Lahm, Mertesacker (Hummels), Boateng, Jansen - Schweinsteiger, Kroos (Götze) - Müller, Özil, Draxler (Schürrle) - Kruse