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Niederlande gegen Deutschland: Rivalität, Emotionen und ganz viel Hassliebe
- Aktualisiert: 27.03.2021
- 20:33 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Das zweite Gruppenspiel der deutschen U21 bei der EM in Ungarn und Slowenien am Samstag (ab 20.15 Uhr live auf ProSieben und ran.de) ist ein ganz besonderes, denn Gegner ist die Niederlande. ran.de mit einem Blick in das Innenleben einer solchen Rivalität.
München – Das Gefühl ist schwer zu beschreiben, weil es so besonders ist.
Es ist anders als sonst, nicht so wie üblich. Nicht alltäglich, sondern speziell, die Spannung ist greifbar.
Es ist alles intensiver, sagen diejenigen, die es erlebt haben. Emotionaler, es kann mitunter überwältigend sein, wenn es aufkommt und sich in positiver Art und Weise entlädt. Doch natürlich gehört auch die negative Seite dazu.
Vielfach verstärkt
Es sind dieser explosive Schwung an Genugtuung oder Freude, oder aber die brutalen Wellen der Enttäuschung, die für einen Mix an Gefühlen sorgen, die den Fußball in seiner Besonderheit ausmachen. Empfindungen, die vielfach verstärkt werden.
Und deshalb sind sie ein zentraler Bestandteil der Fan- und auch Vereins-Identität: Rivalitäten.
Boca Juniors gegen River Plate. Fenerbahce gegen Galatasaray. Real Madrid gegen den FC Barcelona. FC Bayern gegen Borussia Dortmund, der BVB gegen Schalke.
Oder aber auch Niederlande gegen Deutschland, wie am Samstag bei der U21-EM (ab 20.15 Uhr live auf ProSieben und ran.de), denn natürlich gibt es auch bei Nationalmannschaften erbitterte Erzrivalen: Es sind alles Spiele, die neben Emotionen auch immer das Potenzial haben, historisch zu sein, ein unvergessener Teil der Fußball-Geschichte zu werden.
Denn die Konflikte und Emotionen tragen diese Duelle durch die Jahrzehnte, sie sorgen dafür, dass man sich an viele von ihnen auch nach einer halben Ewigkeit noch erinnert.
Die Rivalität zwischen den Niederlanden und Deutschland ergibt sich alleine schon durch die geografische Nähe, ist aber auch historisch aus dem zweiten Weltkrieg geprägt worden und gewachsen, da sich Sport und Geschichte selten trennen lassen. In den meisten Fällen unabdingbar für eine intensive Rivalität ist aber auch eine gewisse sportliche Augenhöhe.
"Mutter aller Niederlagen" der Ausgangspunkt
Ursprung der Rivalität zwischen den Niederlanden und Deutschland war "die Mutter aller Niederlagen": Der deutsche 2:1-Sieg im WM-Finale 1974, als das Team um den genialen Spielmacher Johan Cruyff als klarer Favorit in das Endspiel ging.
Es war der Ausgangspunkt für Jahrzehnte voller Schadenfreude, Glücksgefühle und Traumata inmitten einer sich ausbreitenden und genüsslich ausgelebten Hassliebe. Oft mit mehr Abneigung als Zuneigung, sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz. Denn einer von beiden sann immer auf Rache. Wie das so ist bei Rivalitäten.
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Generationen von Fans erinnern sich an die Spuck-Attacke von Frank Rijkaard auf Rudi Völler bei der WM 1990. Das Bild der Beiden ging um die Welt. Am Ende setzte sich Deutschland 2:1 durch und wurde Weltmeister. Gerade so etwas rundet das Ganze ab, die Demütigung war vollendet, die Revanche perfekt.
Denn nur zwei Jahre zuvor hatte sich Ronald Koeman nach dem Sieg im Halbfinale bei der EM in Deutschland mit dem Trikot von Olaf Thon den Hintern abgewischt. Teamchef Franz Beckenbauer wurde in der Kabine der Sieger beim Gratulieren mit Schmähgesängen bedacht. Den Titel schnappte sich die Niederlande, und das in der Heimat des großen Rivalen. Auch hier: Besser geht es nicht.
Mit neuen Generationen an Spielern wird es auf dem Platz inzwischen zwar durchaus höflicher, von Hass und Feindschaft ist kaum noch die Rede.
Auf den Rängen wird die Rivalität aber quasi weitervererbt. In den 2000er-Jahren eroberten Schmähgesänge wie "Ohne Holland fahr'n wir zur WM" (2002) sogar die Charts und werden je nach Bedarf umgedichtet wie 2006 in "Ohne Holland fahr'n wir nach Berlin". Liefert das Spiel die Vorlage, kann es immer noch emotional werden, kann es immer noch rund gehen. Auch medial wird das Thema immer noch gerne aufgegriffen und gespielt. Inzwischen nicht mehr mit verkniffenem und verhassten Unterton, sondern mit einem Augenzwinkern.
Doch wie das mit Rivalitäten so ist, kann es ganz schnell gehen: Jordan Teze erinnerte 2018 im Nachwuchs an die legendäre Spuck-Attacke, der Niederländer nahm sich den damaligen deutschen U20-Kapitän Salih Özcan vor.
Jetzt schließt sich ein Kreis, denn beide treffen am Samstag (ab 20.15 Uhr live auf ProSieben und ran.de) mit ihren U21-Teams aufeinander. "Das sind schon diese Spiele, die man bei einer EM erleben möchte", sagte DFB-Trainer Stefan Kuntz: "Ich freue mich auch auf eine Emotionalität, zu sehen, wie man mit so einer Rivalität umgeht."
"Das ist schon unsportlich"
So was vergesse man nicht so leicht, "das ist schon sehr unsportlich", sagte Führungsspieler Niklas Dorsch, der damals dabei war. "Das merkt man sich natürlich und speziell Salih freut sich auf das Spiel, kann ich mir vorstellen. Wir können uns jetzt mit einem Sieg gut rächen für diese Aktion."
Rivalität und Rache. Zutaten für einen denkwürdigen Abend.
Hinzu kommt: Die Niederlande gilt als Favorit, steht nach dem 1:1 zum Auftakt aber schon mit dem Rücken zur Wand, während die deutsche Mannschaft mit einem 3:0 in das Turnier gestartet ist. Sportliche Brisanz ist also garantiert. Und sowieso: Klassiker bleibt Klassiker, ob nun A-Team oder Junioren.
Das Gefühl ist deshalb auch diesmal anders als sonst, weil es so besonders ist. Wie immer bei Rivalitäten.
Andreas Reiners
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