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Weißrussland ignoriert die Corona-Krise

Wegen Corona-Leugner Alexander Lukashenko: Fußball-Boom in Weißrussland

  • Aktualisiert: 29.03.2020
  • 19:02 Uhr
  • ran.de / Oliver Jensen
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© imago images/ITAR-TASS
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In Weißrussland findet der Fußballbetrieb trotz Corona ungehindert mit Zuschauern statt. Die Unvernunft des Diktators und des Verbandschefs wird sogar belohnt: Neue TV-Verträge und ein Zuwachs an Sportwetten sorgen für sprudelnde Einnahmen.

München - Keine Bundesliga, keine Premier League, keine Serie A: Die Verbreitung des Coronavirus hat den Fußball europaweit zum Stillstand gebracht - zumindest fast.

Nur rund 1000 Kilometer Luftlinie von Berlin entfernt findet der Fußballbetrieb nämlich ungehindert statt.

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In Weißrussland könnte fast der Eindruck entstehen, es gäbe Corona überhaupt nicht. Auch an diesem Wochenende wurde in der Wyschejschaja Liha, so der Name der höchsten Spielklasse, ganz normal gespielt - und zwar mit Zuschauern.

Über 2.000 Fans feiern im Stadion

Rund 2.150 Fans feierten am Samstag das 2:1 von Slavia Mozyr gegen BATE Borisov. 1.750 weitere Zuschauer waren im Stadion von FK Minsk, als die gastgebende Mannschaft das Derby gegen Dinamo Minksk mit 3:2 für sich entschied.

Um jeglichen Irritationen vorzubeugen: Es ist nicht so, dass das Coronavirus vor der Landesgrenze Weißrusslands Halt macht. Am Freitagmittag gab es in dem 9,5 Millionen-Einwohner-Land 94 gemeldete Corona-Fälle. Die Tendenz ist steigend.

Das Leben läuft trotzdem normal weiter. Verantwortlich dafür ist Alexander Lukashenko - "der letzte Diktator Europas".

Sein Wort ist in Weißrussland Gesetz. Eine Pressefreiheit existiert dort genauso wenig wie eine Oppositionspartei. Kritische Stimmen werden nicht geduldet.

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Diktator bezeichnet Corona als "Psychose"

Lukashenko spielt die Gefahr durch Corona herunter: "Ich nenne dieses Coronavirus nicht anders als eine Psychose und lasse mich auch nicht davon abbringen. Die zivilisierte Welt ist verrückt geworden, und die Politiker haben schon damit angefangen, die Situation für ihre Interessen auszunutzen."

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Statt sich der Krise anzunehmen, geht er wie zuletzt zum Beispiel lieber zum Eishockey und lässt sich von den Zuschauern bejubeln. "Sport, besonders Eissport, ist die beste Antiviren-Medizin", sagt der 65-Jährige.

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Hleb kritisiert: Niemand kümmert sich darum

Alexander Hleb, der in seiner langen Karriere unter anderem beim VfB Stuttgart und FC Arsenal gespielt hat und bis vor wenigen Monaten noch für den Isloch Minskiy Rayon in Weißrussland aktiv war, sagt gegenüber der englischen Boulevardzeitung "The Sun": "Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert."

Der 38-Jährige lebt mit seiner Familie noch immer in Weißrussland und erklärt: "Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus. Aber in unserem Land glaubt die Präsidenten-Bürokratie, dass es nicht so schlimm ist."

Kneipen, Schwimmbäder, Geschäfte - alles hat geöffnet. Selbiges trifft daher auch auf die Fußballstadien zu.

Der weißrussische Verbandschef Vladimir Bazanov begrüßt dies und hat die Saison 2020 ohne Bedenken am 19. März beginnen lassen. Auf Nachfragen reagiert er verständnislos: "Aus welchem Grund sollten wir nicht starten? Wurde in diesem Land der Ausnahmezustand ausgerufen?"

Neue TV-Verträge, steigende Sportwetten

Insgeheim gefällt es den Verantwortlichen sogar, dass der weißrussische Fußball momentan ohne Konkurrenz dasteht. "Die ganze Welt schaut auf die belarusische Meisterschaft. Dies ist die beste Werbung für unsere Liga", sagt der ehemalige Nationaltrainer Anatoli Baidatschni gegenüber lokalen Medien.

Wirtschaftlich zahlt sich das aus. Man könnte sogar sagen: Der weißrussische Fußball erlebt seinen größten Boom seit des Bestehens.

Nach Informationen von "The Standard" wurden gerade erst Verträge mit TV-Anstalten aus zehn Ländern, darunter Russland, Israel und Indien, an Land gezogen.

Auch die Wettanbieter rücken den weißrussischen Fußball in den Fokus. Schließlich gibt es ansonsten nicht viel, worauf man wetten könnte. Laut "Bild" sind Wetten auf Spiele in Weißrussland um bis zu 60 Prozent gestiegen.

Der weißrussische Sportkommentator Konstantin Genitsch glaubt, dass der weißrussische Fußball lediglich durch ein Machtwort der UEFA gestoppt werden könnte. "Ich glaube, dass sich Belarus dem fügen würde. Ich wäre erstaunt, wenn sie dann noch weiter kicken", sagte er gegenüber der "Deutschen Presseagentur".

So lange das aber nicht geschieht, geht der Spielbetrieb weiter.

Kommenden Freitag stehen die nächsten beiden Spiele an. Belshina Bobruisk empfängt FK Gorodeya, Dinamo Minsk tritt gegen Torpedo-BelAZ Zhodino an - und die Fußball-Fans schauen begeistert zu.

Die weißrussischen in den Stadien, die russischen, israelischen und indischen am TV.    

Oliver Jensen

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