Neuer Sportdirektor - erstmals in der Klub-Geschichte
Die Manchester-Revolution: United bricht in die Moderne auf
- Aktualisiert: 14.03.2021
- 18:30 Uhr
Der ehemalige englische Meister ernennt erstmals in seiner Geschichte einen Sportdirektor. Die Personalie könnte das finanziell erfolgreiche Manchester United auch sportlich in die Spur führen.
München/Manchester - Ole Gunnar Solskjaer ist 48 Jahre alt, seine fußballerische Erziehung ist ihm aber immer noch anzumerken. Zu großen Teilen wurde der Norweger von Sir Alex Ferguson auf dem Fußballfeld sozialisiert, stürmte unter dem legendären schottischen Trainer zu zahlreichen Titeln. Heutzutage tritt Solskjaer nicht mehr hauptberuflich gegen den Ball, als Trainer von Manchester United lässt er mittlerweile kontern wie einst Ferguson.
Solskjaer verpasst selten eine Gelegenheit, die Tugenden zu beschwören, die schon sein Mentor predigte. Vor allem das Sieger-Gen, das europäische Top-Klubs von München bis Turin für sich beanspruchen, stellte er seit seinem Amtsantritt 2018 hervor. Und das mit dem Siegen klappt wieder ganz gut bei Manchester United, aktuell ist der Traditionsklub Zweiter.
ManUtd. hat viel investiert mit wenig Erfolg
Der Aufschwung ist bitter nötig. Mit Ferguson ging 2013 auch der Erfolg. In David Moyes, Louis van Gaal und Jose Mourinho versuchten sich unterschiedlichste Trainertypen daran, den Traditionsklub wieder in die Spur zu hieven. Doch jeder Trainerwechsel brachte eine Kursänderung mit sich – mehr oder weniger erfolgreich.
Ferguson war der Prototyp des englischen Teammanagers, er kümmerte sich um alles, von Transfers bis zur Spielausrichtung. Manchester United aber hatte es verpasst, Strukturen zu schaffen, die diese Machtfülle ersetzen, wenn Ferguson erst einmal weg ist. Der Klub warf mit Geld um sich, um sich den Erfolg der vergangenen Tage zurückzuholen, doch Teams wie Liverpool machten aus weniger mehr – ob national oder international.
Eine Nachricht mit Sensationscharakter
Doch nun ist der Klub einen Schritt gegangen, der ihn zurück ins Feld der europäischen Top-Teams führen könnte. Finanziell hat ManUnited diese Gruppe nie verlassen, sportlich aber schon. United ernannte John Murtough zum Sportdirektor. In jedem anderen Verein wäre diese Personalie eine recht unspektakuläre Nachricht. In Manchester hat sie Sensationscharakter und trägt die Botschaft: United kommt in der Moderne an.
Schlappe drei Jahre suchte der Klub nach einer geeigneten Person, um diesen Posten erstmals in der Vereinsgeschichte zu besetzen. Fündig wurde man in den eigenen Reihen. Murtough kam 2013 zusammen mit Moyes zu ManUnited, blieb im Gegensatz zum Trainer aber. Zuletzt war er "Head of Football Development", und für das Scouting und die Frauenmannschaft zuständig. In Carrington, Uniteds Trainingskomplex, ist er laut "The Athletic" als ein "Fixer", ein Ausputzer, bekannt. In seiner neuen Rolle als Sportdirektor ist er für die strategische Ausrichtung des Klubs in Fußballdingen verantwortlich.
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Interne Lösung statt große Namen
Mit Trainer Solskjaer wird Murtough laut Verein täglich zusammenarbeiten, auch in Transferfragen. Der neue Sportdirektor entlastet in diesen Fragen den Vize-Vorstandsvorsitzenden Ed Woodward, dessen Händchen dabei eher unglücklich war. Spielerberater bekommen es also zunächst mit Murtough zu tun, der im Jugendbereich schon viel für das Scouting von Manchester getan hat.
Eine überwölbende Strategie hatte United in den vergangenen Jahren des Öfteren gefehlt. Mit der Ernennung von Murtough wird nun ein Prozess vorangetrieben, Manchester strategisch besser aufzustellen. United entschied sich dabei auch gegen große Namen wie Ralf Rangnick oder Edwin van der Saar, beides erfahrene und international anerkannte Fachleute. Murtough wird sich mit ihresgleichen messen müssen, wenn er um die Gunst der besten Spieler buhlt.
Die United-DNA wird nicht vernachlässigt
Wo der gelernte Sportwissenschaftler und -psychologe Murtough für die konzeptionelle Ausrichtung steht, bringt Darren Fletcher die gewisse Nostalgie mit. Der ehemalige Profi kennt Manchester United in- und auswendig, durchlief die Jugendakademie und war fast 20 Jahre im Verein. Im vergangenen Jahr kehrte er als Jugendtrainer zurück, unterstützte auch Solskjaer bei den Profis. Nun wird er Technischer Direktor und arbeitet in dieser Funktion Murtough zu.
Fletcher soll das Bindeglied zwischen Manchesters Jugendakademie und der ersten Mannschaft werden, und sich um die langfristige Entwicklung von Spielern und Mannschaft kümmern. Sein Engagement an der Seite von Solskjaer auf dem Trainingsplatz wird er nicht ganz aufgeben, aber reduzieren.
Der Trainer spricht in höchsten Tönen von Fletcher. "Es ist seine DNA, die wir wollen", sagte Solskjaer. "Er kennt die Seite von ManUnited, aber er war auch draußen bei verschiedenen Vereinen, er hat ein gutes Auge für Fußball und hat die Entwicklung der Jugendlichen verfolgt." Seine fußballerische Erziehung genoss Fletcher bei einem gewissen Sir Alex Ferguson. Auch das dürfte Solskjaer gefallen.
Tim Brack
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