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Premier League

FC Liverpool in der Krise: Klopps Mentalitätsmonster nur noch zahnlose Ungeheuer

  • Aktualisiert: 19.01.2023
  • 20:58 Uhr
  • ran.de
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© 2023 imago

Die achte Saison beim FC Liverpool ist die schwierigste für Jürgen Klopp. Nach der 0:3-Niederlage gegen Brighton rutschen die "Reds" in der Tabelle ab und bangen um ihr ein wichtiges Saisonziel. Der ratlose Trainer spricht vom Tiefpunkt.

Von Carolin Blüchel

München – Es wirkt ein wenig wie das Ende einer Ära. Nach dem blutleeren 0:3 des FC Liverpool bei Brighton & Hove Albion, dem dritten sieglosen Spiel in Folge, dümpeln die "Reds" nur noch im Mittelfeld der Premier League herum. Rang neun hinter Brighton, sieben Punkte hinter einen Champions-League-Platz, satte 16 hinter Tabellenführer FC Arsenal. Die Meisterschaft? Längst abgehakt. Das Mindestziel Königsklasse? Ernsthaft in Gefahr.

"Klopp's Reds all at sea" titelte die "Daily Mail" nach Abpfiff. "Klopps Reds in Seenot." Die "Mentalitätsmonster" von einst, die 2019 die Champions League und 2020 die Premier League gewonnen hatten, sind nicht einmal mehr Monsterchen. Eher zahnlose Ungeheuer.

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Jürgen Klopp: "Das ist ein Tiefpunkt"

Trainer Jürgen Klopp zeigte sich im Interview mit "LFC TV" "massiv frustriert". "Das ist ein Tiefpunkt. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir jemals eine schlechtere Leistung gezeigt haben", erklärte der ratlose Coach. Er habe das nicht kommen sehen, aber schon nach dem 0:1 sei die Organisation komplett weg gewesen. "Wir haben es ihnen zu einfach gemacht. So kannst du auch nicht mehr ins Spiel zurückfinden."

Kapitän Jordan Henderson appellierte an den Zusammenhalt der Mannschaft. "Es ist sicher ein schwieriger Moment für uns als Team. Aber wir müssen uns zusammenraufen, zusammenstehen und versuchen, so gut wie möglich aus diesem Tag zu lernen und eine Reaktion zu zeigen."

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FC Liverpool
News

Reds-Alarm! Liverpool geht in Brighton unter

Der FC Liverpool muss weiter auf seinen ersten Sieg im Jahr 2023 warten. Das Team von Trainer Jürgen Klopp verliert bei Brighton & Hove Albion nach schwacher Vorstellung.

  • 14.01.2023
  • 18:12 Uhr

Die nächste Chance dazu haben die kriselnden "Reds" am Dienstag im FA Cup gegen die Wolverhampton Wanderers und danach am Wochenende in der Liga gegen den ebenfalls taumelnden FC Chelsea.

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FC Liverpool: Die größte Baustelle ist das Mittelfeld

Doch gelingt es Klopp das Ruder so schnell herumzureißen? Gegen Brighton war vor allem die Art und Weise der Niederlage besorgniserregend: Geringe Spielanteile, jede Menge Ballverluste und Fehlpässe, Patzer in der Defensive, kaum Offensiv-Aktionen. Sinnbildlich hierfür: Erst zehn Minuten vor dem Schluss kam Liverpool zum ersten Eckball.

Die für Liverpooler Verhältnisse unterdurchschnittlichen und zuweilen schwachen Leistungen ziehen sich schon durch die gesamte Saison. 80-Millionen-Stürmer Darwin Nunez konnte die hohen Erwartungen bisher nicht erfüllen, mit den Langzeitverletzten Diogo Jota und Luis Diaz fehlen zwei torgefährliche Stürmer schon seit Oktober.

Abwehrchef Virgil van Dijk, einst "Mr. Clean Sheet" genannt, erlaubt sich in dieser Krisen-Saison zu viele Aussetzer. Nunez und Van Dijk fehlten gegen Brighton allerdings verletzungsbedingt.

Die größten Sorgen dürfte Klopp das Mittelfeld bereiten: Thiago, Fabinho und Henderson gelingt es weder Chancen zu kreieren, noch Möglichkeiten des Gegners zu verhindern, weshalb zuletzt der Ruf nach Verstärkungen in der Winterpause immer lauter wurde.

FC Liverpool? Legende Carragher fällt vernichtendes Urteil

Schon vor der Brighton-Pleite gingen selbst Vereinslegenden mit den "Reds" hart ins Gericht. Jamie Carragher etwa kritisierte qua seiner Anstellung als TV-Experte eine "alternde Mannschaft vor dem Ende". Der Versuch, punktuell zu verstärken, habe nicht geklappt. Carragher glaubt, es brauche gleich drei neue Mittelfeldspieler in der Preisklasse zwischen 45 bis 55 Millionen Euro, um den Karren langfristig aus dem Dreck zu ziehen.

Wunschspieler Jude Bellingham würde mehr als das Doppelte kosten. Der Dortmunder dürfte sich aber nur dann über den FC Liverpool ernsthaft Gedanken machen, wenn der Klub auch kommende Saison in der Champions League angreifen darf.

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FCLiverpool steht zum Verkauf

Apropos Dortmund. Klopps achte Saison an der Merseyside erinnert durchaus ein wenig an seine letzte beim BVB 2014/15. Damals wie heute hatte sich der Trainer Legendstatus erarbeitet, war die Galionsfigur des Klubs. Damals war die Uhr des Trainers abgelaufen - und aktuell scheint es so, als würden sich die Ereignisse wiederholen. Als hätte Klopps Magie keinerlei Wirkung mehr.

Aber: In Dortmund hielten die Verantwortlichen damals sogar an Klopp fest, als der BVB nach 18 Spieltagen auf dem letzten Platz der Bundesliga rangierte. Die Vereinsbosse in Liverpool dürften dagegen schon bei der aktuellen Platzierung nervös werden, vor allem angesichts des mutmaßlich anstehenden Klubverkaufs. Jenen hatte die Fenway Sports Gruppe bereits im November angekündigt.

Laut amerikanischen Medienberichten soll die Investmentfirma Qatar Sports Investment, der auch Paris St. Germain gehört, an einem Kauf interessiert sein. Ein Szenario, das Klopp und auch den Fans so gar nicht gefallen dürfte.

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Klopp bei Liverpool: Letzte Saison trotz neuem Vertrag?

Am ehesten wehrt man sich gegen eine "feindliche Übernahme", wenn die sportliche Situation zufriedenstellend ist und die Finanzen stimmen. Beides wäre wohl nur dann erreicht, wenn am Ende der Saison die Teilnahme an der Königsklasse steht. Der Weg dorthin erscheint für die "Reds" aktuell sehr weit - möglicherweise zu weit.

"Es besser zu machen als heute, sollte leicht sein", übte sich der Coach nach der Brighton-Niederlage im Galgenhumor. Den Frust der Fans kann er verstehen und versprach: "Ich kann nur sagen, was jeder in so einer Situation sagen würde. Wir müssen einfach weiter machen und uns pushen.(...) Von heute an müssen wir große Schritte machen."

Ob Klopp selbst, dessen Vertrag erst im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert worden war, über den Sommer hinaus an der Merseyside bleiben kann, wird wohl davon abhängen, ob ihm das gelingt.