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Plötzlich sympatisch! Wie Frank Lampard dem FC Chelsea zu neuem Glanz verhilft

  • Aktualisiert: 19.07.2020
  • 17:44 Uhr
  • ran.de / Carolin Blüchel
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© 2019 Getty Images

Als Frank Lampard beim FC Chelsea den Posten des Teammanagers übernimmt, sind die Voraussetzungen katastrophal. Stars gehen, Neuzugänge dürfen aufgrund einer Transfersperre nicht verpflichtet werden. Doch die "Blues"-Legende macht aus der Not eine Tugend und lässt den unsympathischen Oligarchen-Klub in ganz neuem Glanz erstrahlen.

München - Wenn der FC Chelsea für etwas nicht bekannt ist, dann ist es Fußball-Romantik.

Seit Roman Abramowitsch im Jahr 2003 das Kommando an der Stamford Bridge übernommen hat, zählen vor allem Titel. Um jeden Preis.

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FC Chelsea
News

Chelsea: Titellose Saison als Beginn einer neuen Ära

Der FC Chelsea steht gegen den FC Bayern vor dem Aus in der Champions League, damit würde die Saison ohne Titel enden. Doch die Blues könnten eine Ära starten, mit Beteiligung von drei DFB-Stars.

  • 05.08.2020
  • 12:14 Uhr
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Weit mehr als eine Milliarde Euro pumpte der Oligarch allein in den Kader. Und weil Geld eben doch manchmal Tore schießt, füllte sich über die Jahre auch die Pokal-Vitrine.

18 Titel gewann der FC Chelsea in 16 Jahren, darunter fünfmal die englische Meisterschaft, fünfmal den prestigeträchtigen FA-Cup, einmal die Champions League und zweimal die Europa League.

Das Abramowitsch-Chelsea im Westen Londons wurde quasi zum Anti-Liverpool. Effektiv, selten attraktiv und schon gar nicht sympathisch. 

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Abramowitsch geht neue Wege

Doch dann kam im vergangenen Sommer Frank Lampard. Als Spieler hatte es "Super Frankie" zwischen 2001 und 2014 zum Legendenstatus gebracht. Bis heute ist er mit 210 Treffern einsamer Rekordtorschütze bei den "Blues".

Als Trainer war Lampard allerdings nahezu ein Rookie. Auch wenn er in der Saison zuvor Zweitligist Derby County - seiner ersten Station als Teammanager - zum Aufstieg verholfen hatte. 

Dass Abramowitsch einem unerfahrenen Neuling das Vertrauen schenkt, kam unerwartet. Unerwartet nostalgisch, fast schon romantisch.

Hatten die Blauen doch zuvor mit Persönlichkeiten wie Jose Mourinho, Carlo Ancelotti, Rafael Benitez, Guus Hiddink, Antonio Conte oder Maurizio Sarri meist auf erfahrene Haudegen gesetzt. Wenn auch nicht immer erfolgreich. 

Lampard war ein Risiko. Für den Klub. Und für sich selbst. Schließlich können auch Legenden vom Sockel fallen, wenn der Erfolg ausbleibt.

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Lampard vor "Mission Impossible"

Die Voraussetzungen für einen Quasi-Neuling auf der Trainerbank hätten katastrophaler kaum sein können. Mit Eden Hazard war der beste Spieler in Richtung Real Madrid von Bord gegangen. Abwehrrecke David Luiz hatte es zum FC Arsenal gezogen.

Hinzu kam eine einjährige Transfersperre, weil Chelsea in den vergangenen Jahren unerlaubt 29 minderjährige Spieler verpflichtet hatte.

Lampard musste seinen ausgedünnten Kader zwangsweise mit Talenten aus der hauseigenen Akademie füllen. Die gilt zwar europaweit als eine der Besten. Doch das heimliche Saisonziel der Vereinsführung – das Erreichen der Königsklasse - mutete unter gegebenen Umständen an wie die Quadratur des Kreises.

Junge Wilde begeistern

Mason Mount (22), Tammy Abraham (22), Callum Hudson-Odoi (19), Fikayo Tomori, Reece James (20) sollten plötzlich die Kohlen aus dem Feuer holen. Sie taten es. Und noch viel mehr. Aus der Not wurde eine Tugend. Lampard ließ seine unbeschwerte Truppe begeisterten Offensiv-Fußball spielen.

Erstmals seit Beginn der Abramowitsch-Ära schlugen den "Blues" auch abseits der Stamford Bridge ungeahnte Sympathien entgegen.

"Erfahrung wird manchmal auch überbewertet. Wir brauchen Persönlichkeiten", sagte Lampard kürzlich auf die Frage, ob seiner Mannschaft im Saison-Endspurt im Kampf um die Champions-League-Plätze vielleicht die nötige Portion Routine fehle.

Doch seine Antwort bezog sich womöglich auch auf ihn selbst. Denn irgendwie gelang es Lampard in dieser Saison - auch ohne jahrelangen Erfahrungsschatz als Trainer -  seine Spieler Woche für Woche besser zu machen und ihnen Selbstvertrauen einzutrichtern.

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Lampard stärkt Selbstvertrauen der Spieler

Christian Pulisic beispielsweise. Der US-Stürmer war im vergangenen Sommer für 64 Millionen Euro als Hazard-Ersatz von Borussia Dortmund gekommen. Mit dem sehr physischen Fußball der Premier League hatte der 21-Jährige anfangs zu kämpfen. Dann zwang ihn eine Langzeitverletzung zu einer mehrmonatigen Pause.

Seit dem Re-Start der Liga im Juni strotzt Pulisic plötzlich vor Selbstvertrauen. Seine Formkurve zeigt steil nach oben.

"Selbstvertrauen ist eine wichtige Sache. Es hilft ungemein, dass Vertrauen des Trainers, der Teamkollegen und von jedem um dich herum zu haben. Ich fühle das definitiv im Moment. Deshalb spiele ich gerade so erfolgreich", so Pulisic im US-Radiosonder "Sirius XM". Kurz zuvor hatte Lampard seinem Stürmer Qualitäten eines Raheem Sterling, Mohamed Salah und Sadio Mane bescheinigt.

FC Chelsea mit neuer Strahlkraft

Lampards Führungsstil verleiht Chelsea offenbar auch eine neue Strahlkraft. Bereits im Winter wurde der Sommertransfer von Hakim Ziyech von Ajax Amsterdam eingefädelt. Zuletzt gab Timo Werner selbst Meister Liverpool einen Korb, um an der Stamford Bridge anzuheuern.

Ausschlaggebend soll Lampard gewesen sein. "Gerade der Trainer stand so hinter mir und wollte mich unbedingt haben, dass für mich klar war, ich gehe zu Chelsea. Da kann ich mich genauso wohlfühlen wie in Leipzig", verriet der Stürmer nach seinem letzten Bundesligaspiel bei "Sky".

Auch Kai Havertz (Bayer Leverkusen) und Atletico-Torhüter Jan Oblak sollen noch kommen. Denn Lampard weiß sehr genau, dass er bei aller Euphorie dringend aufrüsten muss. Schließlich beträgt der Abstand zur Tabellenspitze satte 30 Punkte. Ein Klassenunterschied. Und damit inakzeptabel.

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Kampf um die Champions-League-Plätze

Immerhin hat Chelsea als Tabellendritter das Saisonziel Champions-League-Platz noch fest im Blick. Doch seit der Corona-Zwangspause macht sich bei der jungen Mannschaft Unbeständigkeit breit. Vor allem die Defensive ist anfällig.

"Wir haben zu viele individuelle Fehler in Schlüsselmomenten gemacht, die uns am Ende das Spiel gekostet haben. Das ist uns zu in dieser Saison oft passiert", sagte Lampard nach dem 0:3 bei Sheffield United vor einer Woche.

Für die letzten beiden Ligaspiele gilt es, den knappen Ein-Punkt-Vorsprung auf den Fünftplatzierten Manchester United zu verteidigen. Um das zu schaffen, forderte Lampard von seiner Mannschaft mehr Lautstärke auf dem Platz. "Sie müssen den Charakter haben, die Kollegen um sich herum anzusprechen. Ich predige ihnen das, der Trainerstab sagt es ihnen, hoffentlich kommt die Nachricht an", so der frühere Weltklasse-Spieler. 

Titelchance FA-Cup

Die Generalprobe für den Saisonendspurt gibt es am Sonntagabend. Im FA-Cup-Halbfinale (ab 19:00 Uhr im Liveticker auf ran.de und im Stream auf DAZN) treffen die "Blues" direkt auf die wiedererstarkten "Red Devils". "Wir brauchen ein perfektes Spiel", forderte Lampard.

Er weiß, der mögliche Finaleinzug würde viel Druck von seinen Schultern nehmen.

Denn aller Jubelstürme zum Trotz - für Romantik ist beim FC Chelsea noch immer kein Platz. Wobei, vielleicht ein bisschen. Eine Spielerlegende, die einen ergebnisorientierten Oligarchen-Klub plötzlich sympathisch macht, hat schon etwas von ganz großem Gefühls-Kino.

Carolin Blüchel

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