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WM 2022: "One Love"-Binde und die Szenarien für Neuer & Co.


                <strong>Zoff um die "One-Love-Binde" - welche Szenarien sind möglich?</strong><br>
                Rund um den Auftakt zur WM 2022 wird nicht nur über aberkannte Tore und verletzte Stars diskutiert, sondern auch über ein Stück Stoff: die Kapitänsbinde mit dem "One Love"-Emblem. Diese wollen sich Kapitäne diverser europäischer Nationalteams um den Oberarm klemmen. Als Zeichen für Vielfalt. Das passt der FIFA überhaupt nicht. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein. ran erklärt das Problem des Turnier-Veranstalters mit dem Logo und die möglichen Szenarien während der betroffenen Spiele.
Zoff um die "One-Love-Binde" - welche Szenarien sind möglich?
Rund um den Auftakt zur WM 2022 wird nicht nur über aberkannte Tore und verletzte Stars diskutiert, sondern auch über ein Stück Stoff: die Kapitänsbinde mit dem "One Love"-Emblem. Diese wollen sich Kapitäne diverser europäischer Nationalteams um den Oberarm klemmen. Als Zeichen für Vielfalt. Das passt der FIFA überhaupt nicht. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein. ran erklärt das Problem des Turnier-Veranstalters mit dem Logo und die möglichen Szenarien während der betroffenen Spiele.
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                <strong>FIFA-Regeln geben klare Vorgaben bei der Ausrüstung</strong><br>
                Das offizielle Ausrüstungsreglement der FIFA umfasst nicht weniger als 130 Seiten. Der Punkt 13.8 befasst sich mit der "Spielführerbinde". Dabei unterscheidet der Weltverband zwischen Spielen bei seinen Endrunden und anderen Spielen. Bei Weltmeisterschaften und anderen Turnieren gilt, dass Kapitäne "die von der FIFA bereitgestellte Spielführerbinde tragen" müssen. Werden mehrere Exemplare zur Verfügung gestellt, "sollte ein Modell getragen werden, das sich am besten vom Ärmel abhebt, über dem sie getragen wird". Bei anderen Partien gibt es keine von der FIFA zur Verfügung gestellten Kapitänsbinden, verboten sind jedoch auch dann "Herstellerkennzeichen, Sponsorwerbung oder Dekorationselemente".
FIFA-Regeln geben klare Vorgaben bei der Ausrüstung
Das offizielle Ausrüstungsreglement der FIFA umfasst nicht weniger als 130 Seiten. Der Punkt 13.8 befasst sich mit der "Spielführerbinde". Dabei unterscheidet der Weltverband zwischen Spielen bei seinen Endrunden und anderen Spielen. Bei Weltmeisterschaften und anderen Turnieren gilt, dass Kapitäne "die von der FIFA bereitgestellte Spielführerbinde tragen" müssen. Werden mehrere Exemplare zur Verfügung gestellt, "sollte ein Modell getragen werden, das sich am besten vom Ärmel abhebt, über dem sie getragen wird". Bei anderen Partien gibt es keine von der FIFA zur Verfügung gestellten Kapitänsbinden, verboten sind jedoch auch dann "Herstellerkennzeichen, Sponsorwerbung oder Dekorationselemente".
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                <strong>FIFA startet eigene Kampagnen</strong><br>
                Womöglich als Reaktion auf die "One Love"-Binde aus Europa hat die FIFA den Teams kurzfristig auch Binden mit besonderen Botschaften angeboten. Quasi ein Entgegenkommen von Präsident Gianni Infantino. Für jede der sieben Spielrunden gibt es ein eigenes Motto. Diese lauten für den ersten Gruppenspieltag #FootballUnitesTheWorld, für den zweiten Gruppenspieltag #SaveThePlanet, für den dritten Gruppenspieltag #ProtectChildren und #ShareTheMeal, für das Achtelfinale #EducationForAll und #FootballForSchools, für das Viertelfinale #NoDiscrimination, für das Halbfinale #BeActive und #BringTheMoves und für das Spiel um Platz drei sowie das Finale wieder #FootballUnitesTheWorld. Doch DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ist nicht überzeugt: "Es wirkt, als ob die FIFA keine klare Haltung hat."
FIFA startet eigene Kampagnen
Womöglich als Reaktion auf die "One Love"-Binde aus Europa hat die FIFA den Teams kurzfristig auch Binden mit besonderen Botschaften angeboten. Quasi ein Entgegenkommen von Präsident Gianni Infantino. Für jede der sieben Spielrunden gibt es ein eigenes Motto. Diese lauten für den ersten Gruppenspieltag #FootballUnitesTheWorld, für den zweiten Gruppenspieltag #SaveThePlanet, für den dritten Gruppenspieltag #ProtectChildren und #ShareTheMeal, für das Achtelfinale #EducationForAll und #FootballForSchools, für das Viertelfinale #NoDiscrimination, für das Halbfinale #BeActive und #BringTheMoves und für das Spiel um Platz drei sowie das Finale wieder #FootballUnitesTheWorld. Doch DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ist nicht überzeugt: "Es wirkt, als ob die FIFA keine klare Haltung hat."
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                <strong>DFB kritisiert späte Reaktion der FIFA</strong><br>
                Der DFB kritisiert grundsätzlich, dass die FIFA früh über den "One Love"-Plan informiert worden sei, sich nun jedoch querstelle und auf die eigenen Binden verweise. "Jetzt, zwei Tage vor dem Turnier, mit einer eigenen Binde zu kommen, wo England schon mit der Binde gespielt hat und unsere Kapitäne sich dazu bekannt haben, ist das natürlich schwierig", monierte DFB-Boss Bernd Neuendorf nach einem Bindengipfel im "ZDF": "Wir haben der FIFA daher die Position übermittelt, dass wir mit der Binde auflaufen und somit sind wir da nicht auf einen Nenner gekommen." Vor Manuel Neuer würden plangemäß unter anderem schon Harry Kane für England und Virgil van Dijk für die Niederlande mit der besonderen Binde auflaufen. Frankreichs Hugo Lloris hat dagegen erklärt, mit einer FIFA-Binde spielen zu wollen.
DFB kritisiert späte Reaktion der FIFA
Der DFB kritisiert grundsätzlich, dass die FIFA früh über den "One Love"-Plan informiert worden sei, sich nun jedoch querstelle und auf die eigenen Binden verweise. "Jetzt, zwei Tage vor dem Turnier, mit einer eigenen Binde zu kommen, wo England schon mit der Binde gespielt hat und unsere Kapitäne sich dazu bekannt haben, ist das natürlich schwierig", monierte DFB-Boss Bernd Neuendorf nach einem Bindengipfel im "ZDF": "Wir haben der FIFA daher die Position übermittelt, dass wir mit der Binde auflaufen und somit sind wir da nicht auf einen Nenner gekommen." Vor Manuel Neuer würden plangemäß unter anderem schon Harry Kane für England und Virgil van Dijk für die Niederlande mit der besonderen Binde auflaufen. Frankreichs Hugo Lloris hat dagegen erklärt, mit einer FIFA-Binde spielen zu wollen.
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                <strong>Was erwartet Neuer & Co. mit der Binde?</strong><br>
                Nicht nur der DFB muss sich nun also mit dem Thema auseinandersetzen, welche Konsequenzen es hätte, sollte der Kapitän mit der "One Love"-Binde auf das Spielfeld gehen. Was also könnte Neuer & Co. blühen? Im Grunde dürfte der Schiedsrichter das Spiel wohl gar nicht anpfeifen, weil ein Spieler eben gegen das Ausrüstungsreglement der FIFA verstoßen würde.
Was erwartet Neuer & Co. mit der Binde?
Nicht nur der DFB muss sich nun also mit dem Thema auseinandersetzen, welche Konsequenzen es hätte, sollte der Kapitän mit der "One Love"-Binde auf das Spielfeld gehen. Was also könnte Neuer & Co. blühen? Im Grunde dürfte der Schiedsrichter das Spiel wohl gar nicht anpfeifen, weil ein Spieler eben gegen das Ausrüstungsreglement der FIFA verstoßen würde.
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                <strong>Szenario 1: Schiri verweigert Kapitän das Betreten des Spielfelds</strong><br>
                Wie das "ZDF" unter Verweis auf Ex-Schiri Manuel Gräfe berichtet, gäbe es zwei mögliche Szenarien. So könnte der Unparteiische den Kapitän schon vor dem Betreten des Innenraums dazu auffordern, die "One Love"-Binde abzunehmen und durch eine FIFA-Binde auszutauschen. Andernfalls könnte dem Spielführer das Betreten des Spielfelds untersagt werden. Eine Weigerung von Neuer würde jedoch gleich zwei weitere Probleme mit sich bringen: Denn den FIFA-Regeln zufolge braucht jede Mannschaft nicht nur einen klar erkennbaren Kapitän, sondern auch einen Torhüter. Selbst wenn ein anderer DFB-Kicker sich also bereit erklären sollte, mit einer regelkonformen Binde aufzulaufen, könnte die Partie nicht ohne Neuer oder einen seiner Ersatzleute angepfiffen werden.
Szenario 1: Schiri verweigert Kapitän das Betreten des Spielfelds
Wie das "ZDF" unter Verweis auf Ex-Schiri Manuel Gräfe berichtet, gäbe es zwei mögliche Szenarien. So könnte der Unparteiische den Kapitän schon vor dem Betreten des Innenraums dazu auffordern, die "One Love"-Binde abzunehmen und durch eine FIFA-Binde auszutauschen. Andernfalls könnte dem Spielführer das Betreten des Spielfelds untersagt werden. Eine Weigerung von Neuer würde jedoch gleich zwei weitere Probleme mit sich bringen: Denn den FIFA-Regeln zufolge braucht jede Mannschaft nicht nur einen klar erkennbaren Kapitän, sondern auch einen Torhüter. Selbst wenn ein anderer DFB-Kicker sich also bereit erklären sollte, mit einer regelkonformen Binde aufzulaufen, könnte die Partie nicht ohne Neuer oder einen seiner Ersatzleute angepfiffen werden.
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                <strong>Szenario 2: Gelbe Karte im Falle einer Täuschung des Schiris</strong><br>
                Damit kommen wir zum zweiten von Gräfe erwähnten Szenario. Sollten die Kapitäne einer Schiri-Schelte in den Katakomben aus dem Weg gehen und dennoch mit der "One Love"-Binde spielen wollen, könnten sie zunächst eine FIFA-Binde darüber tragen. Würden sie die obere Binde dann auf dem Platz abstreifen, müsste der Unparteiische dies als Täuschungsversuch ahnden und dem Kapitän die Gelbe Karte zeigen. Obendrein müsste der Akteur aufgefordert werden, den Platz zu verlassen, um den Verstoß gegen das Ausrüstungsreglement zu beheben. Sprich: Neuer müsste kurz den Platz verlassen, um die Binde abzunehmen.
Szenario 2: Gelbe Karte im Falle einer Täuschung des Schiris
Damit kommen wir zum zweiten von Gräfe erwähnten Szenario. Sollten die Kapitäne einer Schiri-Schelte in den Katakomben aus dem Weg gehen und dennoch mit der "One Love"-Binde spielen wollen, könnten sie zunächst eine FIFA-Binde darüber tragen. Würden sie die obere Binde dann auf dem Platz abstreifen, müsste der Unparteiische dies als Täuschungsversuch ahnden und dem Kapitän die Gelbe Karte zeigen. Obendrein müsste der Akteur aufgefordert werden, den Platz zu verlassen, um den Verstoß gegen das Ausrüstungsreglement zu beheben. Sprich: Neuer müsste kurz den Platz verlassen, um die Binde abzunehmen.
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                <strong>Szenario 3: Kapitäne könnten direkt von FIFA bestraft werden</strong><br>
                Auf eine andere Möglichkeit weist die "Sportschau" der "ARD" hin. Demnach könnte die FIFA den Schiedsrichtern auch die Entscheidung abnehmen und ihre bei Verstößen zuständige Disziplinarkommission in die Spur schicken. Doch was wäre die Folge? Eine Ermahnung würde den Kapitänen wohl nur ein Schulterzucken entlocken. Eine heftigere Sanktion, etwa ein WM-Ausschluss, wäre nicht vermittelbar. Zudem müsste in diesen Fällen der Spieler ja zunächst einmal die "One Love"-Binde auf dem Rasen getragen haben - was die FIFA offensichtlich unbedingt vermeiden will. Kaum vorstellbar, dass es so weit kommen wird.
Szenario 3: Kapitäne könnten direkt von FIFA bestraft werden
Auf eine andere Möglichkeit weist die "Sportschau" der "ARD" hin. Demnach könnte die FIFA den Schiedsrichtern auch die Entscheidung abnehmen und ihre bei Verstößen zuständige Disziplinarkommission in die Spur schicken. Doch was wäre die Folge? Eine Ermahnung würde den Kapitänen wohl nur ein Schulterzucken entlocken. Eine heftigere Sanktion, etwa ein WM-Ausschluss, wäre nicht vermittelbar. Zudem müsste in diesen Fällen der Spieler ja zunächst einmal die "One Love"-Binde auf dem Rasen getragen haben - was die FIFA offensichtlich unbedingt vermeiden will. Kaum vorstellbar, dass es so weit kommen wird.
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                <strong>Englands Kane ist der Binden-Pionier</strong><br>
                Neuer befindet sich zumindest in der komfortablen Position, sich anschauen zu können, welche Konsequenzen die FIFA zieht. Denn als erster der "One Live"-Bindenträger müsste Englands Kane bereits am Montag gegen den Iran (ab 14 Uhr im Liveticker auf ran.de) Farbe bekennen. Wie der "Telegraph" berichtet, sei die FA vom Weltverband darauf hingewiesen worden, dass es nicht erlaubt sei, die Binde zu tragen. Es werde befürchtet, dass Kane mit einer Gelben Karte ins Turnier starten könnte. Doch der Stürmer von Tottenham Hotspur hat bekräftigt, es darauf ankommen lassen zu wollen. Obendrein kündigten die "Three Lions" auch an, wie gewohnt vor dem Anpfiff niederzuknien, um auf die "Black lives matter"-Bewegung aufmerksam zu machen.
Englands Kane ist der Binden-Pionier
Neuer befindet sich zumindest in der komfortablen Position, sich anschauen zu können, welche Konsequenzen die FIFA zieht. Denn als erster der "One Live"-Bindenträger müsste Englands Kane bereits am Montag gegen den Iran (ab 14 Uhr im Liveticker auf ran.de) Farbe bekennen. Wie der "Telegraph" berichtet, sei die FA vom Weltverband darauf hingewiesen worden, dass es nicht erlaubt sei, die Binde zu tragen. Es werde befürchtet, dass Kane mit einer Gelben Karte ins Turnier starten könnte. Doch der Stürmer von Tottenham Hotspur hat bekräftigt, es darauf ankommen lassen zu wollen. Obendrein kündigten die "Three Lions" auch an, wie gewohnt vor dem Anpfiff niederzuknien, um auf die "Black lives matter"-Bewegung aufmerksam zu machen.
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                <strong>FIFA-Dilemma und Machtdemonstration von DFB & Co.</strong><br>
                Die FIFA steht also vor einem Dilemma, würde Gastgeber Katar die "One Love"-Botschaft sicher als Affront gegen das im Emirat gewohnte und verfestigte Lebensbild auffassen. Der DFB, die FA und die anderen Verbände dagegen scheinen die Muskeln spielen zu lassen. Ein Rückzieher ist nicht zu erwarten, weil dieser in der Heimat unweigerlich einen Aufschrei nach sich ziehen würde. Ein Einlenken von der FIFA erscheint ebenfalls utopisch. Dem Weltverband bliebe womöglich noch die Drohung, die Spiele nicht anpfeifen zu lassen, solange der Kapitän die Binde trägt. Doch dann dürften sich die übertragenden TV-Sender einmischen, denn die haben viel Geld gezahlt, um die Spiele zu den festgelegten Uhrzeiten zu übertragen. Man kann die "One Love"-Bindendiskussion also drehen und wenden, wie mal will: Die FIFA hätte auf die Pläne der europäischen Verbände viel früher reagieren müssen - jetzt steht sie quasi da wie der Ochs' vorm Berg.
FIFA-Dilemma und Machtdemonstration von DFB & Co.
Die FIFA steht also vor einem Dilemma, würde Gastgeber Katar die "One Love"-Botschaft sicher als Affront gegen das im Emirat gewohnte und verfestigte Lebensbild auffassen. Der DFB, die FA und die anderen Verbände dagegen scheinen die Muskeln spielen zu lassen. Ein Rückzieher ist nicht zu erwarten, weil dieser in der Heimat unweigerlich einen Aufschrei nach sich ziehen würde. Ein Einlenken von der FIFA erscheint ebenfalls utopisch. Dem Weltverband bliebe womöglich noch die Drohung, die Spiele nicht anpfeifen zu lassen, solange der Kapitän die Binde trägt. Doch dann dürften sich die übertragenden TV-Sender einmischen, denn die haben viel Geld gezahlt, um die Spiele zu den festgelegten Uhrzeiten zu übertragen. Man kann die "One Love"-Bindendiskussion also drehen und wenden, wie mal will: Die FIFA hätte auf die Pläne der europäischen Verbände viel früher reagieren müssen - jetzt steht sie quasi da wie der Ochs' vorm Berg.
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                <strong>Zoff um die "One-Love-Binde" - welche Szenarien sind möglich?</strong><br>
                Rund um den Auftakt zur WM 2022 wird nicht nur über aberkannte Tore und verletzte Stars diskutiert, sondern auch über ein Stück Stoff: die Kapitänsbinde mit dem "One Love"-Emblem. Diese wollen sich Kapitäne diverser europäischer Nationalteams um den Oberarm klemmen. Als Zeichen für Vielfalt. Das passt der FIFA überhaupt nicht. Die Fronten scheinen verhärtet zu sein. ran erklärt das Problem des Turnier-Veranstalters mit dem Logo und die möglichen Szenarien während der betroffenen Spiele.

                <strong>FIFA-Regeln geben klare Vorgaben bei der Ausrüstung</strong><br>
                Das offizielle Ausrüstungsreglement der FIFA umfasst nicht weniger als 130 Seiten. Der Punkt 13.8 befasst sich mit der "Spielführerbinde". Dabei unterscheidet der Weltverband zwischen Spielen bei seinen Endrunden und anderen Spielen. Bei Weltmeisterschaften und anderen Turnieren gilt, dass Kapitäne "die von der FIFA bereitgestellte Spielführerbinde tragen" müssen. Werden mehrere Exemplare zur Verfügung gestellt, "sollte ein Modell getragen werden, das sich am besten vom Ärmel abhebt, über dem sie getragen wird". Bei anderen Partien gibt es keine von der FIFA zur Verfügung gestellten Kapitänsbinden, verboten sind jedoch auch dann "Herstellerkennzeichen, Sponsorwerbung oder Dekorationselemente".

                <strong>FIFA startet eigene Kampagnen</strong><br>
                Womöglich als Reaktion auf die "One Love"-Binde aus Europa hat die FIFA den Teams kurzfristig auch Binden mit besonderen Botschaften angeboten. Quasi ein Entgegenkommen von Präsident Gianni Infantino. Für jede der sieben Spielrunden gibt es ein eigenes Motto. Diese lauten für den ersten Gruppenspieltag #FootballUnitesTheWorld, für den zweiten Gruppenspieltag #SaveThePlanet, für den dritten Gruppenspieltag #ProtectChildren und #ShareTheMeal, für das Achtelfinale #EducationForAll und #FootballForSchools, für das Viertelfinale #NoDiscrimination, für das Halbfinale #BeActive und #BringTheMoves und für das Spiel um Platz drei sowie das Finale wieder #FootballUnitesTheWorld. Doch DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ist nicht überzeugt: "Es wirkt, als ob die FIFA keine klare Haltung hat."

                <strong>DFB kritisiert späte Reaktion der FIFA</strong><br>
                Der DFB kritisiert grundsätzlich, dass die FIFA früh über den "One Love"-Plan informiert worden sei, sich nun jedoch querstelle und auf die eigenen Binden verweise. "Jetzt, zwei Tage vor dem Turnier, mit einer eigenen Binde zu kommen, wo England schon mit der Binde gespielt hat und unsere Kapitäne sich dazu bekannt haben, ist das natürlich schwierig", monierte DFB-Boss Bernd Neuendorf nach einem Bindengipfel im "ZDF": "Wir haben der FIFA daher die Position übermittelt, dass wir mit der Binde auflaufen und somit sind wir da nicht auf einen Nenner gekommen." Vor Manuel Neuer würden plangemäß unter anderem schon Harry Kane für England und Virgil van Dijk für die Niederlande mit der besonderen Binde auflaufen. Frankreichs Hugo Lloris hat dagegen erklärt, mit einer FIFA-Binde spielen zu wollen.

                <strong>Was erwartet Neuer & Co. mit der Binde?</strong><br>
                Nicht nur der DFB muss sich nun also mit dem Thema auseinandersetzen, welche Konsequenzen es hätte, sollte der Kapitän mit der "One Love"-Binde auf das Spielfeld gehen. Was also könnte Neuer & Co. blühen? Im Grunde dürfte der Schiedsrichter das Spiel wohl gar nicht anpfeifen, weil ein Spieler eben gegen das Ausrüstungsreglement der FIFA verstoßen würde.

                <strong>Szenario 1: Schiri verweigert Kapitän das Betreten des Spielfelds</strong><br>
                Wie das "ZDF" unter Verweis auf Ex-Schiri Manuel Gräfe berichtet, gäbe es zwei mögliche Szenarien. So könnte der Unparteiische den Kapitän schon vor dem Betreten des Innenraums dazu auffordern, die "One Love"-Binde abzunehmen und durch eine FIFA-Binde auszutauschen. Andernfalls könnte dem Spielführer das Betreten des Spielfelds untersagt werden. Eine Weigerung von Neuer würde jedoch gleich zwei weitere Probleme mit sich bringen: Denn den FIFA-Regeln zufolge braucht jede Mannschaft nicht nur einen klar erkennbaren Kapitän, sondern auch einen Torhüter. Selbst wenn ein anderer DFB-Kicker sich also bereit erklären sollte, mit einer regelkonformen Binde aufzulaufen, könnte die Partie nicht ohne Neuer oder einen seiner Ersatzleute angepfiffen werden.

                <strong>Szenario 2: Gelbe Karte im Falle einer Täuschung des Schiris</strong><br>
                Damit kommen wir zum zweiten von Gräfe erwähnten Szenario. Sollten die Kapitäne einer Schiri-Schelte in den Katakomben aus dem Weg gehen und dennoch mit der "One Love"-Binde spielen wollen, könnten sie zunächst eine FIFA-Binde darüber tragen. Würden sie die obere Binde dann auf dem Platz abstreifen, müsste der Unparteiische dies als Täuschungsversuch ahnden und dem Kapitän die Gelbe Karte zeigen. Obendrein müsste der Akteur aufgefordert werden, den Platz zu verlassen, um den Verstoß gegen das Ausrüstungsreglement zu beheben. Sprich: Neuer müsste kurz den Platz verlassen, um die Binde abzunehmen.

                <strong>Szenario 3: Kapitäne könnten direkt von FIFA bestraft werden</strong><br>
                Auf eine andere Möglichkeit weist die "Sportschau" der "ARD" hin. Demnach könnte die FIFA den Schiedsrichtern auch die Entscheidung abnehmen und ihre bei Verstößen zuständige Disziplinarkommission in die Spur schicken. Doch was wäre die Folge? Eine Ermahnung würde den Kapitänen wohl nur ein Schulterzucken entlocken. Eine heftigere Sanktion, etwa ein WM-Ausschluss, wäre nicht vermittelbar. Zudem müsste in diesen Fällen der Spieler ja zunächst einmal die "One Love"-Binde auf dem Rasen getragen haben - was die FIFA offensichtlich unbedingt vermeiden will. Kaum vorstellbar, dass es so weit kommen wird.

                <strong>Englands Kane ist der Binden-Pionier</strong><br>
                Neuer befindet sich zumindest in der komfortablen Position, sich anschauen zu können, welche Konsequenzen die FIFA zieht. Denn als erster der "One Live"-Bindenträger müsste Englands Kane bereits am Montag gegen den Iran (ab 14 Uhr im Liveticker auf ran.de) Farbe bekennen. Wie der "Telegraph" berichtet, sei die FA vom Weltverband darauf hingewiesen worden, dass es nicht erlaubt sei, die Binde zu tragen. Es werde befürchtet, dass Kane mit einer Gelben Karte ins Turnier starten könnte. Doch der Stürmer von Tottenham Hotspur hat bekräftigt, es darauf ankommen lassen zu wollen. Obendrein kündigten die "Three Lions" auch an, wie gewohnt vor dem Anpfiff niederzuknien, um auf die "Black lives matter"-Bewegung aufmerksam zu machen.

                <strong>FIFA-Dilemma und Machtdemonstration von DFB & Co.</strong><br>
                Die FIFA steht also vor einem Dilemma, würde Gastgeber Katar die "One Love"-Botschaft sicher als Affront gegen das im Emirat gewohnte und verfestigte Lebensbild auffassen. Der DFB, die FA und die anderen Verbände dagegen scheinen die Muskeln spielen zu lassen. Ein Rückzieher ist nicht zu erwarten, weil dieser in der Heimat unweigerlich einen Aufschrei nach sich ziehen würde. Ein Einlenken von der FIFA erscheint ebenfalls utopisch. Dem Weltverband bliebe womöglich noch die Drohung, die Spiele nicht anpfeifen zu lassen, solange der Kapitän die Binde trägt. Doch dann dürften sich die übertragenden TV-Sender einmischen, denn die haben viel Geld gezahlt, um die Spiele zu den festgelegten Uhrzeiten zu übertragen. Man kann die "One Love"-Bindendiskussion also drehen und wenden, wie mal will: Die FIFA hätte auf die Pläne der europäischen Verbände viel früher reagieren müssen - jetzt steht sie quasi da wie der Ochs' vorm Berg.

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