Kommentar
DFB-Team ohne Euphorie und Enthusiasmus: So farblos wie eine WM in der Wüste
- Aktualisiert: 17.11.2022
- 12:12 Uhr
- ran.de
Von Euphorie oder Vorfreude ist in Deutschland wenige Tage vor dem Start der WM in Katar nicht viel zu spüren. Bei der Nationalmannschaft leider auch nicht. Die müde WM-Generalprobe knüpft da nahtlos an. Ein Kommentar.
Von Andreas Reiners
München – Natürlich kamen sie, die Floskeln. Die Ausreden.
Man müsse das Ganze realistisch sehen, die Rahmenbedingungen bedenken, das Spiel nicht zu hoch hängen.
Keine Frage, Testspiele sind immer mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Vor dieser seltsamen und kontroversen WM in Katar noch mehr.
Die deutsche Nationalmannschaft hatte kaum Vorbereitungszeit, sie hetzte nach dem letzten Bundesligaspiel in den Oman, absolvierte ein paar Einheiten, ehe Bundestrainer Hansi Flick gegen Gastgeber Oman Spieler schonte und experimentierte. Dazu die Zeitumstellung, die Hitze, die Belastung. Blablabla.
DFB-Team: Kaum Lust, keine Euphorie
"Wir müssen den inneren Schweinehund überwinden - jeder muss zeigen, dass er bereit ist für die WM", hatte Flick davor noch energisch gefordert.
Auf dem Platz war davon nichts zu sehen. Keine Spannung, wenig Lust, keine Euphorie oder Enthusiasmus, null Spielwitz oder Esprit. Und das gegen den 75. der FIFA-Weltrangliste, der zeigte, wie ein Spiel aussehen kann, wenn man Bock hat. Der DFB-Auftritt war hingegen so farblos wie eine WM in der Wüste, so lustlos, wie es viele deutsche Fans vor dem umstrittenen Turnier in dem Wüstenstaat sind.
Das DFB-Team hat eher einen weiteren Grund geliefert, die WM zu boykottieren, anstatt so etwas wie eine zarte Aufbruchstimmung zu verbreiten. Spaß zu vermitteln. Emotionen zu wecken. Diejenigen, die mit dem DFB-Team mitfiebern, werden einkalkulieren müssen, dass es ein kurzes "Vergnügen" werden kann.
"Es ist alles okay, das Spiel hat seinen Sinn erfüllt", sagte Flick, der das Zweikampfverhalten monierte, zugleich aber auch für Verständnis warb. Vom inneren Schweinehund war da schon längst keine Rede mehr. Bereit war auf dem Platz auch so gut wie niemand. "Wir freuen uns, dass es endlich nach Katar geht. Und wir freuen uns, wenn es dann losgeht", sagte Flick.
Gegen den Oman hat man von Vorfreude noch nicht viel gesehen.
Positive Ausnahme: Niclas Füllkrug, der mit seiner Präsenz und seinem Tor gezeigt hat, wie man so ein Testspiel nutzen kann, wenn man die Situation annimmt.
Niclas Füllkrug eine positive Ausnahme
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Deshalb steht wenigstens ein 1:0-Sieg. Der bei abergläubischen Menschen möglicherweise Erinnerungen weckt. Vor der letzten WM 2018 gewann das DFB-Team das letzte Testspiel gegen Saudi-Arabien ähnlich rumpelig 2:1.
"Sorgen mache ich mir keine, weil ich weiß, dass wir uns weiterhin steigern. Wenn es losgeht, werden wir da sein", versprach der damalige Bundestrainer Joachim Löw. "Nächste Woche werden wir spritziger und dynamischer sein und mehr Power haben." Das Ende ist bekannt – Vorrundenaus.
Nächste Woche sollte Flicks Mannschaft definitiv spritziger und dynamischer sein. Und euphorischer.
Denn die Zeit der Ausreden ist endgültig vorbei.