"Spiegel": Spur bei WM-Affäre führt zu Leo Kirch
- Aktualisiert: 28.11.2015
- 10:29 Uhr
- SID
Hatte auch der Medienmogul Leo Kirch seine Finger bei der Vergabe der WM 2006 mit im Spiel? Sein damaliger Anwalt soll den Vertrag mit Jack Warner ausgehandelt haben.
Hamburg - In der Sommermärchen-Affäre führt eine Spur zum verstorbenen Medienmogul Leo Kirch. Wie Quellen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" bestätigten, soll der Anwalt Alexander Liegl jenen dubiosen Vertrag des deutschen Bewerbungskomitees für die WM 2006 mit dem FIFA-Funktionär Jack Warner aufgesetzt haben, der in den Archiven des DFB gefunden worden war.
Liegl stand kurz vor der WM-Vergabe im Sommer 2000, als das Schriftstück entstand, nicht in Diensten des DFB, sondern beriet die Firma KirchMedia bei der Akquisition von Sportrechten, von Januar 2001 an agierte er dort als Geschäftsführer.
DFB sichert Warner Tickets für WM 2006 zu
Das deutsche WM-Bewerbungskomitee hatte für den unter massivem Korruptionsverdacht stehenden damaligen FIFA-Vizepräsidenten Jack Warner, einem der Wahlmänner bei der WM-Vergabe, vier Tage vor der Abstimmung, am 2. Juli 2000, einen Kontrakt konzipiert. Demnach sicherten die Deutschen dem von Warner geführten amerikanisch-karibischen Verband CONCACAF umfangreiche Unterstützung zu und Warner selbst Ticketkontingente für das Turnier. Franz Beckenbauer, damals Chef des WM-Bewerbungskomitees, hatte den Vertrag unterschrieben.
Die DFB-Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch bewerteten den Vertrag, der offenbar nicht in Kraft getreten ist, unlängst als Bestechungsversuch der deutschen WM-Bewerber. Wenn der frühere Kirch-Anwalt Liegl der Autor dieses Vertrags ist, wäre das ein bemerkenswerter Umstand: Die Unternehmensgruppe des damals noch mächtigen Leo Kirch hatte 1997 für 1,7 Milliarden Mark von der FIFA die Europarechte für die Übertragungen der Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gekauft und ein großes geschäftliches Interesse daran, dass das Turnier 2006 in Deutschland stattfand.
Alexander Liegl wollte gegenüber dem "Spiegel" den Vorgang mit Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht kommentieren.