WM-Quali: Irlands weg in die Moderne
- Aktualisiert: 11.10.2013
- 13:19 Uhr
- SID
Nach dem Ende von Trainer-Legende Giovanni Trapattoni steht die irische Nationalmannschaft vor dem Umbruch. Ein entscheidendes Element fehlt aber noch: Ein neuer Trainer.
Köln - Besuch aus Irland ist immer gern gesehen, vor allem bei den Pub-Besitzern in Köln. Wirte und Fans freuen sich gleichermaßen auf das WM-Qualifikationsspiel zwischen der deutschen und der irischen Nationalmannschaft in Köln. Eines ist schon vor Anpfiff sicher, die Iren werden ihr Team unabhängig vom Spielausgang wie Sieger feiern, obwohl eine Qualifikation für Brasilien 2014 nicht mehr möglich ist.
Beim nationalen Verband FAI will hingegen keine Feierstimmung aufkommen. Schon in Spiel eins nach der Trennung von Giovanni Trapattoni als Nationaltrainer ist die Richtung klar: Der veraltete Fußballstil soll modernisiert werden. Doch wer die schwere Aufgabe übernehmen wird, ist noch offen. Gegen Deutschland wird interimsweise der ehemalige U21-Trainer Noel King das Team betreuen.
Kandidatenliste ist lang
"Es gibt eine Menge Interessenten für den Job. Wir haben mit einigen Kandidaten gesprochen, aber das ist alles, was ich sagen kann", verriet FAI-Sportdirektor Ruud Dokter. Seit April ist der Niederländer im Amt. Seine Hauptaufgabe: den irischen Fußball an die Gegenwart anpassen. Dem 74-jährigen Trapattoni traute er diese Zukunftsaufgabe nicht mehr zu.
"Die Iren können wahnsinnig gut verteidigen, sie sind unheimlich gut organisiert. Sie gehen immer hohes Tempo und fighten bis zum Umfallen, egal ob es 0:1 oder 0:3 steht", zeigt sich Bundestrainer Joachim Löw vom kommenden Gegner beeindruckt. Gleichzeitig betonte der Löw aber auch: "Sie können ihre Spielweise nicht verändern. Sie sind nicht unbedingt Weltmeister im Ballhalten oder Tempoverschleppen."
Kreativität entwickeln
Sportdirektor Dokter ist bewusst, dass der irische Fußball eine General-Überholung nötig hat: "Das Spiel hat sich entwickelt, und man muss sich anpassen. Das ist der Schlüssel", sagte der Niederländer: "Das braucht Zeit, denn es ist ein langfristiger Prozess. Ich weiß aber, wohin ich will."
Auf dem Weg in die Moderne soll vor allem eine verstärkte Nachwuchsarbeit helfen. Ein Kritikpunkt an der Arbeit Trapattonis war auch, dass er die Nachwuchsmannschaften vernachlässigt haben soll. "Ich höre immer, wir haben keine technisch starken Spieler. Die haben wir. Wir brauchen aber kreative Spieler. Deshalb sollte der Trainer den Fokus darauf legen, schon den Kindern und Jugendlichen Fehler zuzugestehen", meinte Dokter: "Anstatt immer nur stoppen und passen und auf das Ergebnis schauen, müssen wir Kreativität entwickeln."
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Drei Rückkehrer gegen den DFB
Im Hinspiel siegte Deutschland mit 6:1. Damit das nicht wieder passiert, holt Interims-Trainer King drei Spieler in das Aufgebot der "Boys in Green" zurück. Darron Gibson (Everton), Andy Reid (Nottingham) und Anthony Stokes (Celtic Glasgow) sollen ihr Comeback geben. Das Trio war bei Trapattoni in Ungnade gefallen.
Doch auch in taktischer Sicht wird es erste Änderungen geben, das 4-4-2 des Italieners wird einem moderneren 4-5-1 weichen. "Dieser Schritt ist längst überfällig. Nicht mehr viele Mannschaften spielen 4-4-2", sagte Rückkehrer Reid. Ein Problem kann aber auch ein neues System nicht überdecken: das der Qualität.
Kapitän und Stürmer Robbie Keane (Los Angeles Galaxy) ist zwar mittlerweile auch schon 33, aber immer noch der einzige Spieler, der internationalen Ansprüchen genügt. Auch deshalb wies Interimscoach King das Ansinnen von Keanes Verein zurück, den Rekord-Nationalspieler nach dem Deutschlandspiel in die USA zurückkehren zu lassen.