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TV-Ärger: Sender beziehen Stellung - Norwegen kritisiert
Der TV-Ärger begleitet Deutschlands Handballerinnen weiter auf ihrem Weg in die WM-Hauptrunde: Die beiden öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF haben die Kritik von DHB-Präsident Andreas Michelmann gelassen zurückgewiesen. "Die medialen Live-Verwertungsrechte an der Handball-WM der Frauen sind bereits 2019 vergeben worden, zum damaligen Zeitpunkt waren die Ausrichterländer noch nicht bekannt", hieß es am Freitag in einer gemeinsamen Stellungnahme, wie das ZDF dem SID mitteilte: "Die Etats von ARD und ZDF für den Erwerb von Sportrechten sind begrenzt." Auch "aus diesem Grund – und weil sie zum Zeitpunkt der Rechtevergabe nicht Bestandteil der programmlichen Strategie war" seien keine Live-Rechte erworben worden, erklärte der Sender.
Die TV-Situation hatte kurz vor Beginn des Großevents in Deutschland und den Niederlanden (bis 14. Dezember) für viel Ärger gesorgt. Das ZDF würde erst bei einem möglichen Viertelfinale in die Live-Berichterstattung einsteigen, die ARD bei deutscher Beteiligung jeweils Halbfinale und Finale zeigen. Die Vor- und Hauptrunde sind wie alle 108 WM-Partien nur beim Streamingportal Sporteurope.TV zu sehen – hinter einer Bezahlschranke.
Michelmann hatte ARD und ZDF kurz vor Turnierbeginn dafür deutlich kritisiert. "Ehrlich, ich finde das eine Schande", sagte der Boss des Deutschen Handballbundes (DHB) der Bild-Zeitung: "Das haben unsere Frauen nicht verdient." Am Freitagabend (18.00 Uhr/Sporteurope.TV) kann das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch gegen Uruguay vorzeitig den Einzug in die Hauptrunde klarmachen.
Rückendeckung erhielt Michelmann (66) von der Präsidentin des norwegischen Handballverbandes (NHF). "Ich finde das skandalös und es zeigt, dass Frauensport eine geringere Priorität genießt", sagte Randi Gustad im Gespräch mit der norwegischen Tageszeitung Dagbladet: "Von einer europäischen Macht wie Deutschland hätte ich in puncto sozialer Verantwortung der Sender mehr erwartet."
Natürlich sei es "kein Menschenrecht, dass verschiedene Sportarten im Fernsehen gezeigt werden", so Gustad, "aber in diesem Fall reagiere ich auf die Geschlechterdiskriminierung." Bei einer Handballnation wie Deutschland sei es "seltsam, dass Meisterschaften im eigenen Land so anders behandelt werden". Zwar kenne sie den deutschen Medienmarkt nicht, aber sie wisse, "dass die Männerspiele dort bis 2024 uneingeschränkt priorisiert wurden", sagte die 48-Jährige. Die Aussagen von Michelmann verstehe sie daher sehr gut.
Im ZDF-Statement hieß es dagegen, die Sender hätten "Anfang dieses Jahres das Gespräch mit dem Rechtegeber gesucht", auch aufgrund der weit fortgeschrittenen Planung "kam es letztlich zu einer Verständigung für eine Live-Verwertung durch ARD und ZDF ab dem Viertelfinale". Über den gesamten Prozess hätten sich beide Sender "immer auch im engen Austausch mit dem DHB" befunden.