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Motorsport DTM

"Das waren richtige Krieger": Warum Nicki Thiim die alte DTM so fasziniert

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© Daimler

Schon als kleiner Junge träumte Nicki Thiim von der DTM. Das hat auch damit zu tun, dass der 1989 geborene Däne, der seit 2024 zu den DTM-Stammpiloten zählt und im Vorjahr auf dem Norisring siegte, dank seines Vaters die große Zeit der alten DTM hautnah miterlebte. Kurt Thiim wurde 1986 Meister und zählt zu den größten DTM-Legenden.

"Jeden Tag bin ich nach dem Aufwachen zum Fernseher gelaufen, weil ich hatte diese schönen VHS-Videos von Mercedes und so weiter", erzählt Nicki Thiim. "Das war eine komplett andere Zeit. Das geht von den großen Helden wie Burkhard Bechtel bis zu Charakteren von A bis Z, ob das Cecotto ist, Winkelhock, Schneider, Ludwig, Asch, van Ommen, dann der Kurt. Bei jedem hat die Persönlichkeit durchgestrahlt."

Bechtel, der heute als Porsche-Carrera-Cup-Kommentator nach wie vor bei der DTM vor Ort ist, war in den 1990er-Jahren Streckensprecher - und die Fahrer hatten noch Ecken und Kanten.

Wieso Thiim bei Begegnung mit Ellen Lohr "fast geweint" hat

"Die Fahrer konnten sich - wie der Kurt so schön sagt - nirgendwo hinbewegen, denn das waren Superhelden für die Leute. Ich liebe es, mich mit meinem Vater hinzusetzen und darüber zu reden, wie sich der Motorsport im Vergleich zu heute verändert hat", sagt der Aston-Martin-Werksfahrer, der in den vergangenen zwei Jahren in der DTM dank einer Freigabe im Lamborghini saß und nun vor einem Wechsel zur eigenen Marke steht.

Noch heute freut sich der 36-Jährige, wenn er im DTM-Fahrerlager auf Persönlichkeiten aus der damaligen DTM-Ära trifft. Als er 2024 auf dem Red-Bull-Ring Ellen Lohr begegnete, habe er "fast geweint und sie umarmt", offenbar er im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Da gehe ich fast auf die Knie, wenn ich diese Leute sehe. Das sind die Superhelden, die auf meiner Wand hingen, über meinem Bett - als kleiner Junge."

"Für mich waren das richtige Krieger, weil die Autos komplett anders gefahren wurden - ohne Fahrhilfen, insbesondere in den 90ern", sagt er - und verweist auf Lohrs Hockenheim-Sieg im Jahr 1992, als die Mercedes-Pilotin als einzige Frau in der DTM-Historie ein Rennen gewann und sich gegen Ex-Formel-1-Weltmeister Keke Rosberg und den späteren "Mr. DTM" Bernd Schneider durchsetzte.

"Meinen Vater gefühlt die ersten zehn Jahre nicht gesehen"

"Deswegen ist besonders die Elli für mich ein Held", so Thiim. "Als Frau, mit einem Auto, das keine Servolenkung hatte - und ein normales Getriebe: Das kannst du mit heute gar nicht vergleichen."

Während die heute eingesetzten GT3-Autos neben der Servolenkung auch mit ABS und Traktionskontrolle ausgestattet sind und das Feilen an Details den Unterschied in der DTM macht, tickten die Uhren damals noch anders.

"Gefühlt habe ich meinen Vater die ersten zehn Jahre meines Lebens nicht gesehen, weil Motorsport damals ein Performance-Sport war", sagt Thiim. "An fünf von sieben Tagen waren die testen - Reifen und dies und das entwickeln. Und heutzutage heißt es: Wir müssen Geld sparen, Testbeschränkungen."

"Kommt anders rüber, weil keiner dieses fucking Handy hatte"

Das sei für Thiims Vater, "unverständlich, weil im Vergleich zu seiner aktiven Zeit alles auf den Kopf gestellt wurde, als es den Reifenkrieg gab und beim Motor jede Pferdestärke herausgequetscht wurde. Geld hat gefühlt keine Rolle gespielt", erzählt Nicki Thiim.

Seine Faszination für die große Ära, die allerdings Ende 1996 wegen der hohen Kosten auch das vorläufige Ende der Serie bedeutete, kann er nicht verbergen: "Es muss eine unglaubliche Zeit gewesen sein, da mitzumachen. Aber ja, auch hart. Ich bin auf jeden Fall neidisch", gibt er zu.

Und das, obwohl er selbst nur wenige Erinnerungen an diese Zeit hat. "Leider war ich nicht alt genug", sagt er. Das einzige Rennen, an das sich Thiim laut eigenen Angaben erinnern kann, war Diepholz 1995, als er sechs Jahre alt war. "Das war einfach diese Atmosphäre", schwärmt er vom Rennen auf dem norddeutschen Flugplatzkurs.

"Das kommt halt anders rüber, weil keiner dieses fucking Handy hatte. Die Fans haben viel mehr mitgelebt, weil sie im Moment lebten. Heute fehlt alles von damals - Sound, Auto, Zuschauer, Fahrer."

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